9. Februar 2025

Marseille, Maison Empereur – im Küchenladen meiner Träume

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über den Zauber des ältesten Eisenwarenladens Frankreichs

Fotocredits: @JoYanaOMTCM

Wer den ersten Film der Harry Potter Serie kennt (also die meisten von uns), der erinnert sich vielleicht an die Szene, als Harry zum ersten Mal in der Winkelgasse seinen Schulbedarf für die Zaubererschule Hogwarts einkauft. Da gibt es „Ollivander“, den Zauberstabladen oder „Potages Kesselladen“ und alles ist so überwältigend, dass er aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Genauso fühle ich mich, als ich das Maison Empereur im 1. Arrondissement von Marseille, in der Nähe des berühmten Viertels Noailles, betrete. Das älteste Eisenwarengeschäft Frankreichs und DER Küchenladen überhaupt.

Kaum hat man den verwinkelten Laden, der sich über zwei Etagen erstreckt, betreten, steht man auch schon zwischen unzähligen Töpfen, Pfannen und Ofengeschirr. Sie hängen von der Decke, stapeln sich in den Regalen, nur das Beste vom Besten, de Buyer, Mauviel oder Le Creuset, um nur ein paar davon zu nennen. Alle Formen, alle Größen, aus Edelstahl, Kupfer, Emaille oder Gusseisen. Verliebt streichle ich den Griff einer kleinen Sauciere aus Kupfer. Weiter geht es mit allem, was man zum Arbeiten in der Küche benötigt. Ausstecher, Schaumkellen, Messer natürlich, Gratinförmchen. Spätestens jetzt schlägt mein Puls schneller. Kurz überlege ich, ob ich mich kurz in das hübsche kleine Café mittendrin setzen soll. Ein Espresso zur Stärkung wäre eine gute Idee, denn Stärke kann ich jetzt gebrauchen.

Wenn es jemals einen Laden gegeben hat, in den man mich über Nacht einschließen sollte, dann möge es bitte dieser hier sein.

Fotocredits: @JoYanaOMTCM

Fotocredits: @JoYanaOMTCM

Fotocredits: @nmOTCM

Hier bekommt man wirklich alles, von der Schraube über die Seife, zu Kochhosen, Steckdosen und Schürzen. Biologisches Shampoo für den geliebten Vierbeiner, ebenso wie Tischwäsche, Mörser und Tajines. Über eine alte Treppe geht es hoch in den ersten Stock. Der Laden ist an einem ganz normalen Mittwochvormittag voll. Die überall herumwuselnden Angestellten achten jedoch mit Argusaugen darüber, dass die Hausordnung hier eingehalten wird und die heißt „Fotografieren verboten“. Ich stecke in einem Dilemma. Wie soll ich über das schönste, wunderbarste Küchengeschäft schreiben, ohne dass ich Bilder davon zeigen kann? Zum Glück kann mir die bezaubernde Anne vom Tourismusbüro Marseille hier weiterhelfen. Es ist also eine Premiere. Zum ersten Mal sind es nicht meine eigenen Bilder auf meinem Blog.

Fotocredits: ©nmOTCM

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Fotocredits: ©EDOMTCM

Ich wollte nicht das große Presse-Fass aufmachen und um eine offizielle Genehmigung bitten. Ich wollte einfach nur andächtig durch die Räume wandeln, wollte an den Seifen schnuppern und die schöne Tischwäsche zwischen meinen Fingern spüren. Ich wollte so sein, wie alle anderen hier in diesem Laden, die alle offenbar ein klares Ziel hatten –  etwas zu kaufen, was man in dieser Auswahl nur hier bekommt.

