11. Februar 2024

Fine Dining in Kuala Lumpur – 3 aufregende Restaurants, und 2 davon sind brandneu

4 Kommentare

Malaysia! Kaum verlasse ich am Morgen kurz nach Neun die Ankunftshalle des Flughafens, um meinen Fahrer zu treffen, da schlägt mir schon die feuchte Hitze entgegen. Nicht unangenehm, nur ungewohnt. Schließlich komme ich aus der Kälte und der Flug war etwas mühsam, wie Langstreckenflüge nun mal sind. Man ist froh, wenn man endlich angekommen ist. 4 Tage habe ich für Kuala Lumpur geplant. Ich will sowohl die kulinarische Szene der Straßenstände, wie auch der gehobenen Fine Dining Restaurants entdecken. Da kann man natürlich als erste Anlaufstelle den Guide Michelin zu Rate ziehen, doch wenn es wirklich darum geht, das Neueste vom Neuen zu entdecken, ist ein bisschen Detektivarbeit angesagt. Zuerst werde ich beim Tatler Asia fündig, dann gehe ich auf die Instagram Accounts der Restaurants und schaue, wem diese folgen und so komme ich der Sache näher. Was ich suche, sind die Restaurants, die sich sowohl der regionalen Zutaten, als auch der modernen Interpretation von Klassikern aus der Landesküche verschrieben haben. Gleich an meinem ersten Abend soll es losgehen. Hilfreich bei der Reservierung ist die App „Tableapp“ über die man die Reservierung und die nötigen Vorauszahlungen abwickeln kann. Mein Hotel befindet sich im Zentrum von Bukit Bitang, unweit der Konsulate. Bis zu den berühmten Petronas Twin Towers ist es nicht weit.

Shu

„Wie hast du uns nur gefunden?“, fragt mich Chin Wong, Küchenchef und Besitzer des Restaurants SHU. Erst im vergangenen November wurde das Restaurant eröffnet und ich soll noch erfahren, dass sich eigentlich alle Chefköche Malaysias persönlich kennen. Die Welt der Haute-Cuisine hier ist klein. Jeder kennt jeden und jeder ist unglaublich hilfsbereit und gibt gerne Empfehlungen. Was für ein großes Glück, denke ich. Das Restaurant hat etwa 35 Plätze, die Anrichte dominiert den Raum und man kann zu jedem Zeitpunkt zusehen. So etwas gefällt mir, denn es macht den Besuch ungleich unterhaltsamer. Ob ich die erste deutsche Besucherin sei, frage ich. Die Antwort ist Ja.
Zum Auftakt gibt es gleich zwei kleine Köstlichkeiten – ein „crispy Mochi“ mit Rindertatar und Chili-Currybutter Emulsion, Kräcker aus Jasmin Reis mit Chili Crisp Butter und Pork Floss.
Es folgt eine Jakobsmuschel mit chinesischem Spargelsalat (Celtuce) in einer würzigen Brühe. Diesen kleinen Gang mag ich ganz besonders, denn ich bin immer wieder begeistert, wie unwiderstehlich dicht so eine Brühe sein kann. Ihre Aromen breiten sich sofort in meinem Mund aus und hallen nach. Weiter geht es mit einer karamellisierten Sojamilch und verschiedenen hauchdünnen Gemüsen, die eindeutig ebenfalls eingemacht wurden. Frisch und leicht und trotzdem vollmundig. Sehr schön ist hier das Zusammenspiel der Texturen von knackig und schmeichelnd sanft cremig.
Der nächste Gang eine „dry aged“ Makrele mit einer mit edlem chinesischem Reiswein verfeinerten Beurre Blanc. Das sherryähnlich Aroma dieses Reisweins ist so überragend, dass ich darum bitte, diesen Reiswein probieren zu dürfen. Selbst für malaysische Verhältnisse ist dieser in Tonkrügen verkaufte Reiswein etwas sehr Besonderes, er ist teuer (fast 40€ kostet so ein Krug) und bietet ein prunkvolles Aromenspektrum von erdigen Noten und floralen Akzenten.
Dazu passt auch der nächste Gang ganz ausgezeichnet – eine Seegurke mit chinesischem Kohl mit einer Garnelen Mousse. Großartige Textur auch hier und ein wunderbarer Geschmack.
Zur Erfrischung des Gaumens wird eine Chrysanthemen-Granita mit asiatischer Birne gereicht.
Der erste Hauptgang ist gereifte Entenbrust mit sechs verschiedenen Pfeffern und einem Tofupüree. Das passt erstaunlich gut, denn die milde, nussige Note des Tofus passt großartig zu den Pfefferaromen.
Und weil es so toll ist, gönne ich mir noch den optionalen zweiten Hauptgang, das Wagyu mit einem Püree aus Daikon Rettich. Wenn ich im Nachhinein zwischen diesen beiden Hauptgängen hätte wählen können, so wäre es die Ente geworden.
Doch mein wirkliches Highlight an diesem Abend ist der „Duck Rice“: Eine Art Suppe mit gezupftem Entenfleisch, Klebreis, kleine, in Soja Sauce gepickelte Buchenpilze und knuspriger Tarowurzel. Hier stimmt einfach alles – die Würze, das Zusammenspiel der Aromen und die Texturen. Mein Liebling des Abends.
Das Dessert, ein kleiner Süßkartoffelkuchen mit Yoghurteis und Pu-Err Creme, rundet das Ganze ab.
Ein Weinpairing wird angeboten, doch wer keinen Wein möchte, der findet leider nicht viel, womit man dieses großartige Menü begleiten kann. An der alkoholfreien Menübegleitung arbeite man noch, erfahre ich.

