Ein grandioser asiatischer Nudelsalat und was ich euch eben noch so erzählen muss.
Ich weiß, die meisten von euch sind hier, weil sie sich von Rezepten oder Reisen inspirieren lassen möchten, natürlich habe ich ein Rezept für euch, aber es gibt auch noch eine Geschichte. Eine Geschichte, die mich nicht los lässt. Das Rezept hat rein gar nichts mit dieser Geschichte zu tun, vielleicht ein bisschen, aber im Grunde genommen hätte es jedes beliebige Rezept sein können. Ein Besuch von Freunden war angesagt, ich wollte es was Kühles, sommerlich Leichtes vorbereiten und so kam ich auf den Salat mit den Udon Nudeln. Ein paar Tage davor probierte ich das Rezept aus. Ich machte die Bilder und saß anschließend auf meinem Balkon und aß ihn. Eigentlich sitze ich auf meinem Balkon immer an der gleichen Stelle, auf einer Holzbank, von wo aus ich auf die riesigen Bäume hinter dem gegenüberliegenden Haus schauen kann. Ab und zu flog eine einzelne Wespe um mich herum. Immer wenn mir eine Wespe zu nah kommt, versuche dem Reflex, nach ihr zu schlagen zu widerstehen, ich will sie nicht ärgern. Manchmal gelingt mir das nicht, da fuchtle ich mit den Händen um sie abzuwehren. Bei so einer Gelegenheit stach eine Wespe dann vor einigen Wochen zu. Der Finger schwoll an, ich packte Eis drauf und gab mir selbst die Schuld an dem Malheur.
Eines Abends hatte ich Gäste, wir saßen draußen, als es plötzlich immer mehr Wespen wurden, die um uns herumflogen. Entnervt überließen wir ihnen das Feld und verzogen uns nach drinnen. Am nächsten Tag war alles wie immer. Ich saß auf meiner Holzbank, manchmal nur um zu lesen, oder einfach nur, um in meiner Mittagspause die Sonne zu genießen. Die Hummeln und Bienen hatten den blühenden Majoran entdeckt und umschwirrten ihn von früh bis spät. In den warmen Nächten saß ich oft draußen und lauschte einfach nur in die Nacht. Es kann da wo ich wohne sehr still sein. Manchmal rief ein Käuzchen. Ansonsten war alles ruhig. Vorgestern dann hatte sich wieder Besuch angekündigt. Wir saßen auf dem Balkon und ein oder zwei Wespen hatten beschlossen, uns auf die Nerven zu gehen. Mehr meinen Gästen als mir selbst. Mit geringem Abstand flogen sie um deren Köpfe. Und zeigten sich ausgesprochen unbeeindruckt von sämtlichen Versuchen, sie abzulenken. Wir stellen einen extra Teller mit ein paar Streifen Wurst in ausreichendem Abstand für sie auf, ich spickte eine Zitrone mit Nelken und wir stellten ein Schälchen mit Lavendelöl auf. Eine olfaktorische Abwehrmaßnahme. Dachten wir. Als nichts Wirkung zeigte, verbrannten wir Kaffee und ich verbrannte außerdem noch eine Räuchermischung mit Harzen und Kräutern. „Die kommen alle von da unten“, meinte eine Freundin und deutete auf den Boden unter meiner Bank, wo ich einen großen Sack mit Grillkohle verstaut hatte. Sie stand auf, zog den Sack raus und schleppte ihn soweit wie nur möglich von uns weg. In helle Aufregung versetzt, flogen immer mehr Wespen um uns herum. „Da muss irgendwo ein Nest sein“. Und wieder gaben wir uns den Wespen geschlagen und gingen nach drinnen. Am nächsten Morgen rief ich einen Kammerjäger an. Einige Stunden später kam er. Er hob nur kurz die Sitzauflage der Holzbank, wo sich etwa fünfzig Wespen eng aneinander pressten. „Hier ist aber kein Nest“, sagte er und schaute sich fragend um. Ich zeigte ihm den Sack mit der Grillkohle. Um die Öffnung schwirrten einige Wespen. Er zog seinen Schutzanzug an und öffnete den Sack. „Das ist ja ein ganz schön großes Nest!“. Ich riskierte einen Blick und konnte es kaum fassen. Es war so groß wie meine größte Pfanne. Viele kleine aufgebrochene Waben waren zu sehen. Er stülpte den ganzen Sack in eine große Tüte, saugte noch ein paar der umherfliegenden Wespen ein und ging. Natürlich nicht ohne sofort eine nicht unerhebliche Summe für seinen Einsatz abzukassieren.
