10. April 2022

Eis, Schnee, Brot und Fisch – Momentaufnahmen und kulinarische Tipps aus Island

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Vor vielen Jahren habe ich es schon einmal gemacht und bin über Island nach New York geflogen. Da habe ich von Island nicht viel gesehen, einmal vom Flugzeug übers Vorfeld zum Terminal laufen. Umsteigen. Weiterfliegen. Ich erinnere mich nur an das Licht und die Luft. Für mehr blieb keine Zeit. Das sollte dieses Mal anders sein. Drei Nächte werde ich auf Island sein. Zwei volle Tage im tiefsten Winter, wo bei uns bereits die Temperaturen steigen. Ich erreiche Island am späten Nachmittag, doch die Tage werden hier schon wieder länger. Die Sonne wird erst gegen 19:00 Uhr untergehen. Dieser erste Tag wird der einzige bleiben, wo ich die Sonne sehe. Schnee und eisiger Regen fegten die weiteren Tage über das Land. Das sei ungewöhnlich, meinten selbst die Isländer. Ein Grund mehr, sich mit dem Essen zu beschäftigen.

 

Sandholt

Der erste Morgen auf Island beginnt mit der Suche nach Frühstück. Mein Guesthouse bietet kein Frühstück an, darum muss ich mich selbst kümmern. Und ich will nicht irgendein Frühstück, sondern das Beste. Und das gibt es in der ältesten Bäckerei Reykjaviks. Schon von weitem kann ich das frische Brot riechen. Ich stapfe durch den Schnee immer dem Duft nach. Im vorderen Bereich ist die Bäckerei, im hinteren das Restaurant. Es ist immer rappelvoll. Nicht nur ich wurde von diesem Duft von frischem Sauerteigbrot angezogen. Gefühlt ist die halbe Stadt plus die Touristen. Es ist Freitagmorgen. Ich warte geduldig auf einen freien Tisch, während aus der Küche herrliche Waffeln, üppig belegte Sandwiches und hübsche Törtchen an mir vorbeigetragen werden. Ich habe Hunger und das ist ein bisschen wir Folter. Ich habe den Geschmack von frischem Brot bereits auf der Zunge. Dann endlich habe ich einen Tisch. Direkt vor der großen Glasfront, hinter der sich die Küche und Backstube befindet. Ich bestelle Kaffee, Saft und ein Sandwich mit Eiersalat und Speck. Das Brot ist noch warm. Luftig weich mit einer herrlichen Kruste. Am Nebentisch teilen sich vier Touristen aus Thailand zwei Stück Kuchen. Sie haben eindeutig schon im Hotel gefrühstückt und sind nur hier, weil man hier eben unbedingt gewesen sein muss. Sie bestellen noch mehr. Der Kuchen muss toll sein.

typisch isländisch

„Magst du zum Essen bleiben?“, fragt mich Dagný Hermannsdóttir. Sie habe etwas typisch Isländisches geplant. Natürlich will ich und sofort versuche ich mir vorzustellen, was das wohl sein mag. Dagný und ich sind zuvor nie begegnet, wir kennen uns nur über Instagram, teilen aber unsere Begeisterung fürs Fermentieren. Das hat uns verbunden und jetzt möchte ich sie besuchen. Sie wohnt mitten in Reykjavik, gerade ist ihr Haus voll, der Sohn, ihre Schwiegertochter und ein Baby wohnen zurzeit da, bis die neue Wohnung fertig ist. Es ist wuselig. Stolz präsentiert sie mir ihr selbstgemachtes Kvass, ein fermentierter Saft aus Roter Bete, dazu gibt es noch verschiedenes Kraut und eingemachte Blüten aus dem kurzen Sommer. Für den Garten ist es noch zu früh, denn noch immer liegt dieser unter einer dicken Schneedecke. Der Kamin im Hausflur macht es warm und gemütlich. Sie sei für das Abendessen zu einem besonders guten Metzger gefahren und habe Lamm- und Pferdewurst gekauft, die sie kochen werde. Sie selbst esse am liebsten die Lammwurst aber ich solle unbedingt auch die Pferdewurst probieren. Die sei grandios. Dazu gibt es gekochte Steckrüben und kleine isländische Kartoffeln mit Butter. Ich hatte mir alles Mögliche vorgestellt, was typisch Isländisch hätte sein können, aber auf Pferdewurst wäre ich nicht gekommen. Der Kern der Wurst ist pures Fett, welches ich auf die Kartoffeln streichen soll. Das schmeckt. Ein bisschen süßlich aber irgendwie auch gut. Die Kartoffeln sind besonders toll. Ich esse sehr viele Kartoffeln an diesem Abend.

Zwei Lammwürste und eine Pferdewurst

Das Bier hier ist spitze

Fiskmarkaðurinn – Fish Market

Essen gehen auf Island ist kein Schnäppchen. Aber viele der tollen Restaurants bieten eine reduzierte Karte zum Lunch an. So auch das Fish Market. Hier vereint sich die fernöstliche Küche mit der Nordischen. Es gibt fangfrischen Skrei auf zarten Sobanudeln mit Rogen, einer Hummerbuttersauce und Matcha Creme, Salat mit Ente und knusprigen Nudeln mit Mandarