Mehr als 150 Stände mitten im Herzen Trondheims und gleich nebenan das Bryggeri-Festival. Das muss gefeiert werden.
Ich steuere auf den Höhepunkt meiner Norwegenreise zu. Dem Kulinarikfestival im schönen Trondheim, letzte Station vor dem Heimflug. Ich liebäugle seit Jahren mit diesem Festival und dieses Jahr hat es endlich geklappt. Die Idee der Reise war, vor dem Festival einige der Produzenten und Aussteller auf ihren Höfen im Trøndelag zu besuchen, denn auf dem Festival bleibt zu wenig Zeit, mehr über die Menschen und ihre Produkte zu erfahren. Die Vorfreude auf das Festival hat mich gepackt. Ich muss jedem davon erzählen. Das geht dann in etwa so:
„Ich bin wegen des Kulinarik-Festivals gekommen“
„Ja cool, aber du musst unbedingt auch aufs Brauerei-Festival!“
Immer wieder bekomme ich die gleiche Antwort. Da denke ich dann, Leute, ich komme aus Bayern, bei uns gibt es genug Bier und allem voran gibt es das Oktoberfest, warum also sollte ich so aus dem Häuschen sein, wegen so einem Brauerei Fest? Gut, ich verstehe ja, dass solche Bierfeste bei euch nicht so häufig sind, aber hört ihr mir eigentlich zu? Kulinarik. Ich buchstabiere es auch gern noch mal. Essen. Fisch, Muscheln, Elchfleisch, Rentierleckereien, Käse….. und jeder hier bekommt leuchtende Augen wegen des Bierfestivals. So zumindest scheint es. Dass dieses Festival wirklich so außergewöhnlich ist und dass ich mich in das Himbeerbier verlieben werde, kann ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen.
Denn sie kennen ja die guten Sachen und sind an viele der Produkte gewöhnt. Können sich jeden Tag die tolle Butter aus Røros aufs Brot schmieren und wissen genau, wo man die beste Pizza mit frischen Muscheln bekommt. Trondheim ist während des Festivals ein einziges Paradies für Foodies. Und zum Glück sind dann doch nicht alle nur wegen des Brauereifestivals hier, auch wenn ich das zuvor vermutet habe. Genau eine Stunde nach der Eröffnung des Festivals habe ich noch die Chance, mich frei zwischen den großen Zelten zu bewegen und Fotos zu machen, danach ist es so voll, dass man sich an manchen Stellen nur noch durchschieben kann.
Schmecken, entdecken und einfach genießen
Obwohl sich die ganze Stadt, ach was, das halbe Land, auf diesem Festival vergnügt, geht es ausgesprochen entspannt zu. Alle sind freundlich und lächeln, keiner schubst und man macht höflich Platz, wenn man einen Käse oder eine Wurst probiert hat. Auf dem Festival präsentieren sich die verschiedenen Regionen mit ihren herausragenden Produkten. Auch Astrid ist hier mit ihrem tollen Eis und Käse (hier geht es zu meinem Bericht vom „Goldenen Umweg“). Svein, dessen Brennerei ich zuvor besucht habe, wird in diesem Jahr sogar einen Preis für seinen grandiosen Aquavit bekommen. Viele der Besucher verstehen dieses Fest als einen riesigen Outdoor-Markt, wo sie ihre Einkäufe tätigen können, denn die Preise sind während des Festivals ein wenig günstiger. Da kann man schon mal eine Butter mehr mitnehmen. Ich überlege auch, eine Butter mitzunehmen. „Claudia, es hat 25° C, wie willst du denn da ein Stück Butter mit nach München nehmen?“ Ja, ihr habt ja recht, ist eine Schnapsidee, aber die ist wirklich ganz arg toll diese Butter. Aber den gelaugten Fisch, den kann ich mitnehmen. Und den Braunkäse (Geitost) von der Ziege auch. Ich würde am liebsten noch viel mehr mitnehmen. Dieses zarte gezuckerte Gebäck zum Beispiel, das es vermutlich unbeschadet nicht mal bis zum Flughafen schaffen würde, so fragil ist es. Oder so ein großes Stück geräucherten Lammschinken. Da sehe ich schon, wie der Zoll sich auf mich freut… Es hilft alles nichts. Ich muss vieles einfach jetzt und dort genießen. Muss eintauchen und stark sein, damit ich nicht mit vollen Tüten heimkomme. Immerhin die tollen Trester-Kräcker nehmen zwar viel Platz im Koffer weg, aber wozu habe ich den Größten mitgebracht? Da passen auch noch die Knackerbsen aus Frosta rein, die natürlich unbedingt mitmüssen (und in diesem Rezept zum Einsatz kamen).
Himbeerbier, Kaffee-Stout und allerbeste Stimmung
Und dann bin ich, nachdem ich vier Stunden mich durch die Zelte habe treiben lassen, ich gefühlt alles probiert habe, was es zu probieren gab, doch noch auf dem Brauereifestival gelandet. Es war kaum noch ein Platz frei. Das Ganze läuft folgendermaßen: Man kauft sich ein kleines Glas und kleine, goldene Münzen, von denen man sich dieses Glas beliebig füllen lassen kann. So mancher kauft sich da gleich 10 oder mehr Münzen, was ja Sinn macht, da in dieses Glas nicht mehr als knapp 0,2 L passen, und man will sich ja nur möglichst nur einmal fürs Münzenkaufen anstellen. Und dann geht es los. Auf großen Tafeln steht angeschrieben, wer welches Bier macht – es sind ausschließlich kleine Craftbier-Brauer – und man hat die Qual der Wahl. Besser also, man kauft sich gleich zwei kleine Gläser, damit man nicht so oft hin und her rennen muss. Ich starte mit einem knackigen Indian Pale Ale, das wunderbar runterläuft. Dann probiere das Himbeer-Bier. Die anderen am Tisch wundern sich über meine Wahl, „Mädchenbier“ denken sie bestimmt, aber dieses Bier ist der absolute Knaller. Frisch, fruchtig und von dezenter, natürlicher Himbeernote. Mein absoluter Favorit an diesem Tag. Da kommt dann auch das Kaffee-Stout nicht mehr dagegen an. Jetzt könnte man ja meinen, dass das mit den kleinen Gläschen irgendwie blöd ist, ganz anders eben als so eine Maß Bier auf dem Oktoberfest, doch den Leuten hier geht es echt ums Probieren, weniger, sich zuzudröhnen. Gut nach so 5 Gläschen in der prallen Sonne, werden die Knie schon ein bisschen weich und so ein buttriges Gefühl zieht sich durch den ganzen Körper, aber alles noch kontrollierbar. Die Stimmung hier ist jedenfalls großartig. Es dauert keine fünfzehn Minuten, da kenne ich schon den Rest des Tischs beim Vornamen (die ich mir natürlich nicht merken kann) und wir prosten uns freundlich zu.
Drei Tage dauert diese wunderbare Sause in Trondheim und ich kann nur jedem empfehlen, da mal hinzufahren. Wer also für den nächsten Sommer einen Trip nach Norwegen plant, sollte das unbedingt in die Reiseroute mit aufnehmen.
Wo übernachten während des Festivals?
Mehr Beiträge zu dieser Reise gibt es hier:
Am schönsten Strand von Stokkøya
Kulinarisches auf dem „Goldenen Umweg“
Offenlegung: Die wunderbare und überaus köstliche Reise erfolgte auf Einladung von Visit Norway. Tusen Takk dafür!
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