Seit Jahren kaufe ihr hier meinen Tee. Ein kleines Geschäft, das wunderbar nach Kräutern duftet, sobald man es betritt. Im Winter habe ich oft erlebt, dass die Leute hier Schlange stehen, was wohl daran liegen mag, dass die meisten Menschen Tee in der kühlen Jahrezeit bevorzugen. Dabei entgeht ihnen wohl, wie köstlich ein Tee im Sommer sein kann. Es gibt hier unendlich viele Teemischungen, für Sänger und Redner, für solche die morgens nicht in die Gänge kommen (wozu ich mich ebenfalls zähle), für Liebhaber von Früchten und für solche, die Heilung oder Entschlackung suchen. Und all dies ohne Aromastoffe. Und eben auch Gewürze.
Ich komme mit dem Rad, denn zur Abwechslung scheint die Sonne. Es ist Samstag, ich habe Zeit und ich bin neugierig. Ich entdecke getrocknete Himbeeren, deren Farbe so leuchtet, dass ich sie am liebsten streicheln möchte. Sofort denke ich an ein sommerliches Salatdressing. Oder an ein Gericht mit Hühnchen und Sesam in einer fruchtigen Sauce. Ich darf eine probieren. Trotz der trockenen Konsistenz breitet sich sofort ein Himbeeraroma in meinem Mund aus. Muss ich haben, ganz klar! Als nächstes brauche ich Tonkabohnen. Seit ich sie vor kurzem in einem Dessert gekostet habe, gehen sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Was ich damit vorhabe, fragt mich der Besitzer des Ladens, Dirk Bäumler, freundlich. Ich überlege kurz und erinnere mich an ein Rezept, welches ich schon seit längerem ausprobieren möchte. Lila Gnocchi mit einer pikanten Tonkabohnen-Sauce!
Wir beginnen über Gewürzmischungen zu sprechen. Die großen Gewürzbehälter werden geöffnet und ich darf Lavendelblüten riechen, werde in deren Qualitätsklassen eingewiesen, getrocknete Wildblüten breiten ihren Duft vor mir aus und ich erfahre, warum man Lavendel immer besser mit Thymian mischen sollte, da ihr Aroma ansonsten zu dominant wird. Was mir zu den getrockneten Rosenknospen einfallen würde, werde ich gefragt. Rosensalz, antworte ich und mir ist eigentlich auch schon sofort klar, dass diese Antwort sicherlich keinen Koch-Innovationspreis gewinnen wird.
Rosensalz, das können die anderen auch!
Man könne die Rosen auch im Mixer fein zermahlen, mit ein wenig Mehl mischen, ein Ei dazu und daraus Rosennudeln machen. Jetzt wo ich das aufschreibe merke ich, dass ich die Hälfte schon wieder vergessen habe. Ich erinnere mich noch, dass sie geschichtet werden…
Ich darf eine süße Currymischung probieren. Morgens im Müsli sei diese großartig. Ich verschweige, dass ich kein Freund von Müsli bin und Süßes am Morgen eigentlich nicht besonders mag. Doch diese Currymischung hat eindeutig mehr zu bieten und dem werde ich auf die Schliche kommen. Ich werde sie zu Reis und Couscous ausprobieren.
Was mir jedoch neben all den Gewürzmischungen am allerbesten gefällt, ist die Freude und Leidenschaft, mit welcher Dirk Bäumler davon spricht. Begeisterung für neue Kompositionen und Mischungen. Wie er sich Zeit nehmen kann, um Neues zu entdecken. Ich kaufe noch ein Mischung aus Schwarzkümmel, Cumin, Krauseminze, Salz, Zitronengras, Chillie, Bärlauch und Rosmarin. Wie gut, dass dieser Laden grad um die Ecke vom Viktualien Markt ist und ich sehe schon den buntstieligen Mangold vor mir, mit dem zusammen ich das ausprobieren werde. Glücklich und mit einer gut gefüllten Tasche verlasse ich den Laden, den Kopf voller neuer Ideen. Und..zefix!… das mit den Rosennudeln, das kriege ich auch noch raus. Beim nächsten Mal eben.
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