Fünf Tage lang lockte der Süden, ich ließ mir die Sonne Spaniens ins Gesicht scheinen und erkundete die engen Straßen von Barcelona. Lief durch die engen Gassen, berauscht vom Charme dieser Stadt und dem grandiosen Essen. Und ich entdeckte einen alten Teller. So einen Teller, wie ich ihn schon immer haben wollte. Alt ist er, mit ordentlicher Patina und wenn ich der Verkäuferin Glauben schenken kann (mein Spanisch Wortschatz entspricht annähernd der Anzahl meiner Finger und Zehen), so ist dieser Teller über hundert Jahre alt. Von mir aus kann auch ein geschickter Töpfer im Hinterzimmer diesen gemacht haben (der gute Beltracchi hatte das ja auch drauf mit dem „auf Alt trimmen“). Echt, das Alter ist mir völlig egal, aber ich suche einfach schon lange nach eben so einem Teller. Nun habe ich ihn also gefunden. Angeblich stammt er aus Sizilien. Wie er seinen vermeintlichen Weg nach Barcelona gefunden haben mag, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.
Nehmen wir also an er stammt wirklich aus Sizilien, hat schon viele Gerichte in seinem Leben gesehen und wurde über die Generationen vererbt. Seine Premiere in meiner Küche sollte also sizilianisch inspiriert sein.
Vor einigen Jahren habe ich einmal eine Pasta gegessen, die sowohl Süßes, Salziges wie auch fruchtige Aromen in sich vereinte. Man nannte sie einfach nur sizilianische Pasta. Ich erinnere mich noch genau an die mit Süßwein vollgesogenen Rosinen, die so toll zu den Pinienkernen gepasst haben. Quasi ein Rumtopf mit Nudeln.
Doch Nudeln hatte ich heute nicht im Sinn, als ich über den Markt lief. Es war der knackige Blumenkohl, der mich anlachte. Seine blasse Farbe schrie förmlich nach einer ordentlichen Portion Safran. Und den Rosinen.
Mit dem Safran sollte man eher sparsam umgehen, sein Aroma ist dominant. Aber die leicht bittere Note, die er dem Blumenkohl verleiht, wird von den würzigen Aromen der Pinienkerne, den Rosinen und der Zitronen-Petersilie aufgefangen. Kleine Schalottenwürfel geben zusätzlich Tiefe in diesem Gericht. Oliven kamen gleich in zwei Varianten mit dazu. Meine trocken gereiften alten Schätzchen (siehe Beutebericht der Biofach) und kleine Kalamata Oliven.
Ein Gericht, mit einem Echo in alle Geschmackrichtungen und perfekt für den „Tierfreitag“.
Für Zwei
1 weißer Blumenkohl
1 Schalotte
1 Bio Zitrone (ein Teil der Schale abgerieben dann ausgepresst)
½ Bund Petersilie
60 g Sultaninen
0,1 L Marsala oder anderer Süßwein
einige Safranfäden (etwa 6 – 7)
5 EL Olivenöl
3 EL heißes Wasser
2 Lorbeerblätter
Meersalz
70 g schwarze Oliven
40 g Pinienkerne
Den Blumenkohl waschen und die Röschen vom Strunk schneiden. In einen Topf geben und zur Hälfte mit Wasser auffüllen. Salzen und die Lorbeerblätter dazu geben. Zum Kochen bringen und etwa 4 Minuten köcheln lassen. Die Röschen sollen noch Biss haben.
In ein Sieb abgießen. Den Lorbeer entfernen.
Die Safranfäden mit 3 EL heißem Wasser übergießen. Etwa 10 Minuten ziehen lassen.
Die Rosinen zusammen mit dem Süßwein in einen kleinen Topf geben und aufkochen lassen. Vom Herd nehmen und ziehen lassen (das kann man auch schon am Vortag machen, sie saugen sich dann noch mehr voll). Die abgekühlten Rosinen zusammen mit dem Süßwein zum Blumenkohl geben.
Die Schalotte fein würfeln und mit dem Safranwasser und dem Zitronensaft mischen. Das Olivenöl dazugeben und mit Meersalz abschmecken.
Die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett rösten. Die Oliven halbieren und die Petersilie fein hacken.
Das Dressing über den Blumenkohl geben und gut durchmischen. Das geht am besten mit den Händen (Handschuhe sind ratsam, da der Safran stark färbt).
Die Oliven und Pinienkerne darüber streuen und mit der Petersilie und dem Zitronenabrieb garnieren.
Oh weh, oh weh – war das gut!
-p
Dieser Teller! Und der Safran-Karfiol! Da triffst Du einen Nerv oder besser gleich zwei. Einen so wunderschönen alten Metusalem-Teller hätte ich nämlich auch gar zu gern, und ich habe hier so feinen kanarischen Safran, der schon mehrfach im Kichererbsen-Kuchen gelandet ist und ganz bald sich Blumenkohl nach Deinem Rezept zugesellen wird. Toll – lieben Gruß!