„Ich werde in dieser Pandemie noch unfreiwillig zur Vegetarierin“, beschwerte sich eine Freundin. Ich schaute sie verwirrt an. Nun, meinte sie, sie sei keine besonders gute Köchin und eigentlich mache ihr das Kochen ohnehin nicht allzu große Freude, bei der Zubereitung von Fleisch sei sie unerfahren und ihre einzige Hoffnung Fleisch zu essen, war immer die Kantine mittags in der Firma. Seit diese jedoch alle in Homeoffice geschickt hatte, fiele auch das weg. Dabei würde sie so gern ab und zu ein Stück Fleisch essen. So generell betrachtet ist das mit dem weniger Fleisch natürlich etwas Gutes, denn ich würde jetzt mal nicht davon ausgehen, dass die Kantinen in den größeren Firmen Wert immer genau wissen, wo ihr Fleisch herkommt. Bei mir verhält sich das genau andersrum. Ich kann, wenn ich zuhause arbeite, selbst bestimmen, was ich wann essen möchte. Wenn ich mir ein Gulasch koche, dann friere ich einen Teil ein (Gulasch in kleinen Mengen lohnt sich nicht) und freue mich dann immer, wenn ich mal wieder schnell was zum Essen brauche. Und eigentlich war ich auch mal wieder in so einer Gulasch-Stimmung, was angesichts des eher kühlen Sommers nicht so ungewöhnlich ist. Aber als ich dann irgendwo ein Bild von einer Zwiebelsuppe entdeckte, war es um mich geschehen. Seit so vielen Jahren hatte ich keine Zwiebelsuppe mehr gegessen. Mein Verlangen danach wuchs ins Grenzenlose. Und da hatte ich die Idee, dass man eine Ramensuppe doch auch mit diesen süß geschmorten Zwiebeln machen könnte. Das schien mir noch verlockender als die Variante mit dem käse-gratinierten Baguette. Und ich wollte Fleisch drin. Mein Metzger auf dem Wochenmarkt empfahl mir dazu Kalbsbäckchen und weil er auch noch Kalbsschwanz mitgebracht hatte, kaufte ich den gleich noch dazu, denn nichts macht eine Suppe kräftiger, als so ein paar Schwanzstücke. Zugegeben, diese Suppe ist nicht in 10 Minuten gekocht, sondern eher ein bisschen aufwändiger, weil Suppe, Ramen und Zwiebeln getrennt zubereitet werden müssen, doch am Ende wird man mit einer grandios, würzigen Suppe reichlich belohnt. Und butterzartes Fleisch ist auch noch drin!
Französisch-Asiatische Zwiebelsuppe mit Kalbsbäckchen und Ramen
Für Zwei
1 EL Olivenöl oder neutrales Pflanzenöl
400 g Kalbsbäckchen
600 g Kalbs- oder Ochsenschwanz
Meersalz
50 g frischer Ingwer, fein gestiftelt
6 Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten
3 Frühlingszwiebeln, in feine Röllchen geschnitten, jedoch den weißen und grünen Teil getrennt
3 Sternanis
2 Stangen Zimt
8 Nelken
1 TL schwarze Pfefferkörner
1 TL Langpfeffer (optional)
1 TL Korianderkörner
200 ml trockener Weißwein
3 EL helle Soja Sauce
2 EL Butter (großzügige Esslöffel)
6 weiße Zwiebeln (die gelbe Haushaltszwiebel ist auch gut)
1 – 2 EL Reisessig
160 g getrocknete Ramen Nudeln
Das Olivenöl in einem gusseisernen Topf erhitzen, das Fleisch salzen und rundherum im Öl scharf anbraten. Das Fleisch herausnehmen, zur Seite stellen und die Temperatur auf mittel zurückschalten.
Ingwer, Knoblauch und den weißen Teil der Frühlingszwiebel dazugeben und etwa 3 Minuten anschwitzen. Die Gewürze dazugeben und weiterdünsten, bis sie duften. Dabei kann die Temperatur nochmal erhöht werden. Das Fleisch zurück in den Topf geben.
Den Weißwein dazu gießen und ein wenig einkochen lassen.
1,3 Liter Wasser und die Soja Sauce hinzufügen.
Den Deckel nur zur Hälfte auf den Topf setzen und 1,5 – 2 Stunden sanft köcheln lassen.
Die Zwiebeln idealerweise mit einer Mandoline in Scheiben hobeln. Sie sollten nicht hauchfein sein, sonst werden sie zu schnell matschig. 2 mm ist perfekt.
Die Butter in einem zweiten Topf schmelzen, die Zwiebelringe mit einer Prise Salz dazugeben und etwa 15 Minuten lang bräunen lassen, dabei öfter Umrühren. Die Temperatur zurückschalten und die Zwiebeln etwa 30 Minuten lang sanft köcheln lassen, bis sie goldbraun und süß sind. Danach die Hitze einfach abschalten und die Zwiebeln im Topf lassen.
Nach Ende der Kochzeit das Fleisch aus der Suppe nehmen, etwas abkühlen lassen und vom Knochen zupfen (die Ausbeute dürfte allerdings mickrig sein). Die Kalbsbäckchen mit einer Gabel zerzupfen.
Die Suppe durch ein feines Sieb in eine Schüssel gießen.
Den Topf grob säubern und die Suppe zurück in den Topf geben. Mit dem Reisessig abschmecken. Nach Bedarf noch ein wenig nachwürzen.
Die Ramen nach Packungsanweisung kochen und abseihen.
Die Nudeln, das Fleisch und die Zwiebeln auf Schüsseln verteilen und mit der Suppe begießen. Je einen EL grüne Frühlingszwiebelröllchen darüber streuen und sofort servieren.
Das war einfach nur köstlich! Nach dem Kochen der Brühe fand ich es noch ein wenig „flach“, aber im Zusammenspiel mit den süßen Zwiebeln war es große Klasse.
Liebe Katja,
vielen Dank fürs Ausprobieren. Das freut mich sehr.
Herzliche Grüße
Claudia