Maison Empereur wurde 1827 gegründet und wird heute in der sechsten Generation der Familie Empereur von Laurence Guez, einer Nachfahrin der Gründerfamilie, geführt. Heute ist es ein lebendiges Museum, das trotz Onlinehandels im Digitalen Zeitalter noch immer Menschen aus aller Welt in seinen Bann zieht. Die Auswahl an besonderen Marken ist beispiellos. Während in den 1960’er bis 1980’er Jahren viele Läden ihre Türen für immer schlossen und Supermärkte sich immer weiter ausbreiteten, setzte man hier ganz bewusst auf die Tradition. Behielt die alten Regale und Registrierkassen und veränderte auch die Böden nicht. Zwei Weltkriege hat der Laden überstanden, warum also nicht auch die großen Online-Versandhändler?

Ich muss etwas kaufen, auch wenn ich natürlich rein gar nichts brauche, denn es gibt fast nichts, was in meiner Küche nicht schon vorhanden ist. Eine hübsche, schlichte Seifenschale vielleicht, denn worauf sonst soll ich die ganzen wunderbaren Seifen, die ich hier und auf meiner Reise durch die Provence gekauft habe, ablegen? Am besten gleich zwei, damit ich das mit dem festen Shampoo endlich ausprobieren kann. Am liebsten würde ich mir so einen Metallarm mit einer für Frankreich so typischen Zitronenseife daran an die Wand im Badezimmer montieren. Dafür müsste ich ein Loch in die Fliesen bohren – vielleicht doch nicht die beste Idee. Also eine kleine weiße Porzellanschale und eine aus Holz. Und noch ein Geschirrtuch mit den Namen des Hauses. Geschirrtücher gehen immer, auch wenn man schon unzählige hat, denn schließlich ist dieses hier aus dem schönsten Küchenladen der Welt.

Ich bin so sehr in meinem Element, dass ich nicht wie sonst ungeduldig in der Schlange an der Kasse stehe, sondern ich wünsche mir, dass es so langsam, wie nur irgend möglich vorangeht. Nur damit ich noch einen Grund habe, hier länger rumzustehen und zu beobachten, was die anderen so kaufen.

Fotocredits: ©joOMTCM

Fotocredits: ©joOMTCM

Und weil alles hier so verwinkelt ist, kann man auch nicht da rausgehen, wo man reingekommen ist. Es gibt einen Eingang und einen Ausgang. Der ist um die Ecke.

Als ich nach einer gefühlt unendlich langen Zeit wieder draußen auf der Straße in der Sonne stehe, ist es ein bisschen, als wäre ich gerade aus einem Traum erwacht. Habe ich nicht doch noch was vergessen, sollte ich nochmal zurück? Ich weiß, es klingt alles ein bisschen verrückt aber wer diesen Laden besucht, wird mich verstehen. Tief in mir weiß ich jedoch, dass ich gesättigt bin. Gesättigt an Eindrücken, die noch lange nachhallen werden.

Ich habe zwar keinen Zauberstab wie bei Ollivander gekauft und in mein Geschirrtuch ist auch keine Feder eines Phönix‘ eingewebt, doch trotzdem fühlt es sich ein wenig so an, als habe ich etwas von der Magie dieses Ladens mitgenommen.

@maisonempereur

Übrigens kann man hier tatsächlich übernachten. Nicht im Laden, sondern in einem historischen hinteren Teil. Buchen kann man direkt auf der Webseite von Maison Empereur oder ganz modern – über AirBnB.

Das mache ich dann beim nächsten Mal.

Maison Empereur
4 Rue des Récolettes
13001 Marseille
Frankreich

Und von Marseille gibt es noch viel mehr zu erzählen. Von modernen Restaurants, dem Fischmarkt, den Vierteln mit ihrer Streetart und den ganz besonderen Spezialitäten. Das kommt dann im nächsten Bericht.

Offenlegung: meine Reise nach Marseille wurde unterstützt von Marseille Tourisme. Herzlichen Dank dafür. Marseille mit all seinen besonderen Vierteln ist umwerfend. Natürlich sind die Eindrücke wie immer ganz die meinen.

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