24. August 2013

Vom Stolz des Einweckens und einem wahrlich großartigen Tag mit einer Sterneköchin

15 Kommentare

preservedCucumbers

Es gibt Dinge, die so selbstverständlich sind, so wunderbar und immer da gewesen, dass man manchmal vergisst, wie schön sie sind. Dazu gehören Obst und Gemüse aus der Region oder aus dem eigenen Garten. Oder Kleinstgarten – sprich Balkon in meinem Fall. Die Jahreszeit überschüttet uns füllhornmäßig mit Köstlichkeiten und sicher könnt ihr euch noch daran erinnern, dass für unsere Mütter und Großmütter jetzt die Zeit gekommen war, sich in die Küche zu stellen und all diese Schätze für die kalten Monate haltbar zu machen. Da wurde gesaftet, eingekocht und eingeweckt – eine Gläserschlacht vom Allerfeinsten. Und bis zum kommenden Frühjahr waren all die kleinen und großen Gläser ratzeputz geleert.

Diese Einmachgläser zählen mit zu den schönsten Erinnerungen an meine Kindheit. Und so schleiche ich heute oft genug um die prächtigen Gartengurken, die Kürbisse und Zucchinis auf dem Markt und hab mich, warum auch immer, nie so richtig getraut, jetzt selbst mal in die Geheimnisse des Einweckens einzutauchen.

Doch dann kam die gute Fee. Besser gesagt gleich zwei gute Feen. Die erste gute Fee heißt Marie und vertritt den Erzeuger Verband „Deutsches Obst und Gemüse“. Für die Kampagne „Deutschland, mein Garten“ lädt sie mich zu einem Einmach Event nach Rosenheim ein. Endlich! Endlich erscheint das Tor zum glückvollen Einmachen in nahe Zukunft gerückt. So schnell kann mein Finger gar nicht mithalten, wie ich die freudige Zusage tippen will.

Und weil es nicht einfach nur ums Einmachen geht, sondern ums Einmachen mit einer Sterneköchin, erscheint die zweite gute Fee. Franzi Schweiger. Mit ihr zusammen darf ich die Gläser füllen. Darf Gurken im Garten sammeln, Gewürze auswählen und ihr bei ihren Tricks über die Schulter schauen.

Franzi Schweiger betreibt zusammen mit ihrem Mann Andi das kleinste Sternerestaurant Münchens (Schweiger²) und beide haben sich nicht nur mit Herzblut dem regionalen und saisonalen Anbau von Obst und Gemüse verschrieben, sie sind darüber hinaus auch Botschafter von „Deutsches Obst und Gemüse“.

Cucumbers

die großen und die ganz kleinen Gurken

Die Vorfreude auf diesen Tag ist riesig.

Zusammen mit Dorothée von Bushcooks Kitchen, die sich ebenso wie ich narrisch über diese Einladung freut, düsen wir am Freitag Mittag über den Irschenberg gen Rosenheim. Zum Haus und Garten von Franzis Oma. Dort soll es stattfinden.

Alles ist plötzlich ganz weit weg, die Stadt, die Unruhe, die Hektik. Wir sitzen in Omas Küche, trinken eine Tasse Kaffee und alles ist ein bisschen wie früher. Die Einweck Gläser, der Garten und die Herzlichkeit. Herzlichkeit, die vom ersten Moment an da ist. Leidenschaftlich erzählt Franzi von früher, als sie klein war und neben der Oma in der Küche stand und alles wissen wollte. Und so ein wenig wie ein kleines Kind fühle ich mich jetzt auch, wenn wir im Garten die Gurken zusammensuchen, die Borretschblüten zupfen und die üppigen Kräuterbeete bewundern.

Und noch während Dorothée, ich,  Lisa und Ricky (von Blogschokolade und Butterpost) aufmerksam zuhören, was es mit dem Fond fürs Einmachen so auf sich hat, habe ich den ersten Schäler in der Hand und rücke den Gurken zu Leibe. Schälen, aushöhlen und hübsch locker in die Gläser füllen ist die Ansage. Kaum sind die ersten Gläser gefüllt und wandern in den Ofen, geht es schon wieder weiter mit dem Kürbis. Franzi, ihre Mutter und ihre Oma haben sichtlich ihren Spaß an den dauerfotografierenden, twitternden Besuchern  in ihrer Küche, die jeden Schritt festhalten wollen.  Und auch wir haben unsere helle Freude und sind begeistert, als die ersten Gläser fertig auf der Anrichte stehen.