SHU
Level 8, Annexed Block, Menara IMC,
8 Jalan Sultan Ismail,
50250 Kuala Lumpur

Terra Dining

Diesmal ist der Weg ein weniger weiter. Es geht raus aus dem Zentrum, dorthin, wo man den Golfclub finden kann, der nicht weit entfernt ist vom Restaurant. Das ist immer noch Kuala Lumpur und tatsächlich genieße ich die Fahrt am Abend, wenn mal nicht der Stau alles bestimmt. Das Terra Dining ist ebenfalls ein ganz neues Restaurant (November 2023) auf der kulinarischen Landkarte der Stadt. „Wir dachten, es gefällt dir, wenn du den Chefs Table bekommst“ – ich sitze direkt vor der offenen Küche. Ich liebe es, nah dran zu sein. Küchenchef und Besitzer Chong Yu Cheng nimmt sich viel Zeit für mich, mir die einzelnen Zubereitungsarten und vor allem die Zutaten zu erklären. Da wäre zum Beispiel die Bambangan, eine wilde Mango, die zusammen mit einem Tiger Prawn, welcher über Holzkohle gegrillt und anschließend fein gehackt zusammen auf etwas malaysischem schwarzem Reis serviert wird. Oder die Auster von einer Farm aus Penang, die es zu Brotfrucht gibt. Dass ich eine Auster toll finde, hat Seltenheitswert. Darauf folgt Stör, ebenfalls aus Penang, in einer Rosella Brühe mit saurer Mango. Das ist erfrischend und trotzdem dicht mit rauchigen und blumigen Noten.
Weiter geht es mit einem Lobsterschwanz in einer Asam Laksa Bisque (Laksa ist das wohl berühmteste Curry des Landes) und mit einem wirklich aberwitzig intensiv-genialen Öl aus Makrelengräten. Wie das gemacht wird, bekomme ich auch dazu erklärt. Nur soviel – es ist irre aufwändig, das Öl aus den Gräten zu extrahieren. Wir unterhalten uns über Fermentation und ich erfahre, dass eigentlich nur der Einfluss Chinas aus dem Norden diese Methode nach Malaysia gebracht hat. Alles wächst ja das ganze Jahr über. Das einzige, was man immer schon fermentiert hat, ist Fisch.
Im Menü wird als nächster Gang „Mystery Fish“ angegeben. Was es damit auf sich hat, frage ich. Würde er den echten Namen des Fisches angeben, dann würde vermutlich keiner diesen Gang probieren wollen. Es ist Tilapia. Ein in völlige Ungnade gefallener Fisch. Doch dieser sei aus einer ganz besonderen Fischzucht, die genau darauf achtet, dass nicht nur null Chemikalien und Arzneien im Wasser landen, sondern das Wasser auch frisch aus einer Gebirgsquelle kommt. Er sei absolut von dieser Qualität überzeugt. Und ja, zusammen mit der „Masak Lemak“ Beurre Blanc bin ich es auch.
Anschließend gibt es zwei kleine frisch gebackene Naan-Brote mit einer Butter, die mit den Gewürzen verfeinert wurde, die man eigentlich für ein Fischcurry verwendet. Köstlich!
Zum Hauptgang entscheide ich mich für die Ente aus einer Farm in Penang (jedoch vom Festland), die 16 Stunden mariniert und anschließend 7 Tage trocken gereift wurde. Dazu gibt es eine Improvisation aus der Straßenküche, eine Wurst, jedoch mit Entenleber. Herrlich knusprig und aromatisch und dazu noch ein herrlicher Enten-Jus.
Ein Sorbet aus Goldpflaume (Kedongdong) und Guave wird gereicht, bevor der kleine Kuchen aus Mungbohnen mit karamellisiertem Kokoseis und Mango das Menü abrunden.
Zum Menü wird ein Weinpairing angeboten. Ich habe mich jedoch nur für ein Glas entschieden, da ich unbedingt auch den Ananas-Kombucha mit Sternanis und Kardamom probieren wollte.
Ausgestattet mit jeder Menge Empfehlungen für meine weitere Reise nach Penang bestelle ich mir das Taxi und sinke glücklich auf den Rücksitz. Ein toller Abend!

