8. Januar 2025

Eine Winterreise in die Provence (Etappe 1): Wein, Oliven und die Kühe des Luberons

0 Kommentare

Von Cucuron nach Bonnieux: die besten Tipps für die Wein, Hotels, Olivenöl und Restaurants

Wer glaubt, es lohne sich nur in der warmen Jahreszeit, also im Frühling bis Spätsommer, in die Provence zu reisen, wenn die Felder blühen und man ganz sicher in den mittelalterlichen Dörfern nicht alleine ist, dem entgeht der tatsächliche und ursprüngliche Charme dieser Region, die auch zur kalten Jahreszeit ihre Besucher bezaubert. Was nicht heißt, dass die Cafés ihre Terrassenstühle abbauen, denn jeder Sonnenstrahl ist warm genug und wird gerne dazu genutzt, einen Café au Lait in der Sonne zu genießen. Jetzt in der kalten Jahreszeit ist die Zeit für Trüffel und frischem Olivenöl, denn bis Mitte Dezember werden die Oliven geerntet, die mittlerweile eine dunkle Farbe angenommen haben und vollmundige, milde Öle garantieren. Ende November gibt es auch die ersten Trüffel und auf den Märkten bekommt man nun Cardy, die spanische Artischocke, die aussieht wie ein spröder Stangensellerie. Es ist die Ruhe, die nun einkehrt, und der Frost am Morgen, der sich wie eine Zuckerschicht über die Felder legt. Die Abwesenheit der Massen, die nun dazu einlädt, die Region mal auf eine ganz andere Art kennenzulernen. Egal, ob man mit dem Zug oder dem Flugzeug anreist, Ausgangspunkt ist in der Regel Marseille, von wo aus die Reise mit einem Mietwagen beginnt. Es ist bereits dunkel, als ich in Marseille ankomme und ich habe noch eine knappe Stunde vor mir. Mein erstes Ziel ist ein bezauberndes kleines Refugium inmitten von Feldern. Die Wirtin hat eine köstliche provençalische Gemüsesuppe und selbst gebackenes Brot für mich vorbereitet. Eine Flasche Rotwein steht in meinem Zimmer. Genau das Richtige, um anzukommen.

frisch gepresstes Olivenöl und vollmundiger Wein

Nichts schmeckt so gut, wie das erste frische Baguette mit Lavendelhonig, das erste luftige Croissant mit salziger Butter am Morgen. Die klare Wintersonne, zeichnet scharfe Konturen in der Landschaft und taucht das Frühstückszimmer der Domaine la Parpaille in ein warmes Licht. Ich bin der einzige Gast und Besitzerin Eve Obert nimmt sich viel Zeit, mir die Philosophie des Hauses zu erklären. Das meiste hier wird selbst gemacht. Selbst die kleinen Kräuterbündel – Bouquet garni – werden im Sommer rund ums Haus gesammelt, getrocknet und zu kleinen Röllchen gebunden, damit sie in der kalten Jahreszeit die Mahlzeiten würzen. Das Haus hat nur wenige Zimmer, die jedoch alle stilvoll mit natürlichen Elementen dekoriert sind und jedes bietet einen herrlichen Blick über das Land. Nur den Pool, den braucht man grad nicht. Hübsch ist er trotzdem. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg zu einer Bio-Olivenölmühle. Um die 4000 Olivenbäume gehören zur Bastide du Laval in Cadenet. Als ich ankomme werden gerade Oliven angeliefert, die gesäubert und gepresst werden. Fünf verschiedene Sorten der AOC Provence werden hier verarbeitet. Aglandau (welche den Großteil ausmacht), Bouteillan, Picholine, Salonque und Cayon. Wie unterschiedlich die Öle sein können, erfährt man bei der freien Verkostung. Von grün und scharf bis mild und voller Umami reicht die Bandbreite. Mein Liebling heißt „Intense“ und ist, wie der Name schon besagt, dicht und voll im Geschmack und von überbordender Fülle. Ein Öl zum Verfeinern. Zum Kochen wäre es zu schade. Hier im Shop werden auch Seifen, Honig, Textilien und Gewürze aus der Region verkauft. Ich gerate in Versuchung. Es ist der erste Tag. Ich sollte mich zurückhalten. Doch die Oliven sind nicht der einzige Stolz des Luberons. Es ist natürlich auch der Wein. Ich mache mich auf den Weg nach Sanne, dem Chateau de Sanne. Hier werden rote Syrah-, Grenache Noir-Trauben aber auch weiße Ugni Blanc und Rolle-Trauben zu edlen Weinen vergoren. Das Chateau und seine Gärten sind genauso, wie man sich ein herrschaftliches Weingut in der Provence vorstellt: man wandelt in den hübschen Gärten und fühlt sich ein bisschen aristokratisch beim Anblick der alten Mauern. Hier werden gerne Hochzeiten gefeiert und ich kann es mir gut vorstellen, denn es ist wie eine Filmkulisse. Bei den Weinen ist ganz besonders der 2022 Castini aus Syrah und Grenache Noir, der mich bezaubert. Ganze 15 Monate wurde er im Barrique gelagert und ist trotz seines voluminösen Eindrucks von so anmutiger Eleganz und betörender Leichtigkeit. Eine Flasche davon nehme ich mit. Ich werde ihn feiern.

