sommerliche Aromen und ganz unkompliziert
Hätte mir vor etwa 20 Jahren mal jemand gesagt, dass ich eines Tages zur größten Liebhaberin von Anchovis werden würde, ich hätte nur ungläubig geschaut und vermutlich gelacht. Ich? Niemals. Nun, Geschmäcker ändern sich und vermutlich bedurfte es nur ein bisschen Mut, bis ich endlich zu einer Lammkeule auch einige Anchovis dazugab und feststellen musste, dass die kleinen Dinger das Gericht nicht „fischig“ machen, sondern dem Essen eine ungeahnte Tiefe geben (ihr seht, ich versuche das Wort Umami an dieser Stelle zu vermeiden, denn sein Gebrauch ist ein wenig inflationär).
Seitdem bin ich offen für Anchovis. Ich habe mich sogar einmal dazu hinreißen lassen, für eine kleine Dose um die zehn Euro auszugeben, nur um festzustellen, dass die so genial waren, dass ich den Inhalt der Dose einfach so gegessen habe und zum Glück noch eine zweite Dose da hatte (die nur halb so teuer war, aber immer noch sehr gut), die ich dann in die Sauce geben konnte. Ebenso wie Parmesan oder Sahne, dürfen Anchovis in meiner Küche nie ausgehen.
Der Rosmarin auf dem Balkon ist dieses Jahr nicht allzu willig, prächtig zu gedeihen, ganz im Gegensatz zum Thymian, der das halbe Beet einnimmt. Aber zwei Zweige kann ich ihm abringen, denn ich finde, nichts schmeckt so sehr nach Sommer, wie die Mischung aus Rosmarin, Zitrone, Anchovis und Weißwein. Und da ich immer nur außerhalb der großen Ferien in Urlaub fahre und der Sommer grade ein bisschen schwächelt (was wiederum die Kräuter auf dem Balkon ganz toll finden), sollte es ein Gericht für perfekte Sommerabende werden. So eines, wo ein Glas Rosé dazu einfach umwerfend gut schmeckt. Ich brauche auch jede Menge Brot dazu, damit ich die Sauce aufsaugen kann, die voller Geschmack von den Anchovis ist.
Hühnchen mit Anchovis, Zitrone und Rosmarin
Für Zwei
2 Hühnerschlegel mit Haut
4 Schalotten oder zwei mittelgroße, gelbe Zwiebeln
2 EL Olivenöl
3 Zehen Knoblauch, fein gehackt (vorzugsweise frischer Knoblauch)
eine Prise Chiliflocken
5 Anchovis in Öl, abgetropft und mittelfein gehackt (auf gute Qualität achten, ich nehme gerne die von Ortiz)
2 Zweige Rosmarin, Nadeln gezupft und grob gehackt
100 ml trockener Weißwein
Saft und Abrieb einer unbehandelten Zitrone
Meersalz
Den Ofen auf 180° C vorheizen.
In einer Pfanne das Öl erhitzen und die Hühnerschlegel darin von beiden Seiten anbraten, nicht durchbraten, nur so viel, dass sie eine Bräunung bekommen. Die Schlegel aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen.
Die Schalotten vierteln (Zwiebeln halbieren und in dickere Scheiben schneiden), in die Pfanne geben und für etwa 3 Minuten anschwitzen lassen, dann ¾ des gehackten Knoblauchs, die Chiliflocken und die gehackten Anchovis dazugeben. 4 Minuten weiterkochen, dabei die Anchovis immer wieder „zum Schmelzen“ mit einem Kochlöffel in die Flüssigkeit drücken.
Rosmarin, Weißwein und Zitronensaft dazugeben und einmal aufkochen lassen und dann vom Herd nehmen.
Die Hühnerkeulen mit der Hautseite nach oben in eine ofenfeste Form legen und die Sauce darüber gießen. Für 35 – 40 Minuten offen im Ofen braten.
Den restlichen Knoblauch mit dem Zitronenabrieb und einer kleinen Prise Meersalz mischen und über die Keulen streuen. Die Sauce nach Bedarf nochmal abschmecken (die Anchovis und die Chiliflocken sollten jedoch ausreichend würzen) und sofort servieren.
Dazu passen grüne Bohnen oder gebratener grüner Spargel.
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