Terra Dining
91, Jln Aminuddin Baki, Taman Tun Dr Ismail
60000 Kuala Lumpur, Wilayah Persekutuan Kuala Lumpur, Malaysia

Beta KL

Eine Reservierung war nicht möglich. Alles voll. Ich schreibe trotzdem eine Mail an das Restaurant und einen Abend vor dem geplanten Besuch kommt die erhoffte Zusage. Das Beta ist das einzige der drei Fine Dining Restaurants, die ich hier vorstelle, welches vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichnet wurde. Das Menü und das besonders eindrucksvolle Ambiente dieses Restaurants machen mich neugierig. Eines vorab – die Cocktails hier sind grandios. Ich empfehle jedem, der herkommt unbedingt die Kreation „PEKAN“ mit Mezcal, fermentierter Ananas, Kemang, einem scharfen vietnamesischen Basilikum und Soda. Fruchtig, salzig mit viel Umami. Ohne diesen Drink darf keiner gehen! Die Auswahl an Cocktails ist so spannend, dass ich am liebsten alle probieren würde. Ich beginne mit einem „Malaysian Sling“ – Pandan Gin mit Zitronengras-Tee, Honig und Ginger Ale.
Das Menü im Beta ist dominiert von regionalen Zutaten mit einem leicht indischen Einschlag. Zu meinem Cocktail, den ich an der Bar trinke, werden die ersten kleinen Häppchen serviert. Mit Flügelbohne, Fish Sauce und Java Apfel zum einen, mit Pomelo, Soja Milch und Erdnuss zum anderen und dann noch Mango mit Garnele und Kaffirlimette. Später lese ich in meinen Notizen „die fermentierte Ananas umarmt die Garnele“, was der Versuch ist, diese Komposition lyrisch zu beschreiben, so beflügelt sie mich. Ich hätte auch einfach schreiben können „die Nr. 3 war am geilsten“.
Dann erst geht es in den eigentlichen Dinner-Bereich.
Das Menü eröffnet mit einem Tatar vom Conger Aal auf Toast und einer geräucherten Ente mit eingelegtem Rettich, Kokos und frischer Kurkuma. Dazu gibt es noch kleine Brötchen ohne Hefe mit Tapioca und einer Chilibutter.
Besonders aufregend und mit ein bisschen Trockeneis Tohuwabohu inszeniert, ist die Wassermelone mit einem wilden Knoblauch aus dem Dschungel aus Borneo (Jengkol) und Seagrape-Algen. Ich liebe diese wunderbare Alge, die mich immer an Kaviar erinnert. Nicht geschmacklich, sondern vom Mundgefühl.
Weiter geht es mit geschmorten Rinderrippchen. Also eigentlich erkennt man die Rippchen als solche nicht wirklich. Das Fleisch ist abgezupft und wird zusammen mit Tempoyak (ein Gewürz aus fermentierter Durian), einem Pilz-Garum und Jicama (Yambohne) serviert. Durian ist ja eigentlich ein olfaktorisches Attentat, doch fein dosiert passt die Stinkfrucht großartig zum Fleisch.
Zum Hauptgang wähle ich den Fisch mit Betelblatt. Es ist ein saftiges Filet unter einer Haube aus Betelblattschaum zu einer kräftig, würzigen Buttersauce. Eine sehr gute Wahl.
Zum Abschluss noch eine sehr elegante Dessertkreation mit Bambangan, einer endemischen wilden Mango aus Borneo und einem Pandan-Meringue, das zusammen mit Palmzucker und einer Rosellacreme einfach vermanscht werden soll. Eine Art „Eaton-Mess“ auf malaysisch.
Begeistert und von den Eindrücken berauscht, mache ich einen kurzen Spaziergang durch die Straßen zu einer Rooftopbar. Es ist schließlich mein vorletzter Abend in Kuala Lumpur, was hier jeder nur KL nennt.

