Hätten wir uns vorstellen können, dass einmal alle großen Tagesszeitungen und selbst die etablierten Wochenmagazine über Streetfood schreiben? Das tun sie seit die Idee der Food Trucks aus Amerika zu uns geschwappt ist und vermutlich so mancher hungrige Schreibende dies wie Hunderttausend andere mit einem Hurra begrüßte. Denn hier geht es nicht um Currywurst oder Backfisch in der Semmel – hier geht es um richtig gutes Essen. In München vergeht derzeit keine Woche, wo es nicht irgendwo einen Street Food Markt gibt. Da treffen sich dann gleich bis zu fünfzehn verschiedene Wagen und Stände, es gibt Pulled Pork, Dim Sum, Sandwiches mit Cidre-geschmortem Steak und spannende Hotdogs. Und weil das so unglaublich gut ankommt und diese Veranstaltungen immer wieder bis zum Anschlag überrannt werden, träumt so mancher von so einem eigenen Food Truck. Doch wie ist das eigentlich in so einem Food Truck?
Genau das wollte ich wissen. Es folgten ein paar Emails und Telefonate mit Christian von den Isar Dogs und schon stehe ich Sonntag morgens um zehn mit drei Lagen Fleece Pulli und Mütze am Blumenmarkt neben der Großmarkthalle. Da habe ich vorher schon in meiner Küche bereits eine gute Stunde geschnippelt und gebraten.. was man Sonntags Morgens halt eher weniger so macht.
Noch ist keiner der ganzen Trucks geöffnet und doch herrscht ein geschäftiges Treiben. Das mit dem Strom läuft noch nicht so richtig.
Ich begrüße Melissa, Christian und Manuel, die Macher hinter den Isar Dogs. Seit vergangenem Dezember sind sie gemeinsam mit ihrem Truck unterwegs. Fast ein Jahr lang haben sie an dem Konzept gefeilt, haben ausprobiert, haben sich um den Truck gekümmert. Dieser „Flensburger Koffer“, wie der Aufsatz heißt, den die Paketzusteller von UPS nutzen, wurde komplett neu mit Grill und allem eingerichtet. Doch warum gibt man dafür einen sicheren Job auf, frage ich Melissa, die wie Christian BWL studiert hat. Ganz aufgegeben habe sie ihren Job noch nicht, meint sie, doch sie wollte ein Kontrastprogramm. Sie arbeitet Teilzeit im Online Marketing. Manuel am Grill ist Geologe. Sie alle kennen sich schon lange und alle drei eint der Wunsch nach etwas Eigenem. Ein Laden wäre schön, aber gerade in München muss man schon mit einem probaten Vermögen ausgestattet sein, damit man da in entsprechender Lage was aufziehen kann. Und so reifte die Idee mit dem Food Truck. Und weil der Anspruch nicht geringer war als „Gourmet-Hotdogs“ anzubieten, holten sie sich den französischen Sternekoch Patrick Coudert ins Boot und entwickelten gemeinsam mit ihm die Rezepte ihrer Soßen. Für „Sissi & Franz“ gibt es Sauerkraut und Senf, für „Old Peter“ eine rauchige BBQ Sauce, „Mr. Miyagi“ hüllt sich in eine Wasabi Sauce, „Mrs. Schickeria“ (bei Frauen die beliebteste Kreation, verrät Melissa), hat es mit der Guacomole und dann ist da noch „Distinguished Daisy“, mit Cornichons und Senfsauce.
Die Saucen werden warmgehalten, Manuel frittiert Zwiebelringe und brät die ersten Hotdogs. Es ist eng und die drei bewegen sich darin, als haben sie es seit Jahren geübt. Ein eingespieltes Team. Die Brötchen werden über dem Grill angewärmt. Wieviele Würste sie für heute eingeplant haben, will ich wissen. So fünfhundert. Noch ist es manchmal schwer einzuschätzen, ob genug oder zu wenig da ist. Es kam vor, dass sie nach Stunden ausverkauft waren, es gab auch schon Tage, da war es zuviel. Und weil die drei nicht nur darauf achten, dass die Würste von einem Münchner Metzger stammen, die Brötchen noch in einer Bäckerei gebacken werden, machen sie sich auch Gedanken darüber, wie man mit dem am besten umgeht, was übrig bleibt. Sie reden mit der Münchner Tafel.
