Wann haben wir eigentlich damit angefangen, den Chicorée so lieblos liegen zu lassen? Weil uns außer Salat nicht viel dazu einfällt? Früher haben ihn einige von uns noch in Schinken gehüllt und dann mit Käse überbacken, was an sich ja ganz gut schmeckt, aber dem Chicorée damit annährend jegliche Möglichkeit raubt, seine elegante Bitterkeit zu zeigen. Im Biomarkt, wo er offen verkauft wird, also nicht in Plastik gehüllt, wird er meist abgedeckt, denn das zarte Gemüse ist tageslichtscheu. Und so wird er gerne auch mal übersehen.
Angebaut wird Chicorée in Gewächshäusern. Meistens dann, wenn auf den Äcker nicht mehr viel geht, weil der Frost gekommen ist. Früher hat man aus seinen Wurzeln noch Kaffeeersatz hergestellt. Das immerhin, finden ein paar von uns auch heute noch gut. Zichorienkaffee, oder besser Muckefuck genannt.
Ich selbst mag Chicorée am liebsten geschmort. Ohne Schinken und ohne Käse, dafür mit einem ordentlichen Schuss Weißwein oder Wermut. In Frankreich, wo man ihn häufiger antrifft, begegnet man ihm oft in dieser Façon und mittlerweile findet man ihn auch mit roten Spitzen. Eine Kreuzung aus Chicorée und Radicchio, die auf dem Teller hübsch aussieht. Diese Sorte ist weniger bitter.
Irgendwann hatte ich entdeckt, dass Nüsse und Chicorée sich geradezu magisch anziehen und perfekt füreinander geschaffen sind.
Dieses Mal wollte ich meinem Chicorée eine extra Portion Umami gönnen und da kommt Miso ins Spiel. Weißes Miso oder Shiro Miso ist hier mit seiner Süße und dem geringeren Salzanteil genau das Richtige. Ihm verdankt dieses leichte Gericht sein volles Aroma.
In der Kombination Apfelbalsamico ist das ein echtes Geschmacksabenteuer. Ein Bissen, und die Nüsse schmiegen sich an das Apfelaroma und einen Bissen weiter kommt der Chicorée mit dem Miso. Oder alles zugleich.
Und wem jetzt noch was dazu fehlt, dem lege ich ein cremiges Kartoffelpüree ans Herz.
Für Zwei
4 Köpfe Chicorée
2 EL gutes Olivenöl
1 EL weißes Miso (wird braunes Miso verwendet, sollte man bei der Menge etwas zurückhaltender sein, denn dann ist der Salzgehalt höher)
4 EL Weißwein
1 EL Apfelbalsamico
3 EL Haselnüsse, grob mit dem Messer gehackt und in der Pfanne ohne Fett geröstet
Saft einer halben Zitrone
2 EL gehackte Petersilie
Den Ofen auf 180° vorheizen.
1. Das Olivenöl mit dem Miso, Apfelbalsamico und Weißwein vermischen.
2. Den Chicorée waschen und den Strunk jeweils nur soweit abschneiden, dass sie nicht auseinanderfallen. Jeden Chicorée der Länge nach halbieren.
3. Mit der Miso-Öl Mischung gut einreiben und in eine ofenfeste Form setzen. Mit Alufolie abdecken und 40 Minuten im Ofen auf der mittleren Schiene garen lassen. Dann die Folie entfernen und nochmal 10 Minuten bräunen lassen.
4. Den Zitronensaft darüber verteilen und mit der Petersilie bestreuen.
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Ich gehöre auch eher zur Chicorée-Schinken-Fraktion, allerdings ohne Käse, höchstens mit einem Hauch in der Dünst-Brühe oder in der Sahnemilch. Aber das hier sieht gut aus. Da werde ich meine Walnussvorräte und das Miso dezimieren. Nur die Alufolie stört mich das etwas. Da kommt mir doch eine Glas-Form mit Deckel in den Backofen.
Liebe Sabine,
Glasdeckel ist umso besser. In Ermangelung eines solchen war der Griff zur Folie naheliegend.
LG, Claudia
Das klingt fantastisch! Und es stimmt, ich übersehe den Chicorée meist, neben dem Radicchio fällt er einfach nicht auf. Das wird nächste Woche geändert und direkt nachgekocht :)
Wie schön, liebe Julia!
Bin gespannt, wie es dir gefällt.