Beta KL
Lot 163, 10, Jalan Perak, Kuala Lumpur
50450 Kuala Lumpur, Wilayah Persekutuan Kuala Lumpur, Malaysia

Roof Top Bar (natürlich bei Nacht)

einmal muss man das machen, das mit der Rooftop Bar. Und die tollsten Bilder kann man von der Empore des EQ Hotels in der Skybar51 machen. Hier geht es um die Aussicht, die Cocktails sind nicht weiter hervorhebenswert. Vor mir die Twin Towers und wenn ich den Kopf ein wenig nach links drehe, sehe ich auf den Menara Tower. Das ist eine sagenhafte Aussicht.

Sky51 Sky Bar
EQ, Equatorial Plaza, Jln Sultan Ismail
50250 Kuala Lumpur, Wilayah Persekutuan, Malaysia

Übernachten mit coolem urbanem Chic

Das KLoé Hotel überzeugt mit geräumigen Zimmern, sehr guten Betten und einem modernen, ansprechenden Flair. Natürlich gibt es einen Pool. Die Nacht kostet hier mit Frühstück um die 70€ und man ist in Laufnähe von verschiedenen Einkaufszentren wie dem schicken Pavillion oder Lot 10, wo man auch eine Dependance des japanischen Kaufhauses Isetan findet. Im Lot 10 gibt es außerdem einen ausgezeichneten Food Court.

KLoé Hotel 
227, Jln Bukit Bintang, Imbi
55100 Kuala Lumpur, Wilayah Persekutuan Kuala Lumpur, Malaysia

und noch zwei Tipps

Was man sich auf jeden Fall als erstes auf dem Mobiltelefon installieren sollte ist die App GRAB. Mit der kann immer günstig einen Fahrer bestellen. Das klappt ausgezeichnet. Damit man unterwegs unabhängig von einem WLan ist, sollte man sich auf jeden Fall schon vor der Reise eine E-Sim installieren. Ich habe hier mit dem Service von Airalo gute Erfahrungen gemacht. 10 GB Daten kosten dann für 30 Tage nur 15$ und man hat gleich nach der Landung Netz.

4 Kommentare

  1. Nach dieser wunderbaren Lektüre und den schönen Fotos ist mein Herz ganz erfüllt.
    Schee war’s.

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    • Liebe Thea, das ist ganz lieb von dir und freut mich sehr

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  2. Makrelenknochen? Vielleicht Gräten?

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    • Ja, das ist natürlich richtig. Im Englischen sind es immer bones.

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