23. Oktober 2024

Feinschmecker-Route: Die besten kulinarischen Tipps für eine Reise von Kristiansund nach Ålesund

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„New nordic cuisine“, bester frischer Fisch aus arktischen Gewässern, atemberaubende Fjorde und natürlich die Suche nach den tanzenden Lichtern am Himmel – es gibt so viele Gründe nach Norwegen zu reisen. Als ich zum ersten Mal mit dem E-Auto auf einer Fähre unterwegs bin, bin ich enttäuscht, weil ich fest davon überzeugt bin, die wohl einzige Fähre erwischt zu haben, die einfach nicht losfahren will, bis plötzlich die Luke vor mir aufgeht und ich auf der nächsten Insel bin. Es war eine elektrisch betriebene Fähre. Von der Überfahrt spürt man fast nichts. Von Kristiansund aus geht es nach Veiholmen, meine erste Atlantik Route (die weniger bekannte) und weiter über eine der berühmtesten Panoramastraßen der Welt mit dem Ziel Ålesund. Müsste ich eine Entscheidung treffen, was von all den Erlebnissen, das eindrücklichste war, das Licht, die Landschaft, die Küche oder dass direkt neben mir ein Adler geflogen ist, ich könnte mich nicht entscheiden.

Kristiansund und der Klippfisch

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Stockfisch und Klippfisch? Stockfisch wird nur hängend getrocknet wohingegen der Klippfisch gesalzen und getrocknet wird. Und dies in früheren Zeiten auf den Felsen in Ufernähe. Der Klippfisch bescherte insbesondere Kristiansund großen Reichtum und beeinflusste auch die Küche nachhaltig, denn schließlich bringt man aus den teils fernen Ländern in die man exportiert, auch was mit (Rum, Kaffee und Zucker um nur ein paar davon zu nennen). Heute kommt der Fisch (in der Regel Kabeljau) für den Klippfisch meist von den Lofoten.

In der hübschen Stadt, die aus vier Inseln besteht, findet man das älteste Opernhaus Norwegens und es ist eines der wenigen Gebäude, welches die Bombardements im Zweiten Weltkrieg überstanden hat.

Unterwegs mit dem Taxi Boot Sundbåten

Es kostet nichts und ist mit Sicherheit die tollste Art, sich zwischen den vier Inseln zu bewegen. Das Sundboot ist das weltweit älteste, ununterbrochen eingesetzte öffentliche Verkehrsmittel, das immer noch in Betrieb ist. Die kleine Passagierfähre bietet die Möglichkeit einmal rund um den Hafen zu fahren.

Das Klippfisch Museum

An einer der Stellen, wo früher die Fische entladen wurden, befindet sich heute das Klippfisch Museum. Mit viel Liebe zum Detail und etlichen Artefakten bietet es Einblicke in eine Kultur, die heute meist hinter Fabriktoren stattfindet. Heute muss keine Frau mehr im kalten Wasser stehen, um die Fische auszunehmen (auf den Fotos waren immer nur Frauen, die Männer waren Fischer), die dann gesalzen und auf den Felsen zum Trocknen ausgelegt wurden.

Und für alle, die wissen wollen, wohin der Klippfisch exportiert wird:

Portugal – Norwegischer Klippfisch ist in Portugal extrem beliebt und wird dort für das Nationalgericht Bacalhau verwendet. Portugal ist einer der größten Abnehmer von Klippfisch.

Spanien – Wie in Portugal ist Klippfisch in der spanischen Küche ein wichtiger Bestandteil, insbesondere für Gerichte wie Bacalao.

Brasilien – Auch in Brasilien hat Klippfisch eine große Tradition, besonders während Feiertagen wie Weihnachten und Ostern. Gerichte wie Bacalhau à Brás sind sehr populär.

Italien – Besonders in Süditalien wird Klippfisch in verschiedenen Gerichten verwendet, wie etwa im sizilianischen Baccalà alla ghiotta.

Karibik – In Ländern wie Jamaika wird Klippfisch (dort oft als Saltfish bezeichnet) in traditionellen Gerichten wie Ackee and Saltfish (hier gibt es ein Rezept) verwendet.

