Es sollte alles perfekt sein beim ersten Mal. Die Tomaten kaufte ich in einem Hofladen mitten auf dem Land. Schön waren sie, perfekte Reife und süß duftend. Für die Eier und den Peccorino fuhr ich zum Bauernmarkt. Basilikum wächst in bester Qualität auf meinem Balkon (dieser Sommer meint es gut mit meinem Basilikum).
Die schwarze Schönheit wartet bereits in der Küche. Ihre Rollen schimmern verheißungsvoll. Sie, die schwarze Schönheit, ist meine neue Nudelmaschine. Schwarz. Aus Italien. Natürlich.
Und natürlich habe ich immer geschworen nie, nie, niemals Nudeln selber zu machen. Wozu auch, bekomme ich doch hervorragende Nudeln ebenfalls auf dem Markt. Bei Nudeln kann man doch ein bisschen faul sein, dachte ich. Nudeln machen doch eh glücklich. Bei dieser Gelegenheit fällt mir der Satz „was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern“ ein.
Doch nun steht sie da und wartet auf mich. Dass es so weit gekommen ist, daran ist ein Buch schuld. Ein schwarzes Buch. Ein Buch mit dem simplen Titel „PASTA“.
Als Buch über Nudeln dürfte es sich in meiner Kochbuchsammlung durchaus wohl fühlen, denn es steht da nicht allein. Da stehen noch mehr Nudelbücher. Trotzdem besitze ich erst seit 3 Tagen eine Nudelmaschine. Es liegt an genau eben diesem Buch.
Im Original heißt dieses Buch Pasta Artigiana, doch weil vermutlich keiner im deutschen Sprachraum viel mit dem Wort Artigiana anfangen kann (es wird mit Handwerk übersetzt), hat man diesen Begriff im Titel einfach weggelassen.
Erschienen ist es in der Collection Rolf Heyne und geschrieben hat es ein Italiener (naturalmente!).
Nino Zoccali ist Koch, Küchenchef und besitzt zwei Restaurants. Diese jedoch nicht am Fuße des Vesuvs sondern im fernen Australien. Seine Verehrung für die Pasta erklärt er auf den ersten zwei Seiten des Buches. Kurz nach der Eröffnung seines ersten Restaurants, er war 25, kündigte ein Freund seines Vaters, ein Koch, seinen Besuch an. Er grübelt darüber, welche Köstlichkeiten er diesem kredenzen will. Doch dann bestellt eben jener einfach nur eine Pasta Napolitana mit Basilikum und Knoblauch. Zoccali war erschüttert. So etwas Einfaches sollte er diesem geschätzten Gast servieren. Nudeln mit Tomatensauce. Und so tat er es.
Der Gast lobte seine Pasta. Im gleichen Moment wie Zoccali wohl ein Stein vom Herzen gefallen sein muss, brannte sich die Erfahrung des vermeintlich „Einfachen“ für immer in sein Gedächtnis ein. Denn einfach heißt nicht banal oder weniger schätzenswert. Einfach nur die besten Zutaten. Der Geschmack und die Süße der sonnengereiften Tomaten, die seidigen Nudeln und die frische herbe Note des Basilikums sind alles, was das Herz begehrt.
Mein Herz begehrt darüber hinaus natürlich noch mehr. Es begehrt die köstlichen Ragus, die fleischigen Soßen, die Lasagne, die gefüllten Nudeln und manchmal auch die umbrischen Weihnachtsmakkaroni mit Walnüssen und Kakao. Und all das findet sich in diesem Buch.
Die meisten der Rezepte sind mit wunderschönen Fotos stilvoll ergänzt. Die Bilder spiegeln eben jenen Anspruch wieder, den Zoccali an die Einfachheit hat. Reduziert auf das Wesentliche, den Geschmack.
Und deshalb steht jetzt hier diese Nudelmaschine. Jetzt will ich es wissen. Will schwelgen in Safrancapellini mit Hummer und Wildfenchelsauce, in Dinkeltagliatelle mit Ente in Sangiovese, in ligurischen Medaillonnudeln mit geschmortem Kaninchen.
Doch vor der Kür kommt bekanntlich die Pflicht. Und die heißt „Nudeln machen“. Und wer jetzt glaubt, dass ich sofort so zack-zack das könnte, wozu auch andere einige Anläufe brauchen, der hat sich gewaltig geirrt.
