22. Oktober 2023

Norwegen,Trondheim – warum man diesen kulinarischen Hotspot erlebt haben muss und garantiert wiederkommt

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nur das Beste: Restaurant Credo, Britannia Hotel und noch viel mehr Tipps

„Sie sollten jetzt besser aussteigen und mir die Schlüssel geben“. Ich bin ein wenig verwirrt. „Madame, Sie sind gerade verkehrt herum durch eine Einbahnstraße gefahren und wenn Sie weiterfahren, dann könnte das recht teuer werden“, meint der freundliche Concierge des Britannia Hotels mitten in der Innenstadt in Trondheim. Alles was ich wollte, war ihn fragen, wo ich mein Auto unterstellen könnte. Ich hatte gewendet und nicht bemerkt, dass es hier nur in eine Richtung geht. Dummer Fehler, passiert mir eigentlich nie. Wenn dann nur mit Vorsatz (wie in Tirana, wenn man dringend einen Flug erreichen muss aber das ist eine andere Geschichte). Also gebe ich ihm meine Schlüssel, er lässt mein Gepäck ausladen und zur Rezeption bringen. Und da bin ich also. Im schönsten, luxuriösesten Hotel der Stadt. Dem Britannia Hotel. Hier wollte ich schon immer mal her. Vielleicht hätte ich meinen Auftritt ein wenig klüger gewählt, aber so ist es nun mal. Kurze Zeit danach klopft es an meiner Zimmertür. Der Concierge wieder. Mit einem bezaubernden Lächeln überreicht er mir mein Handy, das ich im Wagen liegen gelassen habe. Die einzigen beiden Male überhaupt, in denen ich mein Handy liegengelassen habe, waren in Norwegen. Normalerweise ist mir das Ding ans Handgelenk gewachsen. Das erste Mal trug es mir ein freundlicher Flugbegleiter der norwegischen Widerøe Fluggesellschaft in den Shuttlebus hinterher. Das zweite Mal also jetzt. Es muss mit diesem Land zu tun haben. Es verzaubert mich.

Da bin ich wieder Trondheim!

Vor vier Jahren war ich schon einmal hier. Im Sommer, zum Kulinarik Festival. Es war grandios. Die Nächte waren hell und der Charme dieser Kulturmetropole zog mich in seinen Bann. Ende September sind die Tage kürzer, die Luft ist kühler und die meisten Boote sind nicht mehr auf dem Wasser, sondern liegen in der Marina. Das Licht im Herbst ist blauer, leuchtender, doch noch immer sind die Cafés in den Straßen voll. Man braucht nur eine Decke. Ich laufe auf der mir bekannten Route über eine der Brücken, dorthin wo viele Cafés und Geschäfte sind. Langsam erinnere ich mich wieder an die eine oder andere Ecke. Hier habe ich ein paar Teller gekauft. Und ein paar Straßen weiter eine Tischdecke. Trondheim hat ein urbanes Flair und ist doch überschaubar. Es gibt viele Museen, Galerien und Ausstellungen. Irgendwas passiert hier immer. Und die Stadt (zusammen mit der darum liegen Region Trøndelag) hat zu Recht die Auszeichnung als „European Region of Gastronomy 2022“ verliehen bekommen, denn hier wird fündig, wer exquisite nordische Küche sucht. Ich laufe also erst einmal weiter durch die Straßen, die Bewegung tut gut. Ich habe heute noch Großes geplant.

CREDO – nachhaltig verzaubert

Langsam verschwinden die Fragezeichen in meinem Kopf. Warum sollte ich den Hof von Elin Skjølberg auf meiner Reise durch Trøndelag besuchen, warum ausgerechnet diesen und nicht einen anderen? Weil fast alles, was dort angebaut und aufgezogen wird, hierher geliefert wird. Ins Credo. Einem von drei mit einem Michelin Stern ausgezeichneten Restaurants der Stadt. Eigentlich hat das Credo sogar zwei, der zweite ist grün und steht für Nachhaltigkeit. Ich bin an diesem Abend sicher der einzige Gast, der genau weiß, woher die Möhre auf meinem Teller stammt. Wie es drumherum aussieht, da wo diese kleine Erbse herkommt.

