18. August 2019

Inderøys „Goldener Umweg“ – köstliche Entdeckungen im ursprünglichen Norwegen

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Die kleine Halbinsel Inderøy hat neben grandiosen Aussichten viel zu bieten: dabei bester Aquavit, prämierter Käse, feine Küche und „Elch-Eis“

Wie schmecken eigentlich Kartoffel-Lefse? Oder Elch-Eis? Und was hat es mit einem Aquavit auf sich, dessen Zutaten mal nicht aus der Ferne kommen, sondern aus der Region? Auf der kleinen, gemütlichen Insel Inderøy findet man die Antworten auf diese Fragen. Vorausgesetzt, man begibt sich auf „Den Gyldne Omvei“, den Goldenen Umweg. Vor 21 Jahren haben verschiedene Höfe, Gasthäuser und Produzenten sich zusammengeschlossen, um Besuchern nicht nur Einblicke in das ländliche Leben zu gewähren, sondern auch um ihre Produkte in kleinen Hofläden anzubieten. Jetzt, so kurz vor dem großen Kulinarik Festival in Trondheim, herrscht eine besondere Spannung. Es gilt noch viel vorzubereiten. Auch ich habe ein straffes Programm, denn ich will so viel wie möglich entdecken, erschmecken und kennenlernen. Alle Stationen des Goldenen Umwegs werde ich nicht schaffen. Meine erste Station ist Marens Bakeri, eine Bäckerei mit einem angeschlossenen Café. Daneben eine Baustelle. Stolz erzählt mir die Bäckerin Mona, dass hier die neue glutenfreie Bäckerei entsteht, überhaupt setzt man hier stark auf die Alternativen zum Weizen. Für die glutenfreien Brownies wurden sie ausgezeichnet. Doch noch etwas macht diese Bäckerei zu etwas Besonderem – sie kümmert sich um die Integration von Menschen mit Behinderung. Und wenn dabei so großartige Zimtschnecken und feinster Käsekuchen mit Hollergelee (beides probiert) dabei herauskommen, dann haben die Leute hier alles richtig gemacht. Wo ich übernachten werde, will Mona wissen. Im Husfrua Hotel, antworte ich. Da dürfe ich mich auf was freuen, meint sie.

Eindrücke aus Inderøy: goldene Felder, das Café in Marens Bakeri, eine Hütte am Wasser, Husfrua Hotel, eine Schale Kirschen in Garten eines japanischen Keramikkünstlers, noch mehr Hütten, Rinder und Kuchen

Hoch über dem Fjord

Und damit hat sie Recht. Oben auf dem Berg liegt das Husfrua Hotel idyllisch mit einem grandiosen Blick über den Fjord. 1867 wurde es erbaut, dies jedoch 5 km entfernt von dem Platz, wo es heute steht. Auf Bildern zeigt mir Kirsten Værdal, wie das mit dem Umziehen von so einem großen Haus vonstatten ging. Auf dem Hof haben sie etwa 50 Milchkühe und 30 Charolais Rinder, dazu gesellen sich noch ein einzelnes schwarzes Hausschwein und eine Henne. Værdal ist Direktorin für Landwirtschaft im Kreistag Nord-Trøndelag. Von ihr erfahre ich viel über die Tierhaltung in Norwegen. Massentierhaltung gibt es nicht, da es fast nur kleine Betriebe gibt, etwa 5% davon sind biologisch betriebene Höfe, 15% werden angestrebt. Sie erklärt mir auch, dass es hauptsächlich die Bauern waren, die gegen einen EU Beitritt stimmten. Ich hole mir eine Limonade und bleibe einfach vor dem Haus in der Sonne sitzen und schaue auf den Fjord. So lange, bis sich irgendwann der Hunger meldet. Ich habe es nicht weit. Einmal quer übers Feld und ich bin im Restaurant Øyna. Und von dort kann ich so lange ich will bei einer köstlichen Fischsuppe weiter über den Fjord starren.

Kirsten Værdal liebt ihre Kühe

das Husfrua Hotel

Der Blick über den Fjord vom Restaurant Øyna aus

eine feine Fischsuppe, Kabeljau mit Pürees und Spitzkohl und eine Dessertvariation mit Früchten, Kuchen und Eis

Kartoffel-Lefse backen

Liv Olsen erwartet mich bereits. Es ist ein frischer Morgen, die Luft ist klar und noch nicht so aufgeheizt wie in den Tagen zuvor. Auf dem Gulburet Hof herrscht eine friedliche Stille. Aus dem kleinen Hofladen duftet es nach frisch gebackenem Brot. Hier also soll ich in die Geheimnisse eines norwegischen Originals eingeweiht werden – dem Backen von Lefse auf einer „Takke“. Einer großen Eisenplatte. Dafür hat Liv schon mal Kartoffeln vorgekocht. „Lady Claire“ seien die Besten dafür, meint sie. Zusammen mit Dinkelmehl, Salz und saurer Sahne bereiten wir einen samtigen Teig aus den Kartoffeln, den sie knapp 1 cm dick ausrollt und dann auf die große Eisenplatte legt. Natürlich gibt es für die Lefse auch eine eigene Ausstechform, damit sie auch perfekt rund sind. Als sich die Lefse auf der heißen Platte wie indische Fladen aufblähen, ist sie zufrieden. Nachdem wir etwa 20 dieser Fladen gebacken haben, wickeln wir sie in ein Tuch und setzen uns in den Garten unter den großen Baum. Wir essen sie mit Zucker und Butter. Natürlich kann ich den Hof nicht ohne so eine Lefseform und einen Holzspatel verlassen, die ein paar Orte weiter anfertigt werden. Ein beliebtes Mitbringsel. Nimmt etwas Platz weg, aber schließlich ist es immer ratsam in Norwegen mit einem großen Koffer unterwegs zu sein.

Liv Olsen, der Hof, die Lefse, ein Buch über Lefse, der Hofladen und unten rechts dann die Lefse-Ausstechform

Die Regeln des Aquavits

Weiter geht es zu Svein Berfjord auf dem Berg Gård Hof, wo er seinen ausgezeichneten Aquavit brennt. Verkaufen darf er ihn allerdings in seinem Hofladen nicht. In Norwegen hat noch immer der Staat das Monopol auf alles Alkoholische (> 4,75 %). „Oh Mann, und du kannst ihn noch nicht mal probieren, denn du bist ja mit dem Auto da!“, ruft er und schaut mich ein wenig bedröppelt an. Richtig. In Norwegen gilt eine 0,2% Promille Grenze. Ich überlege kurz. Irgendwie ist das ja schon doof, ich bin extra hergekommen und jetzt soll ich einfach so wieder fahren? Auf gar keinen Fall. Schließlich will ich mich nicht zulaufen lassen und da wäre ja noch mein journalistischer Auftrag, quasi eine höhere Mission. „Ich könnte das ja in homöopathischen Dosen probieren“, schlage ich ihm vor. Svein freut sich. Legen wir also los! Für alles, was sich Aquavit nennen darf, gelten klare Regeln: Er muss aus 100% Kartoffelschnaps sein, mehr als 37,5% und weniger 60% Prozent haben und mit Kümmel oder Dill gemacht sein. Der Kümmel wächst hier auf der Farm. Was für ihn einen guten Aquavit ausmache, will ich wissen. Kümmelig und rund sollte er sein, meint Svein. Mit dabei im Zutaten-Potpourri sind Anis, Sternanis, Fenchel, Koriander, Zitronen- oder Orangenschale. Das sei zwar alles ganz gut, reichte ihm aber nicht. Er wollte einen Aquavit machen, der rein aus lokalen Zutaten besteht. Und so kreierte er einen Aquavit aus Kümmel, Mädesüß, Angelikawurzel und Fichtentrieben. Der kam dann gleich so gut an, dass es internationale Preise dafür gab. Vielleicht fiel in diesem Fall die homöopathische Dosis etwas großzügiger aus, aber hey, das hat sich gelohnt!

Die Variante mit Weidenröschen, Vogelbeere und Sanddorn kann ich übrigens auch wärmstens empfehlen.

Svein Berfjord, der Aquavitbauer (Akevittbonde)

großartiger Stoff!

„Elch-Eis“ und prämierter Käse

Ich fahre weiter zur Gangstad Hofkäserei. Über Astrid Aasen und ihren nostalgischen Hof wurde schon viel geschrieben. Vor etwa 20 Jahren war sie in Norwegen die erste, die eine Käserei öffnete, mittlerweile gibt es mehr als 150. Eine Wand im kleinen Hofladen ist übervoll mit Auszeichnungen für die verschiedenen Käse, die hier hergestellt werden. Doch nicht nur für ihren Käse ist sie bekannt, auch für ihr Eis machen viele Besucher der Gegend gerne einen Umweg. Das Lakritzeis ist herrlich cremig und ich finde es schade, dass diese Sorte bei uns so gut wie nirgends zu finden ist (hoffentlich lesen das alle Eismacher in München). Ein besonderes Highlight bei ihren Eissorten ist das „Elch-Eis“. Natürlich steckt kein Elch in diesem Eis, aber die Kombination aus Preiselbeeren und Fichtennadelsprossen sei doch wirklich sehr den nordischen Wäldern nachempfunden, der Heimat der Elche eben.

Astrid Aasen hat gut lachen – ihr Eis und ihr Käse sind in ganz Norwegen beliebt

 

Adressen:

Husfrua Gårdshotell
Sakshaugvegen 44A, 7670 Inderøy
+47 406 48 881
www.husfrua.no

Øyna Restaurant
Øynavegen 60, 7670 Inderøy
www.oyna.no

 

Mehr über den „Goldenen Umweg“ erfahrt ihr hier:
www.visitnorway.de/listings/der-goldene-umweg/76216/
visitinnherred.com
de.visitinnherred.com/essenundtrinken/

 

Offenlegung: diese genussvolle Reise wurde unterstützt von Visit Norway. Tusen Takk dafür!

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