Die schönsten Kühe und Schweine des Luberons

Am frühen Nachmittag bin ich mit dem Küchenchef Noël Bérard verabredet. Er will mir einen seiner ganz besonderen Produzenten vorstellen. Einen Züchter einer alten Rasse von Kühen. Den Gasconne des Pyrénées. Riesige, stolze Tiere sind das. Allan Sorriaux ist Viehzüchter aus Leidenschaft, dem es vor allem darum geht, dass seine Tiere es gut bei ihm haben. Hunde bewachen die Herde, was ganz besonders dann wichtig ist, wenn die Tiere im Sommer wegen der Hitze in den Bergen weiden, wo es auch Wölfe gibt. Jetzt um diese Jahreszeit kommt der Nachwuchs zur Welt. Die „Kinderstube“ ist voll mit Kälbchen und ihren Müttern. Draußen auf der Weide stehen Youngsters vom letzten Jahr. Küchenchef Bérard schwärmt von dem Fleisch dieser Rinder. Jeder, der sich vorab anmeldet, kann hier Fleisch kaufen, sobald eines der Tiere nach 3 Jahren geschlachtet wird. Wann das ist, erfährt man über die sozialen Medien.
Ob ich auch noch die Schweine sehen möchte, fragt mich Allan, während ich den drolligen Nachwuchs eines seiner Hütehunde knuddle. Bis er auftauchte durfte ich nicht einmal in die Nähe der Kleinen kommen. Erst als er mir eines auf den Arm gibt, findet die Mutter das auch in Ordnung. Natürlich möchte ich auch seine ganz besonderen Schweine sehen. Seine „Porc Noir Gascon“ sind ebenfalls eine alte Rasse und nicht alle sind so noir, wie der Name vielleicht vermuten lässt. Sie leben ebenfalls im Freien wo die jungen Schweinchen über das Gelände toben. Immerzu spielen sie miteinander, beim Galoppieren flattern die Ohren und wie als hätte eine stumme Glocke geläutet, versammeln sich alle auf einen Schlag um ihre Mütter zum gesäugt werden. Ich könnte den kleinen Rackern stundenlang zuschauen. Ich esse wenig Fleisch und gerade deshalb ist es mir wichtig zu wissen, woher dieses Fleisch kommt. Ich würde keinem mehr vertrauen als Allan Sorriaux. Und verstehe, warum auch Küchenchef Bérard dies so wichtig ist. Schließlich serviert er es in dem vom Guide Michelin ausgezeichneten Restaurant La Bastide, welches zum Hotel Capelongue gehört. Und genau dorthin führt mich mein Weg.

Das Luxushotel Capelongue

Einem 5-Sterne Haus in Bonnieux im Petit Luberon. Um diese Jahreszeit ist jedoch nur das Restaurant La Bergerie, welches ebenfalls zum weitläufigen Anwesen gehört, geöffnet. Bérard verspricht mir, mich zum Diner das Fleisch der besonderen Rinder und Schweine kosten zu lassen. Schließlich soll ich ja wissen, was die Tiere von Sorriaux so besonders macht. Das Hotel thront über dem Dorf Bonnieux und bietet einen herrlichen Ausblick über die Landschaft des Luberons. Und ist eine eigene Welt. Stille, Ruhe und Eleganz prägen meinen ersten Eindruck. Die Zimmer sind großzügig und geschmackvoll eingerichtet. Die Temperatur ist angenehm. Ich habe Lust auf eine Tasse Tee und ich habe tatsächlich noch nie zuvor eine so gute und hochwertige Auswahl an verschiedenen Tees auf dem Zimmer erleben dürfen.
Jetzt noch ins römische Bad im Spa eintauchen und ich bin endgültig unter der Glocke der Glückseligkeit angekommen. Und ich freue mich auf das Dinner.

Dinieren im La Bergerie

Der große offene Grill im Restaurant verbreitet eine wohlige Atmosphäre. Außer mir sind nur wenige andere Gäste da. Dass es hier gutes Fleisch gibt, ist bekannt. Ein paar Tische weiter werden üppige Steaks geordert. Ob ich als Vorspeise vielleicht eine Pissaladière möchte, werde ich gefragt. Hauchdünner, knuspriger Teig, süß geschmorte Zwiebeln, Sardellen und Oliven – wer könnte dem widerstehen? Ich jedenfalls nicht. Und schließlich muss man das mindestens einmal gegessen haben, wenn man in der Provence ist. Sie schmeckt fantastisch. Ganz besonders zu einem Glas Rotwein. Ich, die eigentlich immer eher zu Weißwein tendiert, gehe völlig auf in der Welt der Rotweine. Diese hier sind duftig, sanft und trotzdem vollmundig. Ohne zu Zögern entscheide ich, auch beim Hauptgang mit Atlantischem Umber (ich habe diesen Fisch noch nie zuvor gegessen) die Farbe nicht zu wechseln.
Und dann gibt es noch ein bisschen Rind und Schwein vom Grill. Vermutlich schmeckt schon jedes andere Stück Fleisch von diesem Grill gut aber diese zwei besonderen Rassen schmecken überragend. Die Desserts locken, aber sie locken vergeblich. Ich weiß, dass so einige von euch sich eher für die Desserts, als für ein Fleisch-Finale entschieden hätten. Ich bin glücklich, so wie es ist und schlafe ausgezeichnet.
Morgen geht es weiter nach Pernes les Fontaines.

Adressen

Domaine la Parpaille
297 Chem. De Blanqui
84160 Cucuron

Bastide du Laval (Olivenmühle)
das Öl kann man auch bestellen und es wird nach Deutschland geliefert
199 Chem de la Royère
84160 Cadenet

Château de Sannes (Weingut)
1580 D37
84240 Sannes

Allan Sorriaux (Les Vaches du Luberons)
Viehzüchter
84220 Gordes

Hotel Capelongue (mit Restaurant La Bergerie)
Les Claparèdes, 550 chemin des cabanes
84480 Bonnieux

Offenlegung: Die Reise wurde unterstützt von Vaucluse Provence Tourisme. Wie immer sind dies ganz meine Eindrücke. Ich habe jede Minute genossen.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutz
Ich, Claudia Zaltenbach (Wohnort: Deutschland), würde gerne mit externen Diensten personenbezogene Daten verarbeiten. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht mir aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl:
Datenschutz
Ich, Claudia Zaltenbach (Wohnort: Deutschland), würde gerne mit externen Diensten personenbezogene Daten verarbeiten. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht mir aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl: