eine Herbstreise in den wunderschönen Norden
Nur 8,3 Kilometer ist sie lang und eigentlich sollte sie niemals enden. Die Aussicht, die spektakulären Brücken, das Licht und der frische Wind – das alles will ich in mir aufsaugen und nie wieder loslassen. Die beeindruckende Atlantikroute (Atlanterhavsveien) im Nordwesten Norwegens verbindet die Städte Kristiansund und Molde und führt über mehrere kleine Inseln und Schären im Atlantik. Acht Brücken gilt es zu überqueren und eine ist besonders atemberaubend: die Storseisundet-Brücke. Ihrer Faszination muss man einfach erliegen. Von den vielen Highlights meiner Reise ist dieser Moment am späten Nachmittag, wo die Sonne schon tief steht und die Brücke glitzern lässt, ein ganz Besonderer. Und auch wenn vielleicht nicht jeden Tag um diese Jahreszeit die Sonne scheint, ist die Nebensaison im Herbst die perfekte Jahreszeit für diese Route. Weniger Menschen und besonders viele beeindruckende Naturerlebnisse.
„No Time to die“ – die Brücke im Film
James Bond Fans dürfte die Brücke wohlbekannt sein. Eine rasante Verfolgungsjagd über das architektonische Meisterwerk machte die Storseisundet-Brücke als eine der acht Brücken auf der Atlantikroute weltberühmt. Daniel Craigs letzter Auftritt als James Bond im Jahr 2021. Gedreht wurde die Szene 2019 (die Szene kann man hier auf YouTube anschauen). Kurz bevor man auf die Brücke fährt, gibt es einen kleinen Parkplatz, von wo aus man den besten Blick auf die Brücke hat. Ein Weg führt herum um eine kleine Insel und jede Perspektive von hier aus ist einfach nur gänsehautmäßig. Ich bin wie berauscht von diesem Anblick, dass ich beinahe vergesse, dies alles festzuhalten. „Lass genau hier deine Drohne steigen“ lautet die Empfehlung. Ich habe ein wenig weiche Knie, denn der Wind ist deutlich zu spüren und ich bin noch nicht die geübte Drohnenpilotin. Ich werde mit den allerschönsten Bildern belohnt.
Die Geschichte der Atlantik Route
2005 wurde die Strecke, die den alten Verkehrswegen von Fischern und Seeleuten folgt, zur „norwegischen Konstruktion des Jahrhunderts“ ernannt und gehört zu den beliebtesten Reisezielen des Landes. Ihre Konstruktion wurde 1989 abgeschlossen, nachdem mehrere Jahrzehnte lang geplant und daran gearbeitet wurde. Die Verbindung war ursprünglich als Eisenbahnlinie gedacht, wurde jedoch später zu einer Straßenverbindung umgeplant. Sie sollte die Fährverbindung ersetzen. Um die enormen Baukosten wieder einzuspielen, war die Strecke in den ersten zehn Jahren nach ihrer Eröffnung mautpflichtig. Heute ist sie gebührenfrei.
Hyggelige Momente im Hustadvika Havhotell
Zuerst ist da nur dieses Licht, welches die umliegenden Berge erglühen lässt. Sturmvögel kreisen am Himmel und vom Meer her drängt eine Regenfront aufs Land zu. Kurz – die Szenerie rund um das kleine Hotel am Meer könnte kaum eindrucksvoller sein. Im Licht der untergehenden Sonne färbt sich der Himmel Lila-orange, die Wellen vor der Mauer am Strand steigen höher und die Luft riecht salzig und nach Seetang. Das Hotel, dem noch etliche Bungalows angehören, schmiegt sich um eine ruhige Bucht, mit Blick auf die majestätischen Berge. Ein Steg führt direkt von der Sauna zum Wasser. Auf dem Weg von meinem kuschligen und mit nordischem Charme eingerichteten Zimmer zum Haupthaus, in dem sich das Restaurant befindet, treffe ich eine amerikanische Touristin aus Texas, die sichtlich mit den etwas frischen 5°C kämpft. Zugegeben, ich finde die Luft auch knackig doch es geht mir ähnlich wie ihr – wir wollen in diesem Moment nirgendwo anders sein. Um diese Jahreszeit, Ende September, geht die Sonne immer noch ein wenig später unter als bei uns in Deutschland. Das ist bald vorbei und die Zeit der langen Nächte steht bevor.
