und einen Kochkurs für Khmer Curry gab es auch
Wenn man in Kambodscha ist, muss man sie gesehen haben. Die Tempel, die sich über eine riesige Fläche erstrecken. Sie nicht zu sehen wäre ein Fehler. Nichts in Kambodscha ist so populär wie seine Tempelanlage Angkor Wat. 5000 Guides warten sehnsüchtig auf das Comeback des Tourismus. Doch nicht nur sie. Tuk-Tuk-Fahrer, Restaurants und Hotels haben nur unter großen Anstrengungen die Zeit der Pandemie überstanden. Für das ärmste Land Asiens waren die vergangenen zwei Jahre besonders hart. Und wer endlich einmal die verwunschenen Tempel im Dschungel mit fast niemandem teilen möchte, für den ergab sich ein kurzes Zeitfenster zwischen wieder-einreisen-können und jetzt-kommen-alle wieder. Dieses Zeitfenster im vergangenen November habe ich genutzt. In einem Kleinbus bin ich aus Phnom Penh nach Siem Reap gefahren (sicherheitshalber habe ich wegen meinem Gepäck gleich zwei Plätze reserviert). 5 Stunden dauert die Fahrt und sie ist kurzweiliger als jedes Rumhocken an einem Flughafen.
Angkor Wat und der mystische Bayon Tempel
Die örtliche Verwaltung hat die Zeit während der Pandemie genutzt und umfassende Renovierungsarbeiten vollzogen. Noch immer kann man die Tempel nur über eine schwimmende Brücke erreichen. Am Vortag checke ich den Wetterbericht. Ich spiele mit dem Gedanken, zum Sonnenaufgang dort zu sein, doch es ist wolkig und auch am kommenden Tag soll es wolkig sein. Warum sich also aus dem Bett quälen, wenn die Sonne vielleicht gar nicht zu sehen ist? Vormittags ist es bestimmt auch schön. An einem normalen Tag besuchen mehr als 10.000 Menschen die alten Tempelanlagen. Doch normal ist derzeit nichts. Als ich die ersten Bilder veröffentliche, werde ich gefragt, ob ich ein besonders gutes Händchen für die Auswahl der Motive hätte oder ob es wirklich so leer sei. Es war so leer. Stellenweise bin ich allein durch die Gänge geschlendert, keine Menschenseele außer mir. Kein Lärm. Da war einfach nichts, was die Ruhe störte. Und so folgte ich gespannt den Erzählungen meines Guides über die Anlage und die Apsaras (die als göttlich verehrten Tempeltänzerinnen). Manchmal habe ich nicht zugehört und habe einfach die alten Mauern auf mich wirken lassen.
Noch mystischer wurde es im Bayon Tempel. Dieser Tempel, der über den Zeitraum von drei Monaten auch als Filmkulisse des ersten „Lara Croft“ Films diente, ist noch weitaus mehr mit dem Urwald verbunden. Hier ragen teils riesige Bäumen aus den Gemäuern. Als ich dort ankomme, verdunkelt sich der Himmel und es beginnt leicht zu regnen. Und wieder war ich fast allein in dieser magischen Umgebung.
Stilvoll Dinieren
„Ich suche echte Khmer Küche“, antworte ich, als der Concierge meines Hotels mich fragt, wo ich am Abend essen gehen möchte. Er empfiehlt das Chanrey Tree. Das und das Malis seien die besten Restaurants der Stadt. In einer Stadt, die eigentlich nur von Touristen lebt, dürfte ein Exkurs in die echte Khmer Küche schwierig werden. Und das Malis hatte ich bereits in Phnom Penh besucht. Ich gebe trotzdem nicht auf, nach der echten Khmer Küche zu suchen. Vielleicht habe ich dieses Mal mehr Glück. Das Malis in der Hauptstadt war ganz nett, aber zu sehr an den Gaumen der Touristen angepasst. Meine Hoffnung, dass es in einer Touristen-Stadt wie Siem Reap anders ist, ist nicht groß.
Trotzdem bin ich angenehm überrascht. Der Rindfleischsalat ist wunderbar würzig, der Wasserspinat aromatisch und knackig und ich verliebe mich ein wenig in Fish Amok. Die Milde des Curries schmeichelt dem Fisch. Die Aromen sind ausgewogen, nichts dominiert und ich fühle mich ein wenig umarmt von diesem Geschmack. Die meisten Tische an diesem Abend bleiben leer. Das dürfte sich bald wieder ändern, wenn mehr Touristen ins Land kommen.
Chanrey Tree
Mondul 1 Village, Svay Dangkum Commune, Pokambor Ave, Krong Siem Reap
www.chanreytree.com
das schwimmende Dorf
Der Weg nach Kampong Phluk im Tuk-Tuk ist manchmal ein wenig holprig. Nach der Regenzeit sind weite Teile des Landes überschwemmt. Bäume ragen aus dem Wasser. Der große See Tonle Sap ist noch nicht zu sehen. Was allerdings auffällt, ist der Müll. Dafür scheint das Bewusstsein hier noch nicht sonderlich ausgeprägt zu sein. Das Tuk-Tuk bringt mich nur bis zur Anlegestelle. Von hier aus geht es mit dem Boot weiter. Auch hier sind nicht viele Boote unterwegs. Was zuerst auffällt, ist das große Schild, wo um Trinkgeld gebeten wird. Ich sitze allein mit dem Guide und dem Bootsführer im Boot, es könnte entspannt sein, ist es aber nicht. Ich habe den Eindruck, es soll möglichst schnell über die Bühne gehen. Hin zum See, dort eine kleine Runde, dann schnurstracks wieder zurück an den ärmlichen Hütten auf Stelzen vorbei. Das Schönste war eine Gruppe lachender Schülerinnen, die – natürlich mit einem Boot – direkt aus der Schule kamen. Fröhliche Teenager, denen es egal war, ob sie eine Attraktion für Touristen sind. Die Armut der Menschen ist hier besonders präsent und ich fühle mich nicht besonders wohl dabei. Elendstourismus, denke ich. Aus dem trüben Wasser ziehen sie ihre Netze, damit sie die darin gefangenen winzigen Fische zu Fischsauce verarbeiten können. Später am Abend überlege ich, ob sich die fast einstündige Fahrt dorthin gelohnt hat und komme zu dem Schluss, dass ich besser nochmal die Tempel besucht hätte.
