Die Seele der Stadt kulinarisch entdecken (und welchen Anbieter ich empfehlen kann)
Schon mal Durian probiert? Oder Stinkbohnen? Klebreis-Zitronenbällchen in Kokos? Nein? Dann aber bestimmt eine kleine „Egg-Tart“ oder ein Teller wunderbare Muscheln in Brühe mit Nudeln. Wieder Nein? So ging es mir auch, als ich nach Kuala Lumpur kam. Ich wusste eigentlich nicht mal genau wonach ich hätte suchen sollen. Wie hätte ich wissen können, dass ich den zartesten Tofupudding ausgerechnet auf der Petaling Street in Chinatown bekomme, oder die vollmundigste Curry Laksa in einem winzigen Straßenlokal? Ich hätte nie die Schönheit der Ingwer-Blüten bewundern können und hätte bestimmt auch keine frisch gegrillte Makrele mit einem würzigen Sambal kosten können. Manchmal kostet es ein wenig Überwindung aber, wenn man sich darauf einlässt, ist es umso toller. Und deshalb buche ich gleich am zweiten Tag meines Aufenthalts in Kuala Lumpur eine Food Tour (und weil es so gut war, gleich noch eine am Tag darauf). Es heißt, ich werde mindestens 13 verschiedene Spezialitäten kosten. Wenn das nicht verlockend ist.
Laksa Lane Tour
Treffpunkt ist um 10:30 am Central Market. Dieser Markt ist längst kein richtiger Markt mehr, sondern eher was für Touristen, die hier alles Mögliche von Stoffen, Winkekatzen und Schmuck kaufen können. Es gibt ein paar einfache Restaurants und einen Supermarkt. Aber das ist wie gesagt nur der Treffpunkt. Das Abenteuer beginnt zwei Ecken weiter in einem Nudelrestaurant. Selbst zu dieser Uhrzeit scheint es fast unmöglich, einen Tisch zu bekommen. Irgendwie klappt es dann doch und kurz darauf stehen Schüsseln mit würzigen Muscheln in einer köstlichen Brühe mit Nudeln auf dem Tisch. Wer es schärfer mag, gibt noch etwas Sambal (eine Würzauce mit meist viel Chili) dazu. Wer auf das Frühstück verzichtet hat, ist vielleicht geneigt, hier bereits herzhaft zuzuschlagen, doch Achtung. Das ist erst der Anfang. Kaum fünfzig Meter weiter gibt es herzhafte Teigtaschen frisch aus dem Ofen. Gefüllt mit süßem, klebrigem und großartig gewürztem Schweinefleisch, das herrlich nach Sternanis und Nelken duftet. Wir laufen weiter zur Petaling Street, dem Herzen Chinatowns, wo massenweise billiger Tand und gefälschte Diortaschen verkauft werden, doch wo dazwischen auch echte kulinarische Schätze verborgen sind. Laksa (Lakscha ausgesprochen) ist die allgegenwärtige Suppe in Malaysia. Sie kommt in unzähligen Varianten. Curry Laksa oder Asam Laksa um nur zwei davon zu nennen, die wir probieren. Ganz besonders die Asam Laksa mit Fisch und ihrer feinen Säure hat es mir angetan. Dann folgen verschiedene „süße“ Stopps. Ein seidiger Tofupudding mit Sirup oder mit verschiedenen Früchten aromatisierte Klebreisbällchen. Und „Egg Tart“, ein kleines Törtchen, das mich ein wenig an ein portugisisches Pasteis de Nata erinnert. Wir besuchen auch eine bekannte Chocolaterie, doch vermutlich sollte man hier mit einer Kühltruhe herkommen, sonst schmelzen die Köstlichkeiten sofort bei Temperaturen draußen um die 32°C.
Natürlich darf auch das ikonische Chicken’n Rice auf dieser Tour nicht fehlen. Es wird als eines der besten Restaurants für dieses Gericht angepriesen (was auch der Guide Michelin wohlwollend erkannte), doch mich reißen der gelbe Reis und das gedämpfte Huhn jetzt nicht wirklich vom Hocker. Vielleicht bin ich aber auch schon satt.
Orte der Meditation
Damit eine solche Tour nicht nur von einer Verkostung zur nächsten führt, gibt es ein paar Bonus-Stopps in Tempeln. Hier kann man sich dem Rauschen der Straße entziehen, kann durchatmen und sich ein bisschen dem Schicksal hingeben, indem man Holzstäbchen schüttelt, sich die Nummer des herausstehenden Stäbchens merkt und dann die Prophezeiung dazu erhält. In meinem Fall war es die 53, eine Primzahl, ich liebe Primzahlen, und die Aussicht ist vielversprechend. Zum Dank opfere ich ein paar Räucherstäbchen.
Ein paar Straßen weiter steht der vermutlich schönste hinduistische Tempel außerhalb Indiens. Die Schuhe bleiben draußen und wer als Frau zuviel Haut zeigt, ist angehalten, sich ein Tuch umzubinden, doch dann kann man auf kühlem Marmor sich ganz den verschiedenen Gottheiten zuwenden. Es ist das plötzliche Eintauchen in eine andere Welt.