Frankreich – Klippfisch findet in der französischen Küche, vor allem in der Provence, Verwendung, beispielsweise im Gericht Brandade de Morue

Traditionelle Fischküche im Restaurant Smia

Genug geredet über den Klippfisch – wie schmeckt er denn eigentlich? Um das herauszufinden geht es zu Stian Røsand ins Restaurant Smia. Das über 200 Jahre alte Haus, das früher eine Schmiede war und in vielen Teilen noch erhalten ist, ist eines der beliebtesten Fischrestaurants der Stadt. Hier serviert man den Bacalao auf verschiedene Arten, wobei die Variante mit Oliven, Tomaten, Chilis und Kartoffeln sicherlich die bekannteste ist. Nachdem der Fisch über zwei bis drei Tage gewässert wird, wird er wie frischer Fisch zubereitet. Ich mag das würzige Aroma des Klippfischs und seinen Biss.

Bester Lunchspot am Kai: Bryggekanten Restaurant

Beste lokale Zutaten und ein freier Blick auf den Hafen. Hier im Restaurant Bryggekanten serviert man moderne nordische Küche und dazu die besten Cider aus der Region. Ideal zum Auftanken nach einem ausgiebigen Besuch des Küchenladens im gegenüberliegenden Einkaufszentrum. Ich sage nur nordische Töpfe und Pfannen. Daran komme ich nicht vorbei.

Traumroute nach Veidholmen und die berühmten Möhren aus Smøla

Jetzt im Herbst hat die Region einen ganz besonderen Zauber. Vieles ist schon geschlossen, die Campingplätze sind leer und das Fahren auf der größtenteils einspurigen Küstenstraße rauf nach Veidholmen wird entspannter, weil es weniger Gegenverkehr gibt. Rein grundsätzlich ist der auch kein Problem, denn es gibt ausreichend Ausweichbuchten. Bei manchen der steilen Brücken bekommt man trotzdem eine Gänsehaut beim Hochfahren, denn man kann nicht abschätzen, ob einem ein anderer Wagen entgegenkommt. Dafür sind sie umso spektakulärer diese Brücken.

Berühmt ist die Insel Smøla ganz besonders für Möhren, sie gelten als die besten der ganzen Region. Als ich den Hof Nysæter gård von Priska & Leif Ranheim besuche, zeigt Priska nicht nur stolz ihre Erdbeeren – nie im Leben hätte ich erwartet im September die allersüßesten Erdbeeren zu kosten – sie drückt mir auch einen Bund Möhren in die Hand. „Für unterwegs“, meint die sympathische junge Frau, die das überragende Aroma der Erdbeeren damit erklärt, dass sie hier im Norden besonders viele Sonnenstunden bekommen. Und während der nächsten Überfahrt mit der Fähre (wieder komplett geräuschlos), knabbere ich die Möhren. Sie sind wirklich ausgezeichnet.

Und dann ist da plötzlich dieser Schatten am Rand meines Blickfelds. Er taucht auf während ich auf der Insel Tustna entlang der Küste fahre. Kurz drehe ich den Kopf – ein prächtiger Seeadler fliegt direkt neben mir. Ich fahre langsamer, damit ich ihm zuschauen kann, wie er gemächlich über das Wasser fliegt. So nah bin ich einem Adler noch nie gekommen. Sofort halte ich an der nächsten Haltebucht an, doch da hat er schon abgedreht. Zu spät für ein Foto. Aber manchmal ist eine Erinnerung noch besser.

die Küstenlinie nach Veidholmen

Priska vom Hof Nysæter gård

Kulinarisch en route nach Ålesund

Zwischen Kristiansund und Ålesund liegt die spektakulärste Küstenstraße (zu dem Bericht dazu geht es hier entlang). Wer noch etwas weiter fährt, erreicht den kleinen charmanten Küstenort Bud und das Restaurant Slipen von Rune Skeide. Der Heilbutt in einer frischen cremigen Sauce und die dazu gereichten Kartoffeln sind so glücklichmachend gut, dass sich ein Besuch unbedingt lohnt. Und weil man hier ganz besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legt, ist die gesamte Einrichtung „Re-used“, was einen ganz besonderen Charme hat.

Bezauberndes Ålesund, „dry aged“ Heilbutt und warum alle am Morgen sehnsüchtig auf die Krabben warten

Bis 1904 bestand ganz Ålesund nur aus Holzhäusern. Dann passierte die Tragödie. Eines der Häuser fing Feuer und fast die gesamte Stadt brannte ab. Nur in einem kleinen Teil am Hafen kann man heute noch die früheren Häuser entdecken. Als Ålesund wieder aufgebaut wurde, war es ganz besonders der Jugendstil, der die Bauweise der nun aus massivem Stein gebauten Häuser beeinflusste. Doch in einer einzigartigen Art und Weise. In die typischen floralen Muster mischten sind nordische Elemente aus der Wikingerzeit. Kunstvoll verwobene Runen, die so nirgendwo sonst in der Ära des Jugendstils zu finden sind. Vom höchsten Punkt der Stadt, dem Byrampen Utkikkspunkt, aus hat man einen überragenden Blick auf die Berge, die Stadt und das Meer. Als erstes hierher zu kommen löst diesen Wow-Effekt aus. Schöner kann sich eine Stadt kaum in die Landschaft hineinschmiegen.

