Heute gibt es eine Suppe von einer ukrainischen Kochbuchautorin. Lasst uns zusammenstehen und kochen!
Ich bin fassungslos in diesen Tagen, wir sind alle fassungslos. Wie konnte das nur passieren? Noch vor einigen Monaten war ein Bekannter von mir beruflich in der Ukraine unterwegs und alles was nun passiert, schien absolut unvorstellbar. Ich bin wütend, ich bin unsicher und fühle mich hilflos. Die Nachrichten überschlagen sich und wir, für die wie ich, der Krieg immer fern war, müssen nun erleben, wie ein Diktator nach der freien Welt greift. Wir müssen Flagge zeigen. Es wichtig. Nichts ist gerade wichtiger.
Ich muss an Olia Hercules denken. Eine Kochbuchautorin, von der ich zwei wunderbare Bücher habe. Sie ist gebürtige Ukrainerin und lebt in London. Ich fühle mich mit ihr verbunden, immerhin sind wir so etwas wie Kollegen. Und so nahm ich gestern Abend ihr Buch „Summer Kitchen – Rezepte und Erinnerungen aus jeder Ecke der Ukraine“ in die Hand. Es ist ein wunderschönes Buch, das jedoch leider nie einen Weg zu einem deutschen Verleger gefunden hat. Und für mich stand sofort fest – heute koche ich etwas Ukrainisches! Ich kann mir nicht annähernd vorstellen, wie sie, die noch so viele Verwandte in der Ukraine hat, sich jetzt fühlen muss. Ich lese auf Facebook, dass sie gerade eine Lieferung mit Hilfsgütern organisiert. Und ich lese ebenfalls, dass sie sich darüber freut, wenn Menschen aus Solidarität zu ihren Rezepten greifen, um sich den Menschen und der Kultur noch mehr verbunden zu fühlen.
Die Pilzbrühe mit den sauren Gurken lacht mich sofort an. Nicht nur weil ich die Kombination aus sauer und salzig immer unwiderstehlich finde, sondern weil ich tatsächlich bis auf die Petersilienwurzel alles dahabe. Ich kann sofort loslegen. Noch in der Nacht durchforste ich meinen Küchenschrank nach den getrockneten Pilzen. Hab nur Shiitake da, aber immerhin, da ist auch noch etwas Steinpilz-Pulver. Das wird eine grandiose Kombination. Ich öffne ein Glas mit selbst eingelegten sauren Gurken, die ich im vergangenen Sommer eingemacht habe. Ein Gruß aus einer Zeit, als wir uns den ganzen Schrecken noch nicht einmal vorstellen konnten.
Dank der Perlgraupen ist die Suppe schön reichhaltig und ich spare nicht an Crème fraîche dazu. Ich denke an meine Kochbuchkollegin, schicke ihr meine Kraft, dann rufe ich das Spendenkonto der „Aktion Deutschland hilft“ auf. Was immer jetzt getan werden kann, muss getan werden, auch wenn es erst einmal ein Teller ukrainische Suppe ist.
Pilzbrühe mit Graupen, Wurzelgemüse und sauren Gurken
Für Vier
100 g getrocknete Steinpilze (oder getrocknete Shiitake oder eine Mischung aus beidem)
2 Liter heißes Wasser
60 g Perlgraupen
2 Zwiebeln, beide geschält, eine im Ganzen und eine fein gewürfelt
300 g Kartoffeln, geschält und gewürfelt
150 g Essig-Gürkchen (idealerweise selbst eingemacht)
2 EL Butter
1 Karotte, geraspelt
1 Petersilienwurzel, geraspelt
¼ Selleriewurzel, geraspelt
2 Zehen Knoblauch, fein gehackt
400 ml vom Einlegewasser der Gurken
Meersalz
Pfeffer
1 EL getrockneter Majoran
dazu: Dillspitzen oder Majoranblättchen, Crème fraîche optional
Die Steinpilze mit dem heißen Wasser übergießen und mindestens eine halbe Stunde ziehen lassen.
Die Perlgraupen in Salzwasser weichkochen und abgießen. Beiseite stellen.
Danach die Brühe durch ein feines Sieb abseihen (es kann immer ein bisschen Sand zurückbleiben) und die Pilze kleinschneiden.
Die Brühe zusammen mit den Pilzen in einen Topf geben und etwa 10 Minuten köcheln lassen. Die ganze Zwiebel und die Kartoffelwürfel dazugeben und nochmal 15 Minuten köcheln lassen.
In einer Pfanne die Butter schmelzen lassen und die Zwiebelwürfel darin sanft anbraten, bis sie glasig sind. Das restliche Gemüse dazugeben und etwa 5 Minuten weiterdünsten. Ab und zu umrühren.
Die Hälfte der Gürkchen raspeln, die andere Hälfte in Scheiben schneiden.
Das Gemüse mit dem Gurkenwasser ablöschen und den Majoran hinzufügen. Sowohl die geraspelten als auch die geschnittenen Gurken hinzufügen. Die Mischung in die Pilzbrühe geben etwa 2 Minuten köcheln lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die ganze Zwiebel entfernen.
Die gekochten Perlgraupen dazugeben.
Die Suppe auf Tellern verteilen, mit Dillspitzen oder Majoranblättchen garnieren und mit Crème fraîche
servieren.
Ebenfalls toll und lesenswert zu Thema Ukrainische Küche:
Sanddorn und Seegras: Kohlsuppe mit Kartoffel & Pinkel
Das Rezept von Olia Hercules stammt aus diesem Buch*:
*Affliate Link
Berührend, köstlich, wundervoll
Liebe Claudia, verlinken ist doch wunderbar. Die Initiative #cookforukraine selbst kommt ja bereits von @oliahercules und @allisatimoshkina. Auf jeden Fall ist es super, wenn viele wie auch immer mitmachen (und wer kann und mag auch spendet)! Und dein Rezept (und wie immer die Bilder) sind so lecker. Liebe Grüße, Kathrin
Eine wunderbare Idee, wir sollten eine BlogerInnenaktion daraus machen – ukrainisch kochen für den Weltfrieden. Also ab in die Küche! Danke Dir für diesen Beitrag! Deine Kathrin
Liebe Kathrin,
das können wir gerne machen, ich verlinke auch gerne auf andere Beiträge, aber mir fehlt leider die Zeit ein Banner zu basteln.
herzliche Grüße
Claudia