Kurz vor elf wird dann endlich die Klappe aufgemacht. Kuschlig warm ist was anderes und so ein bisschen beneide ich Manuel, an seinem Grill. Es dauert nicht lange, da kommen die ersten Bestellungen. Und die ersten Fragen. Woher kommt euer Fleisch, woher kommen eure Brötchen? Ja, sie wollen es genau wissen. Und das ist auch richtig, denn es ist genau das, was auch die Community der Food Trucker eint – dieser Anspruch bei den Produkten. Wer hier keine Antwort hat, kommt nicht gut an.
Und wie ist das so mit den anderen Trucks? Das ist wie eine große Familie. Wir helfen uns gegenseitig und es ist eine echte Gemeinschaft. Melissa freut sich darüber und dass es so ist, beweist sich gleich einige Minuten später. Eine Kollegin von einem anderen Truck hat etwas vergessen. Da hilft man natürlich aus.
Gegen Mittag kämpfen sich die ersten Sonnenstrahlen durch und es wird voller. Gerade war es noch gemütlich, doch jetzt beginnt ein hektisches Werkeln im Truck.
Und natürlich ist am Abend, wenn der Food Markt schließt, auch noch lange nicht Schluss. Bis zu drei Stunden dauert es, bis alles wieder sauber ist. Der Herd…
Den Traum vom eigenen Laden hat das sympathische Trio trotzdem noch nicht ausgeträumt. Wenn es weiter so gut läuft.. wer weiß.
Ich jedenfalls hatte großen Spaß, mir das alles aus der Nähe anzuschauen und mit den Dreien auch meine ganz eigene Hotdog Kreation zu probieren. Denn die hatte ich ihnen für diesen Tag versprochen. Ein orientalischer Hotdog fehlt meiner Meinung im Repertoire und er ist auch der Grund, weswegen ich Sonntag morgens um acht in der Küche stehe. „Scheherzade“ habe ich die kleine Schönheit genannt. Und sie hat allen geschmeckt. Doch dazu und zu dem Rezept morgen mehr.
Ihr lieben IsarDogs, das hat großen Spaß gemacht mit euch und ich wünsche euch weiterhin so viel Erfolg. Und eins noch – ich bin definitiv ein „Old Peter“!
Und wer jetzt wissen möchte, wo diese tollen Hotdogs das nächste mal zu finden sind, schaut einfach auf die Website: isardogs.com
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5 Kommentare
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- Schmausepost vom 27. Februar | Schmausepost - […] hospitiert. Dazu passend gibt’s das Rezept für ein „Hotdog aus dem Morgenland“. Dinner um Acht (Isar Dogs), Dinner um Acht…
Ich habe letztens auf dem Nachtflohmarkt einen Hotdog von Isardogs gegessen. Siss & Franz. Sehr sehr lecker!
Ich hätte ja gerne so eine kleine Ape mit einer mobilen Kaffeebar drauf…..träum….
LG
Martina
Die ist toll, nicht wahr? Man braucht Träume :-)
LG
Claudia
Die Hot Dogs sind wirklich lecker und ich bin definitiv Sissi & Franz Fan ;)
Schöner Bericht und schön, dass wir uns mal wieder gesehen haben :)
Bin auf Dein Rezept gespannt!
LG und noch einen schönen Sonntag!
Alice
Das hast Du wirklich schön geschrieben. Wie hat Dein eigener HotDog geschmeckt?
Leider war gar nicht so viel Zeit, dass wir auch ein bisschen quatschten.
Liebe Steffi, ja schade aber das holen wir nach. Und der Hotdog war super. Dazu gibt es nette „Beweisfotos“. :-)
LG
Claudia