Besonderes Highlight: Es gibt am Hafen beheizte Bänke.

Stil, Flair und große Küche – das Restaurant Sjøbua

14 Tage hängen die Heilbutte hier in der trockenen Reifekammer, bis sie zubereitet werden. Der Aufwand wird von Fischliebhabern (ich zähle mich dazu) sehr geschätzt. Wer in dieses stilvolle Restaurant kommt, will den besten Fisch der Region. Langusten aus Midsund, weißen Heilbutt aus den Ryfylke Fjorden aber auch Kalix Löjrom, einem Rogen der Maräne aus der Bottnischen Bucht. Ich entscheide mich an diesem Abend für eine Lobster Bisque, natürlich den Heilbutt und ein Lorbeer Sorbet zum Dessert. Jedes Gericht ausnahmslos herausragend gut. Perfekt abgerundet wird der Besuch im Sjøbua durch den zuvorkommend freundlichen Service.

frische Krebse und Garnelen direkt vom Kutter

Und dann am Freitagmorgen ist es endlich soweit. Pünktlich um 10:00 Uhr sind die beiden Fischkutter am Hafen. Die frischen Garnelen und Krebse sind da und werden auch schon sehnsüchtig erwartet. Die Schlange am Pier ist lang. Verkauft wird direkt ab Boot bis die Körbe leer sind. Ich beobachte eine chinesische Reisegruppe, die den allergrößten Spaß damit hat, die frisch gekochten Krebsscheren direkt am Pier zu pulen und hätten die Fischer hier Kartenzahlung anstelle von Bargeld akzeptiert, hätten sie vermutlich den ganzen Kutter leergekauft. Die Garnelen waren so knackig, süß und gut, dass ich das absolut verstehen kann. Davon hätte ich am liebsten auch ganz viele mitgenommen.

Übernachten

Es ist vor allem die Eingangshalle, die das Hotel Brosundet so einzigartig macht. Ein Kamin ragt 3 Stockwerke hoch. Die eleganten und hyggeligen Sessel rund um den Kamin sind eigentlich immer besetzt. Das Hotel, das in einem der alten Speicherhäuser errichtet wurde, besticht durch die einzigartige Architektur. Rund um das Atrium befinden sich die Zimmer, alle in nordischen Blautönen mit viel Holz eingerichtet. Es gibt ein tolles Spa mit direktem Zugang zum Wasser. Von meinem Zimmer aus sehe ich zwei Damen, die sich gerade ein Bad in der Outdoorbadewanne bei einem Glas Champagner gönnen. Zum Hotel gehört noch die Brasserie Apotekergata No. 5, eine elegante Bar und ein entzückender Deli und Feinkostladen, wo man ofenfrische Backwaren und besten Kaffee bekommt.

Das Hotel Brosundet im alten Speicherhaus

Der kleine Feinkostladen, der zum Hotel gehört

Und was habe ich diesmal alles mitgebracht?

Keine Reise ohne Mitbringsel. Geht euch doch bestimmt auch so. Natürlich musste ich Klippfisch mitnehmen, ein bisschen getrockneten Fisch zum Knabbern. Tolle Wurst aus der besten Metzgerei in Ålesund (die ich dann – großer Seufzer – im Kühlschrank dort vergessen habe), einen kleinen schwarzen Topf (als ob es bei uns keine Töpfe gäbe… aber dieser war besonders hübsch), natürlich Schokolade aus Geiranger, Cider aus Tingvoll und ganz viel Lakritz. Butter und Sahne aus Røros fanden auch noch ihren Weg in den Koffer. Dann war er voll.

und so sieht es aus, wenn Ålesund auf Wiedersehen sagt

Offenlegung: die Reise erfolgte auf Einladung von Fjord Norway, Visit Norway und Visit Alesund. Ganz herzlichen Dank für unglaublich vielen Eindrücke und die allerbeste Beratung, welchen Klippfisch ich kaufen sollte. Das Rezept dazu folgt.

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