Der Körper wehrt sich gegen das nasskalte Wetter, er muss sich umgewöhnen, noch vor zwei Wochen durfte er sich bei tropischer Hitze räkeln und nun tut er sich schwer. Und dann sind da noch die hustenden und schniefenden Mitmenschen überall. Das Laub auf dem Balkon müsste gekehrt werden, das Hochbeet von erfrorenen Kräutern geleert und der Sonnenschirm in den Keller geräumt werden. Alles Aufgaben, wo die Lust grad nicht so groß ist. Also so gar keine Lust. Ich starre auf die abgefallen Blätter meiner Ahornbäume und will am liebsten gleich wieder auf die Couch, wo die warme Decke wartet. Der Geist ist unruhig, es sollte gemacht werden. Der Schweinehund gewinnt. Mal wieder. Nur wenn es darum geht, auf den Markt zu fahren sind sich alle wieder einig. Auf den Markt fahren ist schön, auch wenn ich beim Anstehen vor dem Wagen des Bio Metzgers einen kalten Hintern bekomme.
Umso mehr brauche ich jetzt eine warme Suppe. Ich denke an die entzückenden bunten Bohnen, die ich aus New York mitgebracht habe. Eine alte Sorte, Jacob’s Cattle Beans. Sie sahen so schön aus, dass ich sie mitnehmen musste. Es ist ein halbes Jahr her, dass ich dort war, in meinem liebsten Delikatessladen Dean & Deluca und schon damals dachte ich an eine Bohnensuppe. Das Dumme an diesen hübschen Bohnen ist allerdings immer, dass sie nur in frischem oder getrocknetem Zustand so schön sind, werden sie erst einmal gekocht, sind sie von stinknormalen weißen Bohnen kaum noch zu unterscheiden. Merke, allein die Erinnerung an ihre ursprüngliche Schönheit ist was zählt.
Und so geistern also diese Bohnen durch meinen Kopf, als ich endlich an die Reihe komme und meinen Speck kaufen kann. Schwarzgeräuchert, nach Schwarzwälder Art, die Verkäuferin betont es, denn schließlich sind wir hier in Bayern und ein Schwarzwälder Schinken oder Speck kommt nun mal aus dem Schwarzwald. Geschützte Herkunftsbezeichnung. Gut so. So rein prinzipiell ist mir der Speck meiner Tante aus dem Kinzigtal natürlich lieber, echter Schwarzwälder Speck, aber da komme ich halt grad nicht hin.
Das Kochen von Suppe in der kalten Jahreszeit hat immer etwas Kuschliges. Die Brühe blubbert vor sich hin, die Fenster beschlagen und ein würziger Duft zieht durch die Küche. Ich genieße diesen Moment. Die erste Schüssel Suppe ist die Beste, begraben unter einem Berg Pecorino. Ich rühre sie um, der Käse schmilzt sofort, die Aromen steigen in die Nase.
Alles wird gut.
Für Vier
1 EL Olivenöl
150 g schwarzgeräucherter Speck in dicken Scheiben
1 mittelgroße Zwiebel, fein gehackt
2 Stangen Sellerie, in sehr feine Würfel geschnitten
2 Karotten, in sehr feine Würfel geschnitten
3 Zehen junger Knoblauch, fein gehackt
1 EL getrocknete italienische Kräuter
2 Lorbeerblätter
200 g gekochte Bohnen (eingeweicht und gekocht oder aus der Dose)
2 cl Noilly Prat (trockener Wermut)
1 ½ L Gemüsebrühe (siehe Rezept)
1 kleiner Wirsing
1 EL Soja Sauce
Salz
½ Bund Koriander, Blättchen gezupft und grob gehackt
2 EL Schnittlauch, in feine Röllchen geschnitten
60 g Pecorino, fein gehobelt
1. den Speck grob würfeln. Öl in einem breiten Topf erhitzen und den Speck darin goldbraun anbraten, die Zwiebelwürfel dazugeben und weiterbraten.
2. die Selleriewürfel und die Karottenwürfel ebenfalls hinzufügen und mit den italienischen Kräutern würzen.
3. die Bohnen zugeben und mit Noilly Prat ablöschen. Die Gemüsebrühe dazugeben und zum Kochen bringen.
4. Wirsingblätter hinzufügen und die Temperatur zurückschalten. 25 Minuten köcheln lassen.
5. mit der Soja Sauce und einer Prise Salz abschmecken
6. auf Schüsseln verteilen und mit Schnittlauch, Koriander und Pecorino (großzügig) bestreuen.
Gemüsebrühe
3 Karotten
2 Stangen Sellerie
½ Bund Petersilie
1 Petersilienwurzel
1 Sternanis
1 daumengroßes Stücke Ingwer
2 Lorbeerblätter
5 Pfefferkörner
Die Karotten, den Sellerie gut waschen und in grobe Stücke schneiden. Die Petersilienwurzel schälen und ebenfalls grob würfeln. Den Ingwer in dicke Scheiben schneiden. Alles in einen hohen Topf geben und mit 2 Litern Wasser zum Kochen bringen. Bei mittlerer Temperatur 30 Minuten offen kochen lassen und durch ein Sieb abseihen.
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Vielen Dank für das tolle Rezept. Ich mag diese bunten Bohnen auch total gerne. Toll, dass du sie für eine solche schöne Wintersuppe verwendet hast. Mal schauen, ob ich demnächst auch solche Bohnen finde <3
Liebe Dila,
das klappt ganz bestimmt auch mit anderen Bohnen.
Liebe Grüße
Claudia