Es ist das Licht, das hier noch ein bisschen heller strahlt als anderswo. Die Sonnenstrahlen, nach denen sich jeder sehnt, der den grauen Wintertagen in Deutschland entfliehen möchte. Vielleicht liegt es an den hellen, glänzenden Steinen, mit denen die Straßen in der Innenstadt gepflastert sind, vielleicht ist es die lässige Stimmung in den vielen Straßencafés. Avignon leuchtet. Nicht nur wegen seiner bedeutungsvollen alten Mauern. Wer mehr erleben will, als den Papstpalast und die berühmte Brücke, der muss eintauchen in die kleinen Gassen und Geschäfte (mit oder ohne Ohrwurm im Ohr.. sur le pont..). Auf gar keinen Fall will ich die Markthallen versäumen, wo sich die Einheimischen auf ein Glas Wein und ein paar Austern treffen. Ich entdecke handgemachte Seife, die nach frischen Karotten duftet und Schokolade, die nach Lavendel schmeckt. In der großen Markthalle kann man Kochkurse zur südfranzösischen Küche besuchen und den kulinarischen Köstlichkeiten wird man ohnehin nicht entkommen. Avignon ist ein Paradies für Gourmets!
Die schönsten Ecken der Altstadt
Ein alter Plattenladen, eine Fromagerie, eine bezaubernde Bäckerei – in den kleinen Straßen von Avignon wirkt es nicht so, als sei man ganz besonders auf die vielen Touristen ausgerichtet, die alljährlich die Stadt besuchen, vielmehr wirkt es wie eine Stadt, in der sich ganz besonders die Einheimischen wohlfühlen. Wo sie in kleinen Geschäften einkaufen und sich dann in einem der vielen Cafés verabreden. Zu kalt zum draußen sitzen? Kennt man hier nicht.
Die Markthalle, die Lebensfreude und die Meeresfrüchte
Sonntag ist ein ganz besonderer Tag in Les Halles, der Markthalle. Am Sonntag Familie oder Freunde hier zu treffen, hat Tradition. Man genießt gemeinsam ein paar frische Meeresfrüchte, trinkt eine Flasche Wein und nimmt sich dann vielleicht noch eine Pastete oder etwas Obst mit nach Hause. Es heißt, dass 50% aller Austern, die in Frankreich gegessen werden, zwischen Weihnachten und Silvester gegessen werden. Wenn ich mich allerdings in der Markthalle an den vielen Fischständen so umschaue, dann ich bin ich mir sicher, dass dies nicht für Avignon gilt. Hier scheint man das köstliche Leben ganz besonders gerne zu zelebrieren. In der Cuisine Centr’halles, einem der Restaurants in der Markthalle soll es eine besonders gute Gumbo mit Meeresfrüchten geben. Die bestelle ich mir und sie ist ausgezeichnet. Wärmend und doch frisch. Das weckt eine große Lust auf kreolische Küche bei mir und deshalb muss ich auch gleich noch am Gewürzstand das eine oder andere mitnehmen.
Auf einen Tee im La Mirande
Im La Mirande waren sie alle. Die Schönen, die Reichen, die Berühmten. Einst erbaut als Residenz für die Kardinäle des Papstes, blieb die „Livrée“, wie sie genannt wurde, lange Zeit in Privatbesitz der französischen Aristokratie und so wurde das Gebäude erst spät in ein Hotel umgewandelt. 1987 wurde es verkauft an die Familie Stein, die innerhalb von 3 Jahren das entwarfen, was das La Mirande heute ausmacht. Ein Mix aus verschiedenen Stilen und Epochen. Jedes Zimmer ist einzigartig. Im ersten Stock thront die Hauskatze auf einem eigens für sie angefertigten Kissen. Im großen Atrium wie auch im Salon bietet man zur Teestunde feinste Patisserie an. Ich könnte den Käsekuchen zu meinem Oolong Tee beinahe einatmen so luftig ist er. Im Garten wachsen Zitronenbäume und Kräuter. In solchen Luxushotels sitze ich immer ein bisschen aufrechter, halte meine Teetasse mit etwas Noblesse und spüre, wie sich die Stunden des Nachmittags scheinbar endlos dehnen.
Schöner Shoppen
Glücklich, wer mit dem Zug angereist ist (der Bahnhof ist übrigens sehr hell, übersichtlich und modern) und wer somit vielleicht nicht peinlich genau auf das Gewicht der Koffer achten muss. Ich bin nicht mit dem Zug gekommen, also gelten für mich andere Regeln. Da wäre zum Beispiel das Vox Populi, ein ganz besonderer Concept Store für alles, was die eigenen Wände verschönert. Nicht nur der Laden an sich ist von seiner Architektur her spektakulär, auch die ausgestellten Wohnaccessoires. Wer besten Kaffee, der direkt im Laden geröstet wird, kaufen möchte und dazu eine schier unendliche Wahl an Kaffeetassen und – Kannen haben möchte, der schaut bei Cafés au Brésil vorbei. Besondere Schokolade gibt es bei Aline Géhant Chocolatier und wer schon immer mal eine ganz außergewöhnliche Seife haben wollte, die nach Karotten, Basilikum und Minze oder Ingwer mit Bitterorange duftet, der wird gegenüber bei Savon Stories fündig. In einer der besten Bäckereien der Stadt „Bella Ciao“ kann es passieren, dass schon am späten Vormittag ein Schild an der Tür hängt „ausverkauft“. Es gibt hier in Avignon erstaunlich viele Trödelläden, wo man mit Sicherheit tolle Sachen findet, die man dann nicht im Koffer transportieren kann, wie eine schöne Lampe, die ich mir gut in meinem Schlafzimmer vorstellen könnte. Stattdessen kaufe ich noch ein bisschen japanischen Tee bei „de la terre et des feuilles“, was so viel heißt wie „Erde und Blätter“.
Das Glück einer Daube provencale
Schmorgerichte sind um diese Jahreszeit genau das richtige, darin besteht kein Zweifel. Und auch wenn milde 13° Grad nicht unbedingt ein Anlass für wärmende Winterküche sind, so geben ein paar Rinderbäckchen in Rotwein geschmort einem einfach ein gutes Gefühl. Noch besser, wenn es davor noch Escargots (Schnecken) gibt. Ich bin Schnecken gegenüber aufgeschlossen, schließlich wuchs ich an der Grenze zum Elsass auf. Berührungsängste gab es da noch nie. Das Beste daran ist sowieso die Knoblauchsauce, mit der sie serviert werden. Es ist Mittag und mein letzter Restaurantbesuch in Avignon. Das La Fourchette gibt es seit vielen Jahren, mittlerweile wird es von der 7. Generation geführt, und erfreut sich noch immer allergrößter Beliebtheit. An einem Montagmittag ist jeder Tisch besetzt. Wie werde ich das vermissen, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, dieses Glas Wein zum Essen, diese hervorragende Qualität und diese Selbstverständlichkeit, mit der all das gelebt wird.
Adressen und Tipps
Hôtel de Cambis (sehr schönes zentrales Hotel mit großen Zimmern)
89, Rue Joseph Vernet
84000 Avignon
Hôtel La Mirande (Perfekt zum Nachmittagstee)
4, Place de l’Amirande
84000 Avignon
Trüffelfest in der Markthalle von Avignon
Jedes Jahr Ende Januar
Mehr dazu hier
La Fourchette (traditionelle Provence-Küche)
17, Rue Racine
84000 Avignon
le Nid (Café und Concept Store)
7 Rue Des Trois Faucons
84000 Avignon
Offenlegung: Die Reise wurde unterstützt von Vaucluse Provence Tourisme. Wie immer sind dies ganz meine Eindrücke.
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