Ein Abend im Credo beginnt immer oben auf der Galerie. In bequemen Lounge Sesseln. Dort wo die Bilder all jener Kühe an der Wand hängen, die auf dem Skjølberg Hof aufgezogen wurden und die auch auf der Speisekarte namentlich erwähnt sind. Wo die ersten Häppchen serviert werden und man mit einem Cocktail den Auftakt zu einem grandiosen Abend feiern kann.

Häppchen mit Topinambur und Rakfisk (gereifter, fermentierter Fisch), eine kleine Croustade mit Languste und ein Tatar von der Milchkuh mit Milchhaut. Eindrucksvoll auch der winzige Kartoffelkuchen mit „XO“ Hering und saurer Sahne. Auch ein Minitörtchen mit Wachtelleber wird gereicht. Die erste Wachtelleber, die ich je gegessen habe. Sie ist winzig aber köstlich.
Dann geht es nach unten in den Restaurantbereich, wo weitere elf Gänge auf mich warten. Ich bin ein wenig elektrisiert von den Amuse. Die waren vielversprechend. Ich kann es kaum erwarten.
Es ist ein Donnerstagabend und nicht alle Tische sind an diesem Abend besetzt. Die Atmosphäre ist entspannt und angenehm. Waren Sie nicht im vergangenen Jahr im Restaurant Dill auf Island, fragt mich der freundliche Kellner, als er meinen ersten Gang serviert. Ich bin kurz sprachlos und krame in meinen inneren Bildern. Ja richtig, da war ich. Aber wie in aller Welt kann er das noch wissen? Ich muss gestehen, dass ich für Erinnern an Namen und Gesichter zweifellos keine Trophäe bekäme. Ich bin unglaublich mies darin, mir so was zu merken. Er aber nicht. Das ist ein Wow-Moment.
Und dann geht es auch schon los mit Jakobsmuscheln aus dem Trondheim Fjord. Roh, mit halb getrockneten Tomaten, Basilikumöl und Sanddorn Gel. Das ist hell, frisch und von wunderbarer Leichtigkeit. Als Begleitung (ich habe freundlich gefragt, ob ich alkoholisch und nicht-alkoholisch mischen dürfte) bekomme ich ein fermentiertes Getränk aus Erdbeeren und einem Hauch Minze. Das ist ein bisschen verwegen, passt aber erstaunlich gut.
Eine Braune Krabbe aus Hitra, einer von Trondheims vorgelagerten Inseln, bestimmt den folgenden Gang. Sie wird mit Buchweizen und Feigenblattöl serviert. Das ist eine meisterhafte Kombination und ich wünschte, ich könnte das euphorische Gekritzel in meinem Notizheft noch entziffern. Nur so viel – es war fantastisch. Erst danach bekomme ich ein bisschen Brot (frisches Sauerteigbrot aus dem Ofen) mit Butter vom Skjølberg Hof serviert. Brot und Butter, beides so zelebriert und so gut, ist immer schwerst verführerisch, denn schließlich geht es danach noch weiter. Und das mit ausgezeichnetem Heringsrogen, Wachtelei, einer Beurre Blanc und Lauchöl. Wer mich kennt weiß, dass ich einer guten Beurre Blanc immer verfalle. Luftiger wird es dann wieder im folgenden Gang mit einem Salat aus dem Garten, wo sich gelbe Pflaumen wie auch Rote Bete mit Rettich und Buttermilch finden.

