Dass man in Italien so ziemlich überall gut essen kann, ist bekannt. Hält man sich an traditionelle Küche, vorzugsweise abseits der Touristenpfade, kann man so gut wie nichts falsch machen. Besitzt ein Restaurant mitten in Mailand einen riesigen Garten und widmet sich nur der frischen, saisonalen Küche, die inspiriert und auf hohem Niveau ist, so ist das dennoch etwas ganz Besonderes. Ich verdanke es meinen entzückenden Bloggerkolleginnen aus London, Charlotte und Zoe, dass ich dieses Kleinod entdeckt habe. Sie waren so vorausschauend und haben im Vorfeld die Gastroszene in Mailand sondiert und luden mich ein, sie zu begleiten. Das Taxi bringt mich dorthin. Mitten zwischen Hochhäusern residiert diese herrschaftliche Villa in einem großen Gemüsegarten.
Wie aus einer anderen Zeit gesprungen, wirkt das Ratanà wie eine Oase in der Großstadt. Langsam spaziere ich die Auffahrt an den Gärten entlang. Es ist heiß und somit nicht sonderlich bedauerlich, dass unser Tisch drinnen ist. Die Einrichtung ist clean, modern mit Kunst an den Wänden und hohen Weinregalen an der Wand.
Die Karte bietet verheißungsvolle Genussaussichten. Neben Klassikern aus der Küche der Lombardei, gibt es auch ein Kräuter-Graupen-„Risotto“ und nahezu ausschließlich Süßwasserfische. Auf ein „Coperto“ (das was am Ende auf der Rechnung für Brot und Service erscheint) verzichtet man hier. Wir bestellen uns eine Vorspeise und ein „Primi“ – die Teller kommen in großzügigen Portionen aus der Küche und ich zweifle an meinem Hunger angesichts der Hitze und der Tatsache, dass ich vor drei Stunden erst gefrühstückt habe.
Ich bestelle mir eine gebeizte Forelle mit Orangen, Fenchel, rote Beete und Kräutern und danach die Graupen mit aromatischen Kräutern und Blüten. Zoe entscheidet sich für das Spargel Risotto, Charlotte für ein Vitello Tonnato, davor Spargel mit pochiertem Ei. Mag alles eher unspektakulär klingen, doch was wir bekommen, begeistert uns. Es ist die absolut perfekte Konsistenz des Risottos, verfeinert mit kleinen Zitrat-Zitronen Stückchen, die uns alle sofort unsere Gabel zücken lässt. Die Forelle ist sehr mild, sehr fein und in Kombination mit der Orange und dem Fenchel auf der rote Beete Sauce einfach großartig. Das Vitello Tonnato originalgetreu vom falschen Filet, zart rosa und nicht zu dünn geschnitten. Und ja – Thunfisch Mayonnaise kann auch grandios sein. Nicht zu vergleichen mit dem, was einem gemeinhin beim Italiener um die Ecke serviert wird. Das ist ein Ausnahme-Vitello!
Sämtliche Teller sind so einladend angerichtet, dass sie es dort wohl gewohnt sind, dass man sie fotografiert. Wenn gleich drei Foodblogger ihre Kameras zücken, wird das mit einem Lächeln quittiert. Und auch wenn das Weinregal mit seiner ausladenden Pracht lockt, wir verzichten und bleiben bei Bitterorangen-Limo und Wasser.
Glücklich und zufrieden wandeln wir nach dem Essen noch ein wenig in den Gärten (bei dem Anblick bekomme ich Sehnsucht nach meinem Hochbeet auf dem Balkon). Noch schnell ein Foto mit dem Gärtner und dann müssen wir zurück ins Hotel um die Koffer zu holen.
Bye, bye Milano – es war wie immer grandios!
Ratanà
Via de Castilla 28
Milano
t. 0287128855
info@ratana.it
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