FranziSchweiger

Dass Franzi Gemüse und ihren Garten liebt, glaubt man ihr sofort.

Doch von wohligem Zurücklehnen keine Spur. Die Zwetschgen und Birnen warten. Und natürlich heißt das wieder schnippeln, schnippeln und nochmals schnippeln. Dazwischen Pürieren, ein Schluck Johannisbeersaft und weiter geht’s.  Bis auch das letzte Glas gefüllt ist. Stolz sitzen wir vor der Gläserbatterie.

Das hätten wir also geschafft!

Es ist mit Worten schwer zu beschreiben, welch ein Glücksgefühl einem durchströmt, beim Anblick auf die geleistete Arbeit. Selber gepflückt, selber eingemacht. Hoffentlich sieht keiner, wie ich liebevoll mein Gurkenglas streichle.

eingemachte_Birnen

Birnen mit köstlicher Tahiti-Vanille

Ein Glas Prosecco zum Abschluss haben wir uns verdient. Die hinreißende Franzi strahlt immer noch, wo sie doch noch jetzt zum Arbeiten muss. Es ist Abend und das Restaurant öffnet seine Tore.

Mit ihrer Energie,  ihrer Leidenschaft und ihren köstlichen kleinen Kuchen im Glas, hat sie uns einen unvergesslichen Tag beschert aus dem wir alle nur ungern wieder hervorkriechen wollen.

Und so packen wir die Gläschen vorsichtig ins Auto, umarmen noch mal alle und fahren bei untergehender Sonne wieder zurück in die Stadt.

Was für ein toller Tag! Danke dafür. Für die Einladung und all den Spaß, den wir hatten.

Und mit diesem Mantra auf den Lippen bin ich dann auch heute morgen um meine köstliche Ausbeute herum geschlichen. Und wer sich jetzt fragt, was es  wohl zum Frühstück gab, der kann es sich sicher schon denken. Eine Scheibe Brot mit allerfeinsten Kürbis Chutney!

Und für euch alle gibt es das Rezept für die allerbesten Gurken der Welt.

 

Franzi Schweigers köstliche Einweck Gurken

Für 12 Gläser (à 1 Liter)

 

Den Fond mit 2 Litern Weißweinessig, 2 Litern Wasser, 500 g Zucker und 110 g Meersalz in einem Topf kochen und abkühlen lassen.

6 große Gurken am Vortag schälen und halbieren, Kernhaus mit einem kleinen Löffel entfernen, mit Meersalz bestreuen und abgedeckt etwa 24 Stunden ziehen lassen.

Die Gurken abtropfen lassen und von der Länge nach so schneiden, dass sie etwa 1,5 cm unterhalb des Gläserrands passen. Die Gurken locker in die Gläser stecken.

Nun mit Dillblüten, Senfkörnern, Pfeffer, roten Zwiebelringen, Ingwer und Borretschblüten, Dill, roter Paprika und milder roter Peperoni die Gläser „ausschmücken“ (hier darf man herrlich kreativ sein). Den Fond bis 1,5 cm unter dem Rand einfüllen und die Gläser mit Gummi und Klammern verschließen.

Ein Backblech mit Küchenrolle auslegen, die gefüllten Gläser drauf stellen, in den auf 160° vorgeheizten Ofen schieben und ca. 1 cm kaltes Wasser in das Backblech gießen.

Sobald die Flüssigkeit in den Gläsern anfängt zu perlen, beginnt die Einweckzeit/Sterilisation von etwa 25 Minuten.

Die Gläser aus dem Ofen nehmen und erkalten lassen. Die Klammern erst im kalten Zustand entfernen.