So lange die Sonne noch mit ihrem Licht die Berggipfel anstrahlt, stehe ich draußen. Ja, es wäre jetzt einfach zu schön, wenn es später auch noch Nordlichter gäbe, doch da wartet, wie schon gesagt, eine Regenfront die ganz sicher den Blick auf dem Himmel versperren wird. Ich und die Aurora Borealis haben ohnehin kein Glück miteinander. Immer wenn ich voller Hoffnung in den Nordhimmel schaue, versteckt sie sich vor mir. Ich war so oft im Norden und noch nie haben wir zwei uns getroffen.
Köstliche Küche und eine Fischsuppe mit einem etwas unglücklichen Namen
Die Küche des Hauses ist eng verwoben mit der Region. Fisch, Lamm und Hirsch bestimmen jetzt zusammen mit den Gemüsen des Herbstes die Speisen. Ich vergesse für einen Moment, dass ich eigentlich kein großer Fan von geräuchertem Lachs bin, doch dieser frisch geräucherte Lachs, den es zur Vorspeise gibt, ist einfach umwerfend gut. Doch halt, davor habe ich noch eine Wette verloren. Ich hätte raten sollen, womit der Aperitif aromatisiert war und ich habe kläglich versagt. Es war das wilde Weideröschen, welches rund ums Haus wächst. Hätte mir, wenn ich es erraten hätte, sicher einen Aquavit beschert, doch mal ehrlich – wer erkennt schon den Geschmack von wildem Weideröschen?
Mit einer gewissen Spannung erwarte ich die „fucking Fishsoup“ (so steht es tatsächlich auf der Karte), der nächste Gang und dessen Name ja ein wenig die Stirn runzeln lässt. Natürlich fragen wir, was es mit diesem Namen auf sich hat, doch die Erklärung klingt wenig überzeugend. Ich schließe daraus, dass unser Kellner mit Sicherheit einige Details ausgelassen haben muss. Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust, die immer gleiche Geschichte über die Entstehung dieser Fischsuppe zu erzählen. Jedenfalls schmeckt sie grandios. Und sie ist ein „Wiederschmecken“ mit der sicherlich besten sauren Sahne, die ich jemals kosten durfte. Die Sour Creme aus Røros. Beste Butter und unschlagbar gute Milchprodukte, die ich im vergangenen Jahr in der Nähe von Trondheim besuchen durfte (den Bericht dazu gibt es hier). Schon damals habe ich die Saure Sahne mitgebracht und ich werde es dieses Mal wieder tun.
Und mit Fisch geht es dann auch weiter. Gedämpfter Seehecht in einer würzigen Béchamel Sauce mit Brokkoli. Kein Schnickschnack. Nur bester Fisch in einer umschmeichelnden Sauce. Das lässt noch Platz für den Hauptgang. Ein ebenfalls eher puristisch angerichtetes Lammrippchen und Lammfilet mit Rote Bete Creme und etwas gerösteter Möhre. Mit einem komplexen und würzigen Jus serviert.
Den Aquavit gab es dann aber trotzdem noch. Zuerst mit einem Limettensorbet und dann noch pur. Ich glaube, ich war die einzige am Tisch, die diesem kümmel-aromatischen Schnaps so richtig zugetan ist. Ich liebe Aquavit. Und dieser hier durfte sogar 24 Monate reifen. Einen besseren Abschluss eines feinen Menüs gibt es nicht.
Hustadvika Havhotel
Storholmvegen 90, 6444 Farstad, Norwegen
Wie kommt man hin?
Über Oslo oder Bergen mit dem Flugzeug weiter nach Molde oder Kristiansund. Die norwegische Airline Widerøe verbindet die kleineren Flughäfen. Dann idealerweise mit einem Leihwagen weiter Richtung Atlantikroute an deren Ende man zum Hotel kommt. Die Atlantikroute ist fester Bestandteil vieler Kreuzfahrten in die Region, doch der Vorteil des eigenen Mietwagens ist eindeutig, dass man am nächsten Tag gleich nochmal über die beeindruckende Panoramastraße fahren kann.
Mehr zu den Highlights der Region gibt es in den nächsten Berichten.
Offenlegung: Zu dieser Reise wurde ich von Visit Northwest, Fjord Norway und der Destinasjon Ålesund & Sunnmøre eingeladen. Ganz herzlichen Dank für die liebevoll kuratierte Reise. Ihr hattet mit der Wetterfee den perfekten Deal ausgehandelt. Die Eindrücke sind wie immer ganz die meinen.
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