10. Februar 2019

Japanische Zuckerhutrollen und ein bisschen „crazy Japan“

4 Kommentare

Der Zuckerhut ist nicht typisch japanisch. Die Zubereitung schon. Es ist eben alles manchmal ein bisschen crazy.

Neben mir sitzt eine junge Frau mit großen Mausohren. Das scheint normal zu sein. Ihre Begleitung hat kleine Teufelshörnchen in den Haaren. Vielleicht genügt die Tatsache, dass ich nicht japanisch bin ausnahmsweise, um nicht völlig als Spießerin durchzugehen. Ich hätte ja meine Sonnenbrille auflassen können. Im Schrank zuhause in Deutschland liegt viel Kram rum, mit dem ich hier punkten könnte. Wer kommt schon auf die Idee, dass man das alles lustig hier tragen kann?

Das hier ist eine ganz normale Sushi-Bar. Und es ist auch nicht Fasching. Es ist ein normaler Dienstagabend in Naha. Ich bestelle Otoro. Der fette Teil des Thunfischs, unglaublich zart und aromatisch und wo soll ich ihn schon essen, wenn nicht hier, wo er frisch ist.

warum nicht mal mit Glitzerbrille ausgehen?

eine ganz normale Sushi Bar an einem Dienstag in Naha, Okinawa

Mir fehlt Japan schon wieder. Ich merke es genau. Ich fühle mich heute, als sollte ich unbedingt die rote Perücke aufziehen und mit einem knallblauen Lidstrich eine Ramensuppe essen gehen. Einfach so. In Japan würde man dabei nicht mal mit der Wimper zucken.
Aber der Plan sieht an diesem Wochenende keinen Restaurantbesuch vor. Ich war auf dem Markt. Ich habe Zuckerhut gekauft und weil ich mich gestern noch nicht so gefühlt, als müsse ich heute mit Perücke und blauem Lidstrich eine Ramensuppe essen gehen, dachte ich an einen Salat mit Joghurt Dressing und Fleischpflanzerl dazu. Aber das kann ich nicht. Ich kann nicht einfach normale Frikadellen (für alle, die mit Fleischpflanzerl nichts anfangen können) machen. Das kann ich vielleicht, wenn mich grad keine Japansehnsucht packt. Also immer, nur eben nicht heute.
Damit stehe ich nun vor der Aufgabe, aus meinen Einkäufen, allem voran dem Zuckerhut, etwas Japanisches zu machen. Kleine japanische Rouladen zum Beispiel. Ich habe alles da, was es dafür braucht. Ponzu, Mirin, Shoyu und Miso. Eine rote Möhre, Frühlingszwiebeln und Ingwer. Das macht Spaß, denn genau in dieser Mischung habe ich das noch nie ausprobiert. Dabei stelle ich fest, dass es vermutlich die Bestimmung des Zuckerhuts war, auf japanische Art zubereitet zu werden. Er lässt sich ausgesprochen elegant rollen. Ich brate die fertigen Rollen noch ein wenig in Sesamöl an und streue den wunderbaren Miso-Sesam, den mir eine Japanerin in Berlin geschenkt hat darüber.
Und ja, es hilft bei Japansehnsucht. Auch ohne Mausohren.

Japanische Zuckerhutrollen mit Rindfleisch

Für Zwei

400 g Rinderhack
1 Schalotte, fein gehackt
75 g Ingwer, fein gehackt
1 rote Möhre, sehr fein gehackt
3 Zehen Knoblauch, fein gehackt
8 Shiitake Pilze, Stiele entfernt und fein gewürfelt
2 EL neutrales Pflanzenöl
1 EL geröstetes Sesamöl
40 ml Sake (alternative trockener Sherry)
20 ml Mirin
2 EL Tamari
2 EL Ponzu
2 EL Shiro Miso
Saft einer halben Limette
eine Prise Zucker
eine Frühlingszwiebel, den hellgrünen Teil fein gehackt
1 EL frisch gehackter Koriander
Sancho Pfeffer oder frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

6 Blätter Zuckerhut
Salz

1 EL Sesamöl
Sichimi Togarashi (japanische Gewürzmischung)
schwarzer Sesam
den grünen Teil einer Frühlingszwiebel, in feine diagonale Röllchen geschnitten

Die Zuckerhutblätter in eine große, flache Auflaufform legen, salzen und mit kochendem Wasser übergießen. Nach einigen Sekunden das Wasser abgießen. Die Blätter sollten jetzt schön weich sein.

In einer Pfanne beide Öle erhitzen und das Hackfleisch zusammen mit Möhre, Ingwer, Shiitake, Schalotte und Knoblauch anbraten. Sake, Tamari, Mirin, Miso, Zucker und Ponzu dazugeben und weiterbraten, bis die Flüssigkeit annähernd komplett verdampft ist. Den Limettensaft darüber geben und den Koriander zusammen mit der Frühlingszwiebel untermischen. Mit Pfeffer abschmecken. Je nach Belieben noch ein bisschen Tamari dazugeben. Es sollte jetzt schön würzig schmecken.

Die Hackfleischmischung auf den Zuckerhutblättern verteilen. Die Seiten einschlagen und fest aufrollen.
Die Pfanne auswischen und nochmal etwas Sesamöl darin erhitzen. Die Rollen von allen Seiten anbraten.
Mit Sichimi Togarashi, schwarzem Sesam und Frühlingszwiebel bestreuen.

Eine Anmerkung zu den japanischen Lebensmitteln: Nicht verzweifeln, alles bekommt man entweder im Asialaden oder bei japanischen Versendern aus dem Netz. Ganz besonders beim Miso kann ich auch die japanische Ecke in jedem größeren Bioladen empfehlen. Das Miso dort ist gut und kommt aus Japan. Es ist ewig haltbar. Das gleiche gilt für eine gute Soja Sauce. Hier gilt ebenfalls, kauft bitte kein billiges Zeug, sondern bestellt bei einem Anbieter von makrobiotischen Lebensmitteln (einfach googlen, sonst ist das hier wieder Werbung) am besten gleich eine Literflasche Tamari und Shoyu. Es lohnt sich und ist vielseitig einsetzbar. Im Kühlschrank halten beide ebenfalls mindestens ein Jahr, eher länger.

4 Kommentare

  1. Hallo Claudia,
    danke für die Anregung. Es hat uns sehr gemundet.
    Andrea

    Antworten
    • Hallo Anni,
      das freut mich sehr!
      liebe Grüße
      Claudia

      Antworten
  2. Liebe Claudia,
    es ist schön, von dir mit nach Japan genommen zu werden. Da bekommt man zugleich Appetit und Fernweh. Vllt. schaffe ich es auch irgendwann, dieses Sehnsuchtsziel zu bereisen, obwohl ich da eher an grüne Landschaften und hohe Berge denke als an Glitzerbebrillte Sushi-Bars. :-)
    Blöde Frage: Was ist ein Zuckerhut? Spitzkohl?

    Antworten
    • Liebe Peggy,
      das ist ein Zichoriengewächs, also eher ein Salat als ein Kohl. Und er ist auch bitter und nicht, wie der Name vermuten lassen könnte, süß.
      Ich finde ihn super zum wickeln, weil die Blätter so schön groß sind.
      Wenn du einen Ersatz dafür brauchst, dann also eher Richtung Salat und nicht Spitzkohl. Aber mit Spitzkohl sind bestimmt auch prima.
      Liebe Grüße
      Claudia

      Antworten

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