Und zum Abschluss:

Municakes

Municakes (TM) – Franzis wunderbare kleine Kuchen im Glas

 

Und wer jetzt noch ein wenig mehr über Franzi und Deutsches Obst und Gemüse (und noch mehr Rezepte) wissen möchte, der klicke hier:

http://www.deutsches-obst-und-gemuese.de/botschafter/andi-franzi/

http://www.schweiger2.de/

Und auch die anderen haben darüber geschrieben:

bei Blogschokolade und Butterpost

bei Bushcook’s Kitchen

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15 Kommentare

  1. Ein schöner Post, aber diese Bilder lenken noch mehr von der guten Schreibe ab!!!!

    Antworten
  2. Ach, wie schön Du das geschrieben hast, es muss ein wunderbarer Tag gewesen sein! Und danke, dass Du uns ein Rezept hinterlässt, dann auch noch für Gurken, die ich ja liebe, wenn sie eingeweckt sind, danke!

    Antworten
  3. Oh, Franziska (und ihre Oma, die heute nicht mehr zu sehen ist ;) wirken beide sehr sympathisch. Das gemeinsame Einwecken auf dem Land und aus dem eigenen Garten hätte mir bestimmt Spaß gemacht! Da schließe ich mich Juliane an: da wäre ich auch gerne dabei gewesen!

    Antworten
    • Hallo Micha, sie sind beide wunderbare Menschen, aber nicht jeder mag seine Bilder. Da nehme ich gerne Rücksicht darauf. Dieser Event war ein erstes Vortasten von Deutsches Obst und Gemüse in diese Richtung. Neue Medien? Ist das gut? Die Resonanz hier zeigt glaub ich ganz deutlich, dass das genau in die Richtung geht, die viele unterstützen. Wir Foodblogger sind uns ja eh einig wenn es um gute Zutaten geht.
      Ich bin sicher, da wird noch mehr kommen in nächster Zeit.
      LG, Claudia

      Antworten
  4. Ich schließe mich an: Ein Herrlicher Bericht über eine befriedigende schöne Küchenarbeit.
    Das aller schönste daran ist aber: Wir dürfen Einmachen, müssen es aber nicht. Die Hausfrau der 50er hätte bei unserer Freude am Einkochen wahrscheinlich mit den Augen gerollt.
    Liebe Grüße,
    Simone

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    • Vermutlich hätte sie das. War ja normal. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass sie trotzdem zufrieden waren wenn die Gläser fertig waren. Gut, ich hab als Kind auch nicht bei allem Hurrah geschrien. In Jahren mit vielen grünen Bohnen war das auch mal ziemlich langweilig. ;-)
      LG, Claudia

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  5. Einwecken gehört für mich zu den schönsten Küchenarbeiten….Danke fürs Mitnehmen! :)

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  6. Hach… ein toller Bericht eines offensichtlich rundum tollen Nachmittags! Da wäre ich auch gerne dabei gewesen. Ein eigener Obst- und Gemüsegarten, der einen im Sommer mit seiner Fülle überschwemmt, und genügend Zeit, um die Köstlichkeiten einzumachen und immer wieder neue Varianten und Rezepte auszuprobieren, neben bewährten Klassikern… das ist einer meiner ganz großen Lebensträume. Danke fürs Mitnehmen zu eurem Ausflug und fürs Rezept!
    Liebe Grüße!

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  7. was für ein wunderschöner Bericht! Jedes Jahr werden die Gurken eingemacht…..und viele leckere andere Obst und Gemüsesorten…….danke für`s zuschauen dürfen,lesen und das Rezept.

    liebe Grüße
    Karin

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  8. Danke fürs Mitnehmen! Diesen Text muss ich wieder lesen, wenn ich vor 1 Tonne Zucchini stehe und keine Lust zum Einmachen habe. ;-)

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    • Liebe Zorra, dann sprech ich dir Mut zu! Ist wie beim Sport machen – danach fühlt man sich großartig!

      Antworten
  9. An Oma’s Gläser mit eingewecktem erinnere ich mich noch gut, leicht mit freude und mit schrecken! In Jahren mit sehr guter Obstausbeute wurde soviel eingekocht, dass es noch 5 Jahre später im Keller stand!

    Letztes Jahr habe ich mich an das erste Mal an Apfelmus getraut, nachdem sich für dieses Jahr eine Gurkenschwemme angekündigt hat, werde ich das o.g. Rezept gleich mal ausprobieren.

    Nur die spannende Frage, klappt das Rezept auch mit Twist Off Gläsern?

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