Ginge es nach Herrn Dollase, sind wir alle Stümper. Wir die Blogger, die ja nur etwas zusammenpanschen. Das habe ich nicht erfunden, das hat er diese Woche bei einem Online Kongress über Genuss so gesagt und würde es mir gelingen, auch noch den Widerwillen, mit dem das Wort „Blogger“ ausgesprochen wurde, wiederzugeben, während er über den wahren Genuss schwadronierte, so frage ich mich – was in aller Welt haben wir ihm angetan? Wir die Ungelernten – was natürlich so nicht stimmt, denn nicht jeder, der eine Kochlehre absolviert hat, ist hinterher vor irgendwelchem Zusammenpanschen gefeit – sind also so verdammenswert, dass er uns jegliche Berechtigung zur Verbreitung von Genuss abspricht.
Und genau deshalb habe ich heute richtig gepanscht. Ich habe die Aromen Asiens und Italiens mit US-amerikanischer Chuzpe vermischt. Das ist zugegebenermaßen nicht auf meinem Mist gewachsen, niemals hätte ich mich getraut, Soja Sauce, Austern Sauce, Fisch Sauce und Parmesan mit Nudeln zu vermischen, und das noch mit einer geradezu obszönen Menge Knoblauch – doch das ist genau das, was man in vielen Küchen asiatischer Einwanderer in den USA heute so antrifft. Die amerikanischen Food Magazine und selbst die ehrwürdige New York Times sind davor nicht gefeit und geben dieser wilden Panscherei eine Bühne. Am laufenden Band gibt es neue Kochbücher, worin asiatisch stämmige Köche (ja, und Blogger) ihre kulinarischen Wurzeln aufs Lustvollste mit den diversen anderen Küchen zusammenwerfen – man denke nur an ein Kimchi Sandwich mit geschmolzenem Käse, genannt „Kimchi-grilled-cheese“ – und diese Fusionküche feiern.
Mal davon abgesehen, dass Parmesan und Soja Sauce irgendwie eine echt heiße Kombination sind, ist so ein Regelbruch überaus köstlich. Ich musste das sofort ausprobieren und stelle fest, dass man zwar nicht jeder Mode nachlaufen muss, aber wir sind längst in einer Ära angekommen, wo die Küchen der Welt voneinander profitieren und sich vermischen. Wobei ich hier gerne an der Stelle auf die seelenwärmende Wirkung von frisch gekochtem Basmatireis mit Süßrahmbutter und Soja Sauce hinweise. Das geht immer. Und die Idee kommt von einer Japanerin.
Und so kann ich letztendlich nur darüber lächeln, wenn so etwas über uns Blogger gesagt wird.
Also – lasst uns panschen!
Koreanisch-amerikanische Knoblauchnudeln
Für Zwei
10 Zehen frischer Knoblauch, fein gehackt
2 EL Butter
1 TL Fisch Sauce
1 EL Austernsauce
1,5 EL leichte Soja Sauce (vorzugsweise Nama Shoyu)
200 g Linguine oder Spaghetti
2 Frühlingszwiebeln, den grünen und hellgrünen Teil in grobe Röllchen geschnitten
3 EL frisch geriebener Parmesan
optional:
ein Spritzer frisch gepresster Zitronensaft
Chiliöl (für all jene, die es etwas schärfer mögen)
Die Butter in eine breite Pfanne geben. Den gehackten Knoblauch dazugeben und bei mittlerer Hitze sanft anschwitzen. Soja Sauce mit Fisch Sauce und Austern Sauce verrühren und in die Pfanne geben. Umrühren, in eine Schüssel gießen und beiseitestellen.
Die Pfanne mit Wasser auswaschen und mit Wasser füllen, denn die Nudeln sollen in nur wenig Wasser gekocht werden, damit dieses Wasser schön stärkehaltig wird. Nach Packungsanweisung kochen und beim Abgießen das Wasser auffangen.
Die Nudeln zusammen mit der Sauce und etwa 4 EL Kochwasser zurück in die Pfanne geben und Parmesan zusammen mit den Frühlingszwiebeln unterrühren.
Wer mag gibt jetzt noch etwas Zitronensaft dazu.
Auf Tellern verteilen und je nach Lust und Laune noch ein Klecks Chiliöl oder Chili-Crunch draufsetzen.
Bravo zum Einleitungstext – und das «zusammengepanschte» Rezept liest sich köstlich!
Vielen Dank Felix!
Es war mir wichtig.
Herzliche Grüße
Claudia
Diesen hochnäsig-arroganten Aussagen, die du eingangs erwähnst, möchte ich folgendes entgegenhalten:
Als Rezeptautor (ungelernter Koch!) musste ich einst für einen Auftraggeber die Rezepte diverser Hochglanz-Folianten von hoch dekorierten Köchen auf Gelingsicherheit überprüfen. Bereits beim Lesen stellte ich fest, dass viele Zubereitungen mit den angegebenen Mengen nicht funktionieren können – ein Nachkochen bestätigte dies.
In ihren Restaurants mögen Hauben- und Sterneköche ja Grossartiges leisten – genau zu rezeptieren vermögen die wenigsten.
Das frustriert die Leserschaft, die sich dann leider denkt «ich bin halt doch kein Profi!». Bedauerlich, denn Kochbücher werden in der Regel ja für Amateure und den Privathaushalt geschrieben.
Mit besten Grüssen aus Fernost, Felix