Ich habe es ja selbst nicht geglaubt. Doch so schlecht war es gar nicht. Immerhin einige der Fettuccine sahen annähernd perfekt aus. Gut, andere weniger. Aber im Grunde genommen ist es wirklich einfach. Das Zauberwort heißt drehen, drehen und nochmal drehen. Bis der Teig geschmeidig und fest ist.
Dazu die berühmte Sugo alla Napolitana.
Für etwa 700 ml braucht man:
1 Knoblauchzehe
100 ml extra natives Olivenöl
700 ml passierte Tomaten (aus einem guten Kilo bester Tomaten, die gehäutet, entkernt und dann sanft gekocht und anschließend nur leicht püriert werden)
Feines Meersalz
Basilikumblättchen
Die Knoblauchzehe mit dem Messer andrücken und in einem Topf das Olivenöl sanft erhitzen und die Knoblauchzehe darin goldbraun andünsten. Danach wieder herausnehmen. Die passierten Tomaten dazu und etwa 20 min köcheln lassen. Mit Meersalz abschmecken.
Die Nudeln mit der Sauce anrichten und mit Peccorino und Basilikum dekorieren.
Auch wenn es den meisten von euch sicherlich schon klar ist – Nudeln selber zu machen lohnt sich. Es ist ein Erlebnis. Und auch für die, die glauben schon alles über die Nudeln zu wissen, ist dieses Buch eine Bereicherung. Der Untertitel „von einfach bis extravagant“ könnte es nicht besser beschreiben.
Und auch wer keine Lust hat, sich an die Nudelmaschine zu stellen wird hier fündig. Die Kapitel sind aufgeteilt nach: Getrocknete Pasta, Frische Pasta, Gefüllte Pasta, Pasta aus dem Ofen, Pastasuppen, Pastadesserts, Grundrezepte für Teige, Saucen und Fonds.
Pastaherz, was begehrst du mehr?
Erschienen ist das Buch im Verlag Collection Rolf Heyne, NINO ZOCCALI, PASTA , VON EINFACH BIS EXTRAVAGANT , 232 Seiten
Mmmh… Nach meinem Kurzurlaub bin ich immer noch in kulinarischer Ferienstimmung, und Deine home-made Pasta passt da perfekt rein! Eine Augenweide. Und die Wellness-Maschine ist wirklich sehr schick.
„Wellness“ ist der Brüller als Name einer Maschine, mit der man ordentlich kurbeln muss, nicht wahr? Musste auch schmunzeln. Englisch ist ja jetzt nicht so stark verbreitet bei unseren italienischen Freunden. ;-)
Mist. Ich hab schon eine Nudelmaschine. Bestimmt kriege ich jetzt nicht noch eine mit Wellness-Ettikett ;-)
Aber bei Nudeln ist es wie bei allem anderen – wenn man sie selbst macht, kann man viel mehr mit den Inhaltsstoffen spielen :-)
So, so Wellness – diese Maschine verjüngt doch mindestens um 5 Jahre :-)
Und das Buch ist wirklich toll, ich muss mal Herrn bushcook ein paar Tage auf Reisen schicken, dann gibt es hier auch frische Nudeln.
Die Maschine verjüngt total – und Aktivitätspunkte gibt es beim Kurbeln sowieso. ;-)
Hallo „Dinner um Acht“, ich bin gerade am Recherchieren für eine Nudelmaschine und bin so auf deine wirklich schön gemachte Website gestoßen. Ich bin ein bisschen unsicher, ob ich nicht lieber die Version mit Elektromotor nehmen soll, denn wenn man alleine Nudeln machen will, hat man wohl eine Hand zu wenig (siehe: http://www.nudelmaschine-test.de/braucht-man-wirklich-3-haende/ ). Welche Erfahrungen hast du gemacht oder hast du die Maschine mit Motor?
Hallo Thorsten, ich habe eine ganz klassische Nudelmaschine ohne Motor und ich finde, man kommt prima auch alleine damit zurecht. Mit Motor habe ich allerdings noch nie ausprobiert. Ich halte diesen jedoch für verzichtenswert.
Das Drehen macht echt Spaß. Ud macht ja schließlich nicht jeden Tag Nudeln. ;-)
Viel wichtiger ist es, dem Teig genug Zeit zu geben, bevor er durch die Maschine läuft.
LG
Claudia