Noch am nächsten Tag flogen immer wieder einzelne Wespen um den alten Nestplatz herum. Ein paar saßen wieder unter der Sitzauflage der Holzbank, als ich neugierig darunter spähte. Irgendwie wusste ich, sie würden mir nichts tun. Ich beobachtete eine Weile, wie die größeren unter ihnen kleine Baby-Wespen fütterten und irgendwie taten sie mir leid. Ohne ihre Königin hatten sie keine Zukunft. Das hatte mir der Kammerjäger erklärt. Um solch ein großes Nest zu bauen, hatte die Königin bereits Ende April, Anfang Mai damit begonnen, ihre Kolonie aufzubauen. An jedem schönen Tag saß ich keine 30 cm davon entfernt und trotzdem habe ich nichts davon mitbekommen. Als haben sie in friedlicher Koexistenz mit mir gelebt und waren nur dann irritiert, als andere Menschen als ich an dieser Stelle saßen. Ich muss daran denken, wie ich unzählige Male in der Nacht mit bloßen Füßen direkt an diesen Kohlesack gestoßen bin, wie ich stundenlang ein Buch lesend über dem Nest lag und nichts, rein gar nichts, bemerkt habe. Hatten sie mich einfach als Anrainer ihres Staates akzeptiert? Ich bin ratlos. Fast scheint es so, als habe ihnen ihre Königin befohlen, mich in Ruhe zu lassen und selbst mein Essen nicht anzurühren. Dummerweise galt diese Anweisung nicht für Fremde. Und jetzt sind sie weg. Umgesiedelt, wie mir der Kammerjäger versicherte. Wespen dürfen nicht getötet werden. Zum Ausgleich haben mich gestern Abend auch gleich mehrere Mücken gestochen. Meine Armada, auf deren Speiseplan diese lästigen Stechmücken standen, ist nicht mehr da. Ich kann nicht sagen, dass sie mir fehlen, zu absurd ist der Gedanke, dass ich über Wochen und Monate direkt über ihrem Nest gesessen bin, aber dieses Volk hat mich nachdenklich gemacht.
Deshalb wollte ich diese Geschichte erzählen.
Wir sind vermutlich alle darin erzogen worden, Wespen nicht zu mögen.
Und mit Grillen ist erstmal nichts, denn es gibt keine Kohle mehr. Aber ich habe einen tollen Salat für euch!
Erdnuss-Hühnchen-Salat mit Udon Nudeln und Sellerie
Für Zwei
3 EL cremige Erdnussbutter
3 EL Soja Sauce
3 EL Reisessig
1-2 EL flüssiger Honig
2 Knoblauchzehen
2 EL neutrales Pflanzenöl
150 g getrocknete Udon Nudeln (gibt es im Asialaden oder Biomarkt)
4 Stangen Stangensellerie
1 Karotte
ein Stück frischer Ingwer (walnussgroß)
1 TL Pfefferkörner
2 Lorbeerblätter
2 Hühnchenschlegel
eine Handvoll frische Mungbohnensprossen
Meersalz
weißer und schwarzer Sesam
Die Hühnchenschlegel in einem Topf geben, mit Wasser bedecken. 2 Stangen Sellerie und die Karotte grob zerschneiden und zusammen mit dem ungeschälten Ingwer, Lorbeer und den Pfefferkörnern zum Kochen bringen. Etwa 30 Minuten köcheln, dann die Schlegel herausnehmen und das Fleisch davon abzupfen. Die restliche Brühe aufheben.
Die Nudeln nach Packungsanweisung kochen und abgießen. Mit kaltem Wasser abbrausen und auskühlen lassen.
Erdnussbutter, Soja Sauce, Reisessig, Honig und Öl mischen. Den Knoblauch schälen und entweder fein hacken oder durchpressen. 3 Esslöffel von der übriggebliebenen Brühe dazugeben und nach Bedarf mit Salz abschmecken. Das Dressing mit dem Hühnchenfleisch und den Nudeln mischen. Den restlichen Sellerie in sehr feine Scheiben schneiden und zusammen mit den Mungbohnensprossen unterheben. Mit Sesam bestreuen.
Der Salat lässt sich gut einige Stunden zuvor vorbereiten und im Kühlschrank lagern.
Danke Claudia!
Das hat es bei uns zum Dinner um Sechs gegeben (wir ticken hier in den Tropen ja etwas anders)!
Sehr lecker, nicht ganz als Salat (Schmuddelwetter) und mit selbst gemachten Nudeln, auch die Brühe war sehr willkommen.
Erinnert mich ein bisschen an die «Sichuan Nudeln» (in meinem Blog).
Wespen gibt es hier keine, aber riesige schwarze Einzelbienen, die für ihre Brut garstige, Walnuss-grosse Behausungen aus Lehm überall hinkleben. Wenn ich sie im Haus erwische, werden sie verscheucht.
Mit besten Grüssen aus Fernost,
Felix
Hi Felix,
Dinner um sechs klingt auch gut. Nach den Sichuan Nudeln schau ich gleich mal. OK, solche Einzel-Nester sind auch nicht toll.
Ich hoffe, die sind auch so friedliebend wie meine Wespen.
herzliche Grüße in die Ferne,
Claudia
Gegen Wespen habe ich absolut nichts, auch wenn sie sehr nervig sein können. Ich bleibe immer ruhig. Allerdings werde ich übellaunig, wenn Menschen um mich herum wedeln, fuchteln, um sich schlagen. Sie sind absolut nicht in der Lage, einfach da zu sitzen und abzuwarten.
Das Schicksal der „Zurückgebliebenen“ berührt mich, aber so ist das Leben – auch im Tierreich. Die Königin hat ganz sicher über Dich gewacht.
Einen schönen Restsonntag wünsche ich Dir.
P.S. Es gibt genügend Kleingetier, das ich nicht mag, aber nie werde ich hysterisch, sondern versuche – gefasst – einen Transport nach draußen.
Das klingt schön, wie du das beschreibst, liebe Thea. Und ich gebe dir völlig recht, die Hysterie mancher Menschen ist manchmal eine echte Herausforderung. Ich finde es toll, wie du damit umgehst.
Liebe Grüße
Claudia
Ich muss um Entschuldigung bitten, dass ich ga rnichts zum Rezept geschrieben habe, aber heute abe ich mich auch bei der Lektüre sehr reduziert. Hitze, Trägheit, Faulheit… ;-)
Papperlapapp…nix Entschuldigung, alles gut. Ich freue mich doch sehr, wenn du deine Gedanken zu den Wespen mit mir teilst, liebe Thea