auf dem Markt
Kurz denke ich darüber nach, ob ich mir einen großen Becher der Kroeung Currypaste mitnehmen soll. Sie ist frisch zubereitet und es wäre so schön bequem. Doch schließlich bin ich auch hergekommen um zu lernen, wie man sie selber macht. Alles, was ich dazu brauche, werde ich auch in Deutschland bekommen. Ich suche nach den wunderbaren getrockneten Mangos, wie ich sie in Phnom Penh gefunden habe, doch hier gibt es so etwas nicht. Stattdessen kaufe ich mir eine Tasche, die aus einem ehemaligen Zementsack genäht wurde und ein soziales Frauenprojekt unterstützt.
lernen, wie man Khmer Curry macht
Kroeung Paste ist das A und O wenn es um Curries in der Khmer Küche geht. Im Gegensatz zum Nachbarland Vietnam, wird hier viel öfter Zucker verwendet, so gut wie keine Schärfe, dafür umso lieber Sternanis und Kaffirlimettenblätter. Auch wenn es Fischsauce gibt, wird sie sparsamer eingesetzt als beispielsweise in der thailändischen Küche.
Ich bin gespannt, was sich nun tatsächlich in der Kroeung Paste versteckt. Da wäre das Zitronengras, Kaffirblätter, Galgant, Knoblauch, frische Kurkuma und Zucker. Und noch etwas. Das sogenannte Chicken Powder. Was das sei, will ich wissen und ahne nichts Gutes. Ich frage nochmal nach, bis meine Lehrerin mir die Packung zeigt. Ich lese mir die Zutaten durch. Die Glutamat-Bombe schlechthin. Warum sie das verwende, will ich wissen. Das habe sie so gelernt. Chicken Powder ist allgegenwärtig. Nestlés Macht ist wirklich überall. Ich beschließe, dass ich als allererstes zuhause genau diese Paste ohne besagtes Pulver ausprobieren will. Finde ich einen Unterschied? Ist es weniger aromatisch? Keineswegs. Darauf kann gut verzichtet werden. Das Rezept gibt es demnächst.
Mir läuft beim Mörsern bei fast 30° C der Schweiß runter, als nächstes maulen der Arm und die Schulter rum, weil beide meinen, dass es jetzt doch mal gut wäre mit dem Mörsern. Meine Lehrerin schmunzelt nur. Noch ist ihr die Paste nicht fein genug. Ich soll weitermachen. Ich jammere lautlos. Warum nur wollte ich das machen? Hinterher war ich dann aber sehr zufrieden und ein bisschen stolz. Ich freue mich auf meinen Mörser daheim (oder die Küchenmaschine). Ob ich allerdings ihren Ansprüchen in Sachen mörsern gerecht werde, sei mal noch dahingestellt. Ich denke trotzdem immer an sie, wenn ich jetzt meinen Mörser anschaue.
Übernachten
Ich hatte mich für ein kleines Hotel am Stadtrand entschieden. In fünfzehn Minuten komme ich zu Fuß in die Innenstadt oder für 3 Dollar mit dem Tuk-Tuk überall wohin ich möchte. Das kleine Hotel Won Residence ist liebevoll eingerichtet, die Angestellten kümmern sich aufmerksam um ihre Gäste, organisieren Ausflüge, Guides und Taxis. Zum Frühstück, entweder kambodschanisch (Nudelsuppe) oder französisch-Kontinental (mit Croissants), werden immer frische Früchte serviert, es gibt einen hübschen Pool und auf besonderen Wunsch kann man eben auch lernen, wie man ein richtiges Khmer Curry zubereitet.
Won Residence
183 Taphul Rd, Krong Siem Reap 17252, Kambodscha
An- und Abreise
Siem Reap hat einen internationalen Flughafen. Das ist praktisch, vor allem, wenn man wie ich nach Siem Reap in den Süden ans Meer will. Phom Penh liegt mehr oder weniger in der Mitte. Flüge von Siem Reap nach Sihanoukville im Süden kosten um die 100$. Wer von dort weiter nach Kampot möchte, hat nochmal eine zweistündige Fahrt mit dem Taxi vor sich.
Am günstigsten ist man mit einem Bus oder Kleinbus unterwegs. Bei den Kleinbussen muss man allerdings darauf achten, nicht mit großem Gepäck zu reisen. Wer es trotzdem tut, sollte einen zweiten Platz reservieren.
Die meisten Hotels in Siem Reap bieten einen kostenlosen Shuttle vom Flughafen und von der Busstation an.
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