29. August 2015

Pullum Numidicum
oder Kochen für römische Orgien

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„Nachtigallzungen! Otternasen!“ – kennen wir ja alles. Wird in jeder Arena zu Gladiatorenspielen gerne genommen. Jeder der schon einmal (ich mindestens fünfmal) den Film „Das Leben des Brian“ gesehen hat, weiß genau, in welcher Szene diese besonderen Speisen angepriesen werden. Nicht dass ich Belege dafür habe, dass es sie je gegeben hätte. Aber in der alten römischen Küche, schien ja alles möglich zu sein. Möglichst ausgefallen, opulent und gerne auch in Mengen, die jeden Gesundheitsapostel zum Weinen bringen. Serviert von halbnackten Sklavinnen und gerne auch im Liegen.
Das konnten die gut im antiken Rom! Essen war eine willkommene Ausdrucksform von Status und Verschwendungssucht.

Marcus Gavius Apicius, Feinschmecker und der erste Überlieferer der Kochkunst des antiken Roms, lebte zu Zeiten Kaiser Tiberius‘, von welchem er behauptete, er sei der größte Prasser aller Zeiten. Also doch Nachtigallzungen?

Die spinnen die Römer!Lieblingsspruch von Obelix

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Selten führen mich meine Küchenexperimente so tief in die Vergangenheit. Warum ich mich dennoch in die Tiefen des Garum und der Gerstengrütze vorgewagt habe, ist meiner mutigen Bloggerfreundin Petra geschuldet. Die Küche des Apicius, lautet der Aufruf zu ihrem Event.
Alea iacta est.
Während meiner Suche nach diesen antiken Rezepten entdecke ich durchaus Spannendes wie besagtes Garum oder Liquamen, welches aus fermentiertem Fisch bestand, gefiltert wurde und heute mit der asiatischen Fischsauce zu vergleichen ist. Man kann also sagen, es war das Maggi der Römer, denn sie schütteten es so ziemlich über alles. Und da bekanntlich der Geruch von vor sich hin gammelnden Fischen an Penetranz kaum zu übertreffen ist, waren die Produktionsstätten dieser Fischsauce schön weit außerhalb der Städte. Schon damals soll es auch hierbei erhebliche Qualitätsunterschiede gegeben haben, je nachdem welcher Fisch dafür verwendet wurde. Echtes Garum gibt es heute nur noch selten, es mögen noch kleine Manufakturen zu finden sein, aber im Allgemeinen würzt man heute eher mit Sardellen, denn mit fermentierter Fischsauce und es wird als Äquivalent die asiatische Fischsauce empfohlen.
Ich hätte ja nur allzu gern von meiner Reise nach Phu Quoc in Vietnam, wo die als beste des Landes gerühmte Fischsauce hergestellt wird, ein Fläschchen besagter mitgebracht. Allein – es war bei Strafe verboten. Und so verlockend war die Aussicht auf eine Auseinandersetzung mit dem Zoll dann doch nicht, als dass ich das Risiko eingegangen wäre.
Ein Huhn soll es nun also werden. Dabei könnte ich den Film „Caligula“ so als atmosphärische Untermalung laufen lassen. War ja ein echt übler Knabe dieser Caligula. Grandios besetzt mit Malcolm McDowell, Peter O‘Toole und Helen Mirren in weiteren Rollen. Vermutlich hat dieser Film meine Vorstellung von römischen Orgien geprägt. Zeitlich passt das also auch gut, denn der Film spielt zu Zeiten der Regentschaft Kaiser Tiberius‘.
Auf die damals übliche Gerstengrütze als Begleitung verzichte ich (ausnahmsweise) und gebe frischem Ciabiatta den Vorzug.
Laboremus.
„Ans Werk!“ – Letztes Wort des Kaisers Septimius Severus

Numidisches Huhn
Apicius VI, 9, 4

Für Zwei
2 Hühnchenschlegel à 350g (oder einen großen von 700g)
1 rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
5 frische oder getrocknete Datteln, fein gewürfelt
1 Handvoll Pinienkerne
2 Ästchen frische Weinraute (alternativ 2 eingelegte Weinblätter), in Streifen geschnitten
1- 1 ½ EL Honig
2 EL Weinessig
4 EL Olivenöl
2 EL Liquamen (thailändischeFischsauce)
schwarzer Pfeffer u. Koriander gemörsert(insg. 1 gehäufter TL)
½ TL gemahlener Kreuzkümmel
evtl. etwas Mehl zum Binden
Salz

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Die Hühnchenschlegel mit Salz, Pfeffer und Koriander würzen. Mit 2 – 3 EL Olivenöl begießen und mit fein geschnittenem Knoblauch und der Zwiebel etwa 2 Stunden marinieren. Dann die Schlegel aus der Marinade nehmen. die Marinade für später aufbewahren.
In einer großen Pfanne 1 EL Olivenöl erhitzen und die Hühnerschlegel von beiden Seiten scharf anbraten, die Hitze zurücknehmen und bei geschlossenem Deckel schmoren lassen.
In eine zweite Pfanne die Marinade gießen (eventuell noch einen Esslöffel Olivenöl dazugeben) und mit den Datteln und Pinienkernen erhitzen. Die Weinblätter dazu geben. Honig, Essig, Kreuzkümmel und die Fischsauce dazugeben. Sanft köcheln lassen, bis die Zwiebeln und der Knoblauch weich sind.
Bei Bedarf mit etwas Mehl binden.

Dazu klassisch Brot, Linsen oder Gerstengrütze servieren.

Der Mut Anderer

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