Heidi Bjerkan, Küchenchefin des CREDO

Zwischendurch kommt Küchenchefin Heidi Bjerkan an meinen Tisch. Sie, die mit ihrem Können zum internationalen Ruhm der nordischen Küche beigetragen hat, ist immer noch eine große Verfechterin der regionalen und nachhaltigen Küche. Sie bildet aus, war fünf Jahre lang Küchenchefin am königlichen Hof und sprüht vor Energie, wenn sie über das Essen und ihre Produzenten spricht. Die charmante Frau hält nichts von Allüren, sie ist nahbar und offen. Ich kann ihren Mitarbeiter, den es aus Reykjavik hierhergezogen hat um bei ihr zu arbeiten, verstehen. Sie ist bestimmt auch eine gute Chefin, denke ich.
Schlicht und unkapriziös ist der folgende Gang. Eine Langoustine aus dem Trondheim Fjord mit einem fluffigen Schaum aus brauner Butter und einer satten Langusten-Brühe. Die Aromen sind dicht, fettig und überragend klar. Ich liebe diesen Gang.

die sagenhafte Languste aus dem Trondheim Fjord

Und mit Fisch geht es auch weiter. Diesmal eine dünne Tranche Seeteufel mit Pfifferlingen, koreanischer Gochujang Paste und Oreganoöl in einem leichten Fischfond. Wieder ist der Geschmack hell, deutlich und doch voller spannender Kontraste. So als Sammlerin von Keramik aus aller Welt bin natürlich auch begeistert, wie schön die einzelnen Gerichte präsentiert werden. Und auch da schließt sich wieder ein Kreis. Die bezaubernden Schalen habe ich bereits in einer Kunstgalerie in Røros entdeckt und stammen von der Künstlerin Sissel Wahtne, die mit Glasuren aus Rentierknochen arbeitet. Unglaublich anmutig und haptisch ein Vergnügen. Hätte ich nur nicht schon so viele Schälchen Schüsseln und Teller….

Mittlerweile ist das Restaurant fast leer und ich habe sämtliche Hemmungen verloren, mit meinem Teller quer durch den Raum zu laufen, um den besten Platz für ein Foto zu finden. Das Personal nimmt es gelassen. Mir ist das wichtig, denn wie soll ich sonst diese herrliche Küche dokumentieren, wenn es draußen mittlerweile stockdunkel ist und das Licht im Raum eher orange und ein bisschen schummrig?
Trotzdem werden die Bilder nicht der grandiosen Küche gerecht. Nicht mit allen Tricks der Technik.
Ich will sie trotzdem festhalten. Den großartigen Fleischgang (von Kuh Viola), mit schwarzem Knoblauch, gekeimtem Roggen, confiertem Topinambur und zarten Fava-Bohnen. Und den Blackpudding, der köstlichen Blutwurst mit Brandy und Preiselbeer-Gelee.

im Weinkeller

Dann noch ein Eis aus Sahne vom Skjølberg Hof mit Honig. Es schmeichelt dieses Eis, welches ein wunderbares Menü zum Abschluss bringt. Noch einmal geht es hoch auf die Galerie. Jetzt wird es nochmal ganz besonders kuschlig. Waffeln und Lefse (Pfannkuchen mit Rahm) werden gereicht. Das klingt simpler als es war. Die Waffeln waren von so überragender Qualität, innen ganz weich und luftig, außen herrlich kross, so dass ich trotzdem noch von ihnen probieren musste.

Ich bin ein bisschen traurig, dass es vorbei ist. Das war ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte.

Credo
Ladeveien 9, 7066 Trondheim
restaurantcredo.no

Britannia Hotel – nirgendwo ist es schöner

jeder wünscht sich so ein Willkommen

die legendäre Bar

„Gönn dir doch noch vor dem Schlafengehen einen Drink in der Bar“ lautete der freundliche Rat. Die Bar im Britannia Hotel ist legendär. Doch es lockt die Suite, das Bett mit seiner wunderbaren Matratze. Ich genieße die Ruhe, den Abend noch einmal Revue passieren zu lassen. Die Gespräche, die Eindrücke und die geschmacklichen Erlebnisse. Ich fühle mich nur ein bisschen übersättigt (die wunderbaren Waffeln sind schuld) und bin dankbar, dass ich in diesem geschmackvollen Ambiente einfach nur meinen Gedanken hinterher hängen darf. Ich schlafe wunderbar in dieser Nacht.

Man sollte wissen, dass das Britannia nicht umsonst eine Auszeichnung für sein Frühstück bekommen hat. Eigentlich sollte man das schon am Vorabend wissen und sich möglichst leicht und frugal ernähren, denn das, was man hier geboten bekommt, ist überwältigend. Prämierte Käse, Brote, Fische, beste Zimtschnecken, natürlich Butter aus Røros, Früchte und selbstgemachte Marmeladen, Eierspeisen und Kuchen. Es ist ein wahrer Frühstücksrausch. Und mittendrin ich, die nicht weiß, wo sie anfangen soll.
Ich kann verstehen, dass man sich für dieses Hotel nur wegen seines Frühstücks entscheidet. Das muss man erlebt haben, sonst glaubt einem keiner.
Viel essen kann ich nicht an diesem Morgen, nur ein bisschen Braunkäse und ein Croissant. Aber ich könnte den ganzen Tag hier verbringen. Das Programm sieht jedoch anderes vor. Ich treffe noch Espen Aunaas, Executive Head Chef des Britannia Hotels mit dem ich ein spannendes Gespräch über den bevorstehenden Bocuse d’Or führe. Der Bocuse d’Or ist so was wie die Weltmeisterschaft der Kulinarik und da Norwegen bei diesem Wettbewerb beachtlich viele Preise, genauer gesagt die meisten Auszeichnungen gewonnen hat, wird er im kommenden Frühjahr 2024 in Trondheim ausgerichtet. Es ist eine seiner Aufgaben, sein Team darauf vorzubereiten.

Britannia Hotel
Dronningens gate 5, 7011 Trondheim
britannia.no

 

Saisonale Brasserie-Küche

Noch einmal laufe ich durch die Straßen von Trondheim. Ich hätte meinen letzten Vormittag auch im Spa verbringen können, doch es zieht mich an den Hafen. Wie glücklich muss man sein, in dieser Stadt leben zu dürfen, denke ich. Meer und Natur sind so nah beieinander und dann ist da so viel Kunst und Kultur dazwischen.

Noch ein letzter Lunch in der stylishen Brasserie Sellanraa, wo man zwischen Bücherwänden frische saisonale Küche genießen kann. Die meisten der angebotenen Speisen sind vegetarisch, Gemüse der Saison steht hier im Fokus und meist begleitet etwas Fermentiertes oder Eingemachtes die Gerichte. Ich entscheide mich für ein Risotto mit roter Bete, Joghurt mit Kräuteröl und Kapuzinerkresse. Der beste Abschluss, den man sich wünschen kann.

Sellanraa Bok & Bar
Kongens gate 2, 7011 Trondheim
sellanraabar.no

Zimt oder Kardamom?

Die Frage muss ich jetzt einfach stellen. In skandinavischen Ländern ist die Zimt- oder Kardamomschnecke ja so etwas wie der absolute Exportschlager. Jeder ist diesem luftigen Hefeteiggebäck verfallen. Ich auch. Aber hier darf ich endlich mal wieder wählen, was bei uns in Deutschland eher selten ist. Bei uns dominiert die Zimtschnecke. Nix gegen eine Zimtschnecke aber ich bin eindeutig Fraktion „Kardamomschnecke“. Und die machen sie hier so gut.

 Offenlegung: die Reise nach Trondheim und Trøndelag erfolgte auf Einladung von Explore Trøndelag und Visit Norway. Tusen takk dafür – es gab so viel Großartiges zu entdecken!!!

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