Eine Fischauktion an einem Sonntag? Ich bin ein wenig ratlos und überlege, ob ich auf meinem Weg entlang der dänischen Nordseeküste wirklich in Hvide Sande Halt machen soll. Immerhin ist es in meinem Fall ziemlich sinnlos um 11:00 Uhr vormittags frischen Fisch zu kaufen, den ich ja nicht zubereiten kann, weil ich unterwegs bin. Dass der große Parkplatz im Hafen vor der Auktionshalle bereits knallvoll ist als ich ankomme, überrascht mich dann doch ein wenig. Das hier hat Volksfestcharakter. Gefühlt ist das ganze Umland gekommen um sich bei Kaffee und frisch zubereiteten Fischfrikadellen die Zeit bis zur Auktion zu vertreiben. Die Stimmung ist großartig. Die älteren Damen, welche die Frikadellen machen, sehen alle so aus, als machten sie das nur, weil es großen Spaß macht und nicht, weil sie hier reich werden wollen. Entspannt und freundlich ist hier das Motto. Ich würde gerne so eine leckere Frikadelle essen, oder ein frisch gebackenes Fischfilet, es hätte mich nur einer vorwarnen müssen, dann hätte ich das mit dem Frühstück sein gelassen.
Den Fisch, den man ersteigern kann, kann man sich auch schon vorab mal anschauen. Ein Halbkreis um die Fische ist abgesperrt, dahinter herrscht dichtes Gedränge. Es ist kurz vor elf. Der Auktionator bringt sich in Stellung und tütenweise wird der Fisch angeboten. Es gibt ein Anfangsgebot und dann schießen auch schon blitzschnell ein paar Hände nach oben. Zack, die erste Tüte hat einen Besitzer gefunden. Vermutlich wissen alle die hier sind, dass es nirgendswo günstiger so tollen Fisch gibt.
Ich beschließe, dass wenn ich das nächste Mal herkomme, ich mir ein Ferienhaus mieten werde und dann kenne ich kein Morgen mehr und ersteigere mir den besten Fisch. In Gedanken packe ich schon die nötigen Gewürze in den Koffer.
Auf meinem Weg nach Klitmøller passiere ich immer wieder die eine oder andere „Røgeri“ – eine Räucherei. Geräucherter Fisch ist hier allgegenwärtig und direkt neben meinem Hotel am Strand von „Cold Hawaii“ steht auch eine. Das Glück hier ist ein gutes dänisches Roggenbrot mit Butter und ein Stück geräucherter Fisch dazu. Und einen Krydder Snaps dazu. Vorzugsweise mit Porse. Einem Strauch, der hier in den Dünen wächst. Ist geschmacklich jetzt nicht sonderlich dominant, aber schwer beliebt. Auch Biere werden hier damit gebraut.
Und so ist mir eigentlich schon dort klar, dass ich unbedingt was mit geräuchertem Fisch machen will. Den gibt es immerhin auch bei mir auf dem Bauernmarkt. Natürlich eher so Saibling und Forelle aber ich habe Glück, denn manchmal gibt es auch einen Aal. Der ist fällig, der kommt in die Suppe.
Jetzt kann ich euch ja auch verraten, dass ich auch ein kleines Fläschchen vom Porse Schnaps mitgenommen hab. Es geht ja schließlich um das echte „Nordic-Feeling“!
Für Vier
700 ml gute Hühnerbrühe
400 g festkochende mittelgroße Kartoffeln
1 Fenchel
1 gelbe Zwiebel
30 ml Noilly Prat
2 Maiskolben (gibt es leider nicht mehr frisch, aber in BioQualität vorgekocht und eingeschweißt)
2 EL Butter
400 ml Vollmilch (3,5% Fett)
½ Becher Sahne
5 Zweige Thymian
2 Lorbeerblätter
Frischer Dill nach Belieben
Meersalz, dänisches Rauchsalz
200 g geräucherter Aal (oder anderen geräucherten Fisch)
Die Kartoffeln schälen, halbieren und in Salzwasser ca. 15 Minuten kochen. Anschließend die Kartoffeln würfeln und beiseitestellen.
Die Körner von den Maiskolben schneiden.
Fenchel und Zwiebel würfeln.
Die Butter in einem großen Topf schmelzen lassen, Fenchel und Zwiebelwürfel darin andünsten. Thymianblättchen, Mais (einige Körner für die Deko aufbewahren) und Lorbeer dazugeben, Brühe, Milch und Sahne dazu gießen und alles etwa 10 Minuten köcheln lassen. Mit Meersalz abschmecken (nicht zuviel, es kommt anschließend noch das Rauchsalz dazu).
Die Suppe in den Mixer geben und mit einem Drittel der Kartoffelwürfel pürieren.
Die restlichen Kartoffelwürfel hineingeben. Mit Rauchsalz abschmecken.
Die Suppe in Teller füllen, den geräucherten Fisch in die Mitte setzen und mit Dill garnieren.
Adressen:
Fischauktion Sonntags um 11:00 Uhr in Hvide Sande
Hafen
mehr zu Hvide Sande: www.hvidesande.dk/hvide-sande
Vestkystens Gårdbutik
(toller Feinkostladen mit lokalen Produkten. Die Inhaber sind darüber noch einer der letzten Farmer der Gegend)
Houvig Klitvej 77
6950 Ringkøbing
www.vestkystensgaardbutik.dk
Hinweis: Zu dieser Reise wurde ich von Visit Denmark eingeladen. Meinen herzlichen Dank dafür.
Porse ist Gagelstrauch. Damit wurde früher das so genannte Grutbier gebraut. Die Zugabe diente aber nicht so sehr dem Geschmack, sondern eher der Wirkung. Die Grut oder Gruit sollte das Bier haltbar machen und sie verstärkte nebenbei den Rausch, was sich aber nicht so ganz kontrollieren ließ und teilweise wohl auch nicht ganz gesund war.
Liebe Nata,
Super Info zu „Porse“. Rauschverstärkend klingt ja jetzt nicht sooo abschreckend. ;-)
Herzliche Grüße
Claudia
Die Betonung liegt da wohl eher auf nicht kontrollierbar. Nicht ohne Grund hat sich später der Hopfen als konkurrenzloses Würzmittel für das Bier durchgesetzt.
Ganz herzliche Grüße, – nata