wer hätte gedacht, dass einem schon im August nach einer warmen Suppe ist....
Ich war zweimal in Istanbul und jedes Mal aus beruflichen Gründen. Einmal davon, als ein Schneesturm die Stadt lahmlegte. Auf Schnee ist der Verkehr dort nicht gut vorbereitet. Die Menschen kamen nicht mehr über die Brücken, das Chaos was perfekt. Da war ich dann weitestgehend in meinem Hotel mir selbst überlassen. Ich hätte die Gelegenheit gerne genutzt, die türkische Küche näher kennenzulernen, doch dazu kam es nicht.
Dann entdeckte ich vor einiger Zeit das Bild einer Joghurtsuppe mit Spinat – Yayla Çorbasi. Die traditionelle „Almsuppe“ aus der türkischen Küche. Es gab auch ein Rezept dazu, doch die Kritiken dazu waren vernichtend. Zu wässrig, ohne viel Geschmack, fad stand in den Kommentaren. Also wenig, was einen motivieren könnte, diese Suppe nachzukochen. Sie ging mir trotzdem nicht aus dem Kopf, denn so rein grundsätzlich machte das alles Sinn: Joghurt, Minze, Reis und Spinat. Mag sein, dass das nicht unbedingt die Geschmacksgranaten sind, doch was, wenn ich das mit dem Wasser, das im Rezept erwähnt wurde, einfach weglasse und dafür Brühe noch ein bisschen konzentriere? Und wenn ich aus Ermangelung von Pul Biber, die milden bis scharfen Chiliflocken, einfach aus geschroteter Niora Paprika und gemahlener leicht rauchiger Ancho Chili und salziger Butter selbst eine Würze dafür komponiere? Ich muss es versuchen. Besser gesagt – ich will es versuchen. Und das beginnt mit einem Suppenhuhn. Und weil es das gestern auf dem Markt nicht gab, wanderte ein Kilo Hühnerflügel zusammen mit Suppengrün und etwas Ingwer in den Topf. Ich hatte die Brühe mit 2,5 Litern Wasser angesetzt und endete mit einem Liter kräftige Brühe. Die perfekte Basis für meine Suppe. In dieser kochte ich den Reis und zwar viel länger, als man Reis normalerweise kocht. Dabei musste ich an Congee denken, eine Reissuppe aus dem asiatischen Raum, die gerne zum Frühstück gegessen wird. Hier wird der Reis etwa 45 Minuten lang gekocht. Während also der Reis in seiner Brühe köchelte, kümmerte ich mich um die restlichen Schritte. Als dann alles zusammenkam und mit der salzigen, gewürzten Butter beträufelt wurde, wusste ich es. Die Mühe hatte sich gelohnt. Es war eine Suppe zum Einkuscheln. Eine Wohltat angesichts der mickrigen 11,5°C die es am Wochenende hatte. Die Minze verwob sich mit den fruchtigen Chilis und die leichte Säure des Joghurts schmiegte sich in die Brühe. Soll es doch von mir aus weiter regnen!
Yayla Çorbasi
Für Zwei
600 ml gute Hühnerbrühe (idealerweise selbstgekocht aus einem Freilandhuhn)
60 g Basmatireis
300 g Sahnejoghurt
1 Eigelb
1 gestr. EL Speisestärke
100 g Babyspinat
1 ½ EL getrocknete Minze
Meersalz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
2 EL gesalzene Butter
1 EL Pul Biber (oder eine Mischung aus Paprikaflocken und gemahlener Ancho Chili)
Nach Belieben ein bisschen frische Minze für die Dekoration
Den Reis in die Hühnerbrühe geben, ein halber TL Salz hinzufügen und bei geschlossenem Deckel etwa 40 Minuten köcheln lassen.
Joghurt mit dem Eigelb und der Minze vermischen. Ein EL Brühe abschöpfen, die Speisestärke damit glattrühren und unter den Joghurt mischen.
Damit die Suppe nicht gerinnt, den Joghurt nicht zuerst in die Brühe geben, sondern zuerst löffelweise die Brühe unter den Joghurt rühren. Sobald diese flüssiger ist, die Mischung nach und nach in den Topf mit der Brühe geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Temperatur soweit reduzieren, dass die Suppe nur noch siedet. Etwa 2 Minuten.
Den Spinat dazugeben und bei ausgeschalteter Hitze, die Suppe etwa 3 Minuten auf dem Herd stehen lassen.
In einem kleinen Topf die Butter schmelzen und mit Pul Biber (oder der alternativen Chilimischung) vermischen.
Die Suppe auf Tellern verteilen, mit der flüssigen Würzbutter beträufeln und nach Belieben frische, gehackte Minze drüberstreuen.
Dazu passt Fladenbrot.
Meine Güte, ich weiß gar nicht, was mir am besten gefällt: Bei Schneesturm in Istanbul, die perfekte Hühnerbrühe mit Ingwer oder die daraus resultierende fertige Suppe! Ein rundum gelungener Beitrag, den ich sehr gerne gelesen habe!
Sei herzlich gegrüßt!
Marie-Louise
Herzlichen Dank, liebe Marie-Louise
mein Tipp: entscheide dich für die Suppe ;)
liebe Grüße
Claudia