Wiedersehen mit dem geliebten Nishiki Markt, hemmungslos Shoppen, immer wieder Tofu und Tsukemono probieren und ein luxuriöses Hotel dazwischen.
Da rauscht er dahin, der Shinkansen. Vorbei am Fujiyama, am Meer und den kleinen Dörfern. Ich wollte ein Bild machen vom ehrwürdigen Mount Fuji, doch ich bin gescheitert. In der Sekunde, als ich gerade abdrückte, schob sich ein rot-weißer Schlot ins Bild und ruinierte alles. Der japanische Herr neben mir lächelt höflich. Ich bestelle mir Kekse, schmolle ein wenig und muss dann lachen, als ich meine Bilder anschaue. Es bleibt einem nun mal wenig Zeit für ein Foto aus dem Hochgeschwindigkeitszug nach Kyoto.
Als ich Tokio verließ, schüttete es in Strömen. Der Vorplatz des Bahnhofs eine einzige Pfütze, der zu entkommen schlichtweg unmöglich war. Zweieinhalb Stunden später, als ich Kyoto erreiche, sind meine Schuhe wieder trocken. Strahlender Sonnenschein, als mich der Shuttlebus des Tokyu Hotels vor der Eingangshalle des Hotels absetzt. Hier werde ich die nächsten vier Tage logieren. Direkt daneben, keine 100 Meter entfernt, die große Higashi Hoganshi Tempelanlage. Ich werde ein großes Zimmer mit einem riesigen Bett haben (ein Segen nach den winzigen Räumen in Tokio), ich werde die Wahl haben zwischen internationalem und japanischem Frühstück und ich habe einen Concierge Service, der für mich Plätze in den besten Restaurants Kyotos reserviert. Es ist perfekt. Mit etwas Glück werde ich auch noch eine japanische Hochzeit erleben, oder zumindest den beeindruckenden Auftritt der Braut in einem ganz unglaublichen Hochzeitskimono (ich werde Glück haben).
Das Hotel
Betritt man die große Eingangshalle, geht es erst einmal mit der Rolltreppe mit Blick auf den kleinen Wasserpark, um welchen herum das Haus gebaut ist, nach unten. Dicke Teppiche schlucken fast jedes Geräusch. Während meine Koffer bereits aufs Zimmer gebracht werden, kann ich in Ruhe einchecken.
Das Zimmer ist so großzügig, wie ich es mir gewünscht habe und wenn ich das Panel vor dem Fenster zur Seite schiebe, kann ich direkt vom Bett aus auf den Tempel schauen. Ich werfe mich aufs Bett und strecke mich erst einmal aus. Kraft tanken. Auspacken. Lange werde ich nicht hier sein, denn ich will sofort weiter zum Nishiki Markt laufen. Ich will eine Reservierung zum Dinner ausmachen und ich will Kyoto entdecken. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich auf Reisen zu lange im Hotel rumtrödel. Mag es auch noch so schön sein.
Wiedersehen mit dem Nishiki Markt
Die langgezogene Markthalle des Nishiki Markts teilt sich ein wenig das Schicksal mit dem Viktualienmarkt in München. Es gibt viele Touristen, die kaum etwas kaufen, doch die besten Produkte, was wiederum die Einheimischen zu schätzen wissen. Ich würde ja auch gerne Wagyu Steaks oder tollen Fisch kaufen, zumindest haufenweise von den eingelegten Gemüsen, doch ich habe hier keine Küche. Habe ja auch nicht vor zu kochen. Aber einkaufen würde ich gerne. So konzentriere ich auf grünen Sancho Pfeffer, gepickeltes Gemüse im Vakuumbeutel, Fu und Yuba. Fu kannte ich vor meiner Reise noch gar nicht. Eine Freundin aus Berlin bat mich welches mitzubringen. Hierbei handelt es sich um reines Weizengluten. Ich verstehe schon, warum das bei uns nicht so populär ist. Yuba, auch Tofuhaut genannt, wird getrocknet oder frisch angeboten. Die kenne ich sehr gut und habe bei meinem letzten Besuch viel zu wenig davon mitgenommen.
Als erstes gönne ich mir eine eiskalte, dicke Sojamilch. Ich liebe Sojamilch, wenn sie so richtig nach Nüssen schmeckt. Ein kleiner Fishcake könnte dazu passen. Die Auswahl ist riesig. Ich komme nicht umhin den Honig mit Yuzu probieren und packe daraufhin gleich zwei Gläser in meine Tasche. Das mit dem Gewicht und den Koffern wird schon irgendwie klappen, versuche ich mir einzureden, denn schon beginnt sich so ein schleichendes Gefühl in mir breitzumachen. Wie ein Mantra wiederhole ich es immer wieder in Gedanken. Um anschließend noch drei Teller zu kaufen. Richtig, es ist erst der erste Tag und ich bin in Shopping-Höchstform.
Dem Trubel entkommen
Am nächsten Tag möchte ich in einen Tempel und zum Kaiserpalast. Mit dem Bus fahre ich früh bis zur Burg Nijō. Ich setze mich auf eine breite Holztreppe und betrachte einen Zengarten. Ich versuche zu verstehen, was mir die Formen und Linien sagen, zu welchen Assoziationen sie mich inspirieren, aber vor allem ist es die unglaubliche Ruhe, die ich hier genieße. Nicht jeder der Tempel hier in Kyoto lässt einem für kurze Zeit alles vergessen, meist ist man nicht allein sondern teilt die Eindrücke mit Scharen von Touristen. Doch hier bin ich fast für mich. Wandere fast allein durch die Gärten.
In einem kleinen Geschäft gegenüber kaufe ich fermentierte Sojabohnen und gezuckerte Kirschblüten.
Jetzt wäre ich wieder bereit für etwas Trubel.
Kyoto Tokyu Hotel
Gojo-Sagaru, Horikawa-Dori, Shimogyo-ku Kyoto, — 600-8519 JP
www.preferredhotels.com/destinations/kyoto/kyoto-tokyu-hotel
Nishiki Markt
Nishikikoji-dori, Nakagyo-ku (between Teramachi and Takakura)
Öffnungszeiten zwischen 9:00 und 17:00 Uhr (unterschiedlich je Stand)
Hinweis: Zu meinem Aufenthalt im Kyoto Tokyo Hotel wurde ich eingeladen. Das hat keinen Einfluss auf meine Meinung.
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