In der vergangenen Woche ist etwas Großartiges passiert, etwas was einem den Glauben an das Gute im Menschen zurückgeben vermag. Mir zumindest. Ich war im Lustspielhaus. Es war kalt und regnerisch an diesem Abend und ich nahm das Auto, welches ich in einem Parkhaus in der Nähe des Theaters abstellte. Ich erlebte zusammen mit Freunden einen wunderbaren Abend bei einer Lesung von Axel Hacke. Den finde ich richtig gut und seine Texte zeugen immer von einer wunderbaren Beobachtungsgabe der Menschen. Und ihrer Schwächen. Ganz besonders dieser. Wie er also so erzählte über die Heiterkeit in schweren Zeiten, das Publikum hatte er da voll auf seiner Seite, schweiften meine Gedanken weiter zum Genuss in Zeiten unguter Nachrichten, die wir am liebsten manchmal komplett ausblenden möchten. Ich finde Genuss ist wichtig. Egal zu welchen Zeiten. Genuss ist gut für die Seele. Gutes Essen erzeugt gute Gefühle und die sind ja schließlich wichtig im Umgang miteinander. In der Pause kaufte ich mir sein Buch (in bar) und bezahlte meine Getränke am Ende der Vorstellung mit meinem letzten Bargeld. Ein paar Münzen waren noch übrig. Ich lief zum Parkhaus und schob die Parkkarte in den Schlitz. Aber wo war der Schlitz für die Kreditkarte? Es gab keinen. Und ich hatte nicht mehr genügend Geld. Während ich schon leicht panisch danach googelte, wo sich denn möglicherweise der nächste Geldautomat befinden könnte (auch davon gibt es immer weniger), betrat eine Gruppe aus zwei Paaren den Kassenraum. Ich fragte sie, ob sie wüssten, wie man außer mit Bargeld hier bezahlen könne, was eigentlich eine ziemlich bescheuerte Frage war, denn es war ja offensichtlich, dass es keine andere Möglichkeit gab. Wieviel denn fehlen würde, fragte eine der beiden Damen. Fünf Euro meinte ich und schaute etwas bedröppelt auf meine Münzen in der Hand. Alles klar, sagte sie und drückte mir die fehlenden Münzen in die Hand. Darf ich Ihnen das sofort via PayPal überweisen, fragte ich. Auf keinen Fall, antwortete sie. Ich war gerührt.
Auf der Heimfahrt spulte ich diese Szene immer wieder in meinem Kopf vor und zurück. Es war ein wunderbarer Abschluss dieses Abends, wo ich doch viel über Heiterkeit und Genuss gehört hatte und eine überaus freundliche Geste erleben durfte. Und weil ich grade beim Genuss bin – Schmorgerichte sind perfekte Glücklichmacher in diesen Tagen. Butterzartes Rindfleisch vom Bauernmarkt trifft auf Maroni (die ich allerdings wohl nicht mehr selbst im Ofen rösten werde – was für ein elendes Gefummel), Orangen und Zimt. Dazu noch cremigen Kartoffelbrei und die Welt ist wieder schön. Und es ergibt sich bestimmt die Gelegenheit, dass ich der Welt oder jemandem in einer misslichen Lage etwas zurückgeben kann. Denn eigentlich können wir Menschen das richtig gut.
Geschmortes Rindfleisch mit Maroni, Orangen und Zimt
Für Zwei (mit viel Hunger) bis Drei
650 g Gulaschfleisch in dicken Würfeln
etwas Mehl zum Bestäuben
120 g Speck, gewürfelt
3 EL Olivenöl
Meersalz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
eine gelbe Zwiebel, gehackt
3 Zehen frischer Knoblauch, grob gehackt
2 mittelgroße Möhren, geschält und grob gehackt
2 Stangen Sellerie, in etwa 4mm dicke Scheiben geschnitten
2 unbehandelte Orangen
4 Zweige frischer Thymian oder 1 EL getrockneter Thymian
2 Stangen Ceylon Zimt
200 – 250 ml Rotwein
300 ml Rinderfond
3 EL Tomatenmark
200 g gekochte Esskastanien oder Maroni
2 EL frische gehackte Petersilie
dazu passt ein cremiges Kartoffelpüree
Den Ofen auf 140°C Umluft (150° C Unter-/Oberhitze) vorheizen.
Die Fleischwürfel mit Küchenkrepp trockentupfen, salzen und mit etwas Mehl bestäuben.
In einem gusseisernen Topf den Speck einige Minuten auslassen und aus dem Topf nehmen.
Das Olivenöl in den Topf geben und die Fleischwürfel darin 2 -3 Minuten anbraten. Ebenfalls aus dem Topf nehmen.
Bei Bedarf nochmal ein wenig Öl hineingeben und die Zwiebel, Knoblauch, Möhren und Sellerie dazugeben. Und unter Rühren andünsten.
Mit einem Zestenreißer eine Orange schälen und die Zesten zusammen mit dem Zimt und dem Thymian in den Topf geben. Das Fleisch und den Speck wieder hinzufügen.
Rotwein, Tomatenmark und Brühe dazugeben, mit dem Deckel verschließen und für 2 Stunden in den Ofen stellen.
In der Zwischenzweit die zweite Orange mit dem Zestenreißer abschälen, die Streifen fein hacken und mit der gehackten Petersilie vermischen (idealerweise jetzt die zwei Orangen auspressen und den Saft genießen, denn für das Gericht wird er nicht gebraucht)
Nach den zwei Stunden die gekochten Maroni dazugeben und nochmal 30 Minuten weiterschmoren.
Mit Salz und Pfeffer abschmecken und die Zimtstangen herausnehmen.
Jetzt kann man es einfach im ausgeschalteten Ofen stehenlassen und sich in aller Ruhe der Zubereitung des Kartoffelpürees widmen (600 g mehlige Kartoffel kochen, schälen und durch die Presse drücken mit einem großzügigen Stück Butter, etwas Milch, Knoblauch, Muskat und Salz mischen).
Vor dem Servieren die Orangen-Petersilien Mischung drüberstreuen.
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