Und dazwischen noch ein bisschen Kunst
Streetart im Herzen von Chinatown – das und mehr ist Kwai Chai Hong. Wer schlau ist, kommt hier nicht am Wochenende her, wo es oft sehr voll ist. Am besten genießen kann man es unter der Woche an Vormittagen. Allerdings gibt drum herum auch viel zu entdecken. Shops, Restaurants und Bars, die alle an die Zeit der 60’er Jahre erinnern.
Mehr dazu : Kwai Chai Hong
Chow Kit Market (Sambal Street Tour)
Der Chow Kit Market ist der größte sogenannte „Wet Market“ der Stadt. Vermutlich hätte ich ihn ohne diese Tour niemals entdeckt. Hier gibt es alles, was das Land an Früchten, Kräutern, Gemüse und Wurzeln zu bieten hat. Ich entdecke die wunderschönen Ingwerblüten, die man hier zum Kochen verwendet. Es gibt verschiedene Bittergurken, besonderen „Sand-Ingwer“ und über allem schwebt der Duft von Durian und Jackfrucht. Zuerst gibt es eine Runde Früchte mit jeder Menge Hintergrundwissen. Warum Schlangenfrucht besonders geeignet ist für Salate, was den Unterschied der verschiedenen Lychee ähnlichen Früchte ausmacht, und warum eine Mangosteen so stark färbt.
Und? Bereit für deine erste Durian? Ich atme einmal tief durch. Bisher ist es mir ja immer gelungen, vor dieser Stinkfrucht Reißaus zu nehmen. Also gut. Das muss dann wohl sein. Und eigentlich ist sie gar nicht so schlimm. Irgendwie kann ich mir sogar vorstellen, dass man sich an sie gewöhnen kann, wenn man sich eine Mischung aus Blauschimmelkäse und Mango vorstellen kann.
Mir kribbelt es so in den Fingern, während ich über diesen Markt laufe, so vieles, was ich gerne einkaufen würde – und was mit Sicherheit niemals die Reise nach Hause unbeschadet überstehen würde.
Sambal Street Tour
Wir essen frisch gebackene Rotis mit verschiedenen Sambals. Mein liebstes Gericht an diesem Tag ist Lodchong – ein Dessert aus Thailand. Hier wird Tapiokamehl mit Pandanblättern zu kleinen Nudeln verarbeitet, die dann in Kokosmilch mit Mango serviert werden. Aber auch Putu Bambu ist köstlich, ein in Bambus gedämpfter Kokoskuchen mit Palmzucker. Dann wird es wieder herzhaft mit verschiedenen Suppen und einer frisch gegrillten Makrele mit verschiedenen Saucen, wobei hier Kurkuma eine große Rolle spielt.
Doch was wäre eine Tour ohne ein gutes Satay? Jene Spießchen mit Huhn, Wildschwein oder Rind mit einer würzigen Erdnuss Sauce serviert. Es wäre ein Riesenverlust, denn diese über Holzkohle gegrillten Spieße sind wunderbar. Und es müssen auch unbedingt noch ein paar gebratene Nudeln sein. Wer mag kann jetzt auch noch bei den kleinen in Bananenblättern gegrillten Süßigkeiten zugreifen. Ich kann nicht mehr. Alles, wonach mir jetzt am Ende der Tour verlangt, ist ein kaltes Bier. Die Tour endet vor den Twin Towers. Es ist dunkel aber noch früh am Abend. Alles schreit also nach einer Bar mit Aussicht und eben diesem kalten Bier und weil ich dieses auch gerne in Gesellschaft genieße, lade ich spontan unseren Guide und einen weiteren Teilnehmer der Tour auf ein Bier ein. Ob mir die Tour gefallen hätte, fragt mich Steven, der Tourguide. Ich bin begeistert antworte ich. Es hätte nicht besser sein können.
Was es kostet und welchen Anbieter ich empfehlen kann
Die Touren dauern gut vier Stunden und kosten je Tour 49 $. Mich hat das Konzept von „a chef’s tour“ angesprochen, denn alle, die diese Touren führen, haben einen gastronomischen Background. Die Gruppen sind hier klein mit maximal 8 Teilnehmern. Auf etwaige Intoleranzen wird abgefragt und wenn möglich, werden diese berücksichtigt. Wer sich ausschließlich pflanzlich ernährt, wird bei diesen Touren allerdings auf das meiste verzichten müssen.
a Chef’s Tour (bietet auch in Bangkok, Phuket, Chiang Mai, Bali, Singapur und vielen anderen Destinationen diese Food Tours an)
Offenlegung: Wenn ihr die Touren direkt über diese Links bei a Chef’s Tour bucht, dann bekomme ich eine kleine Provision. Der Preis für euch ändert sich dabei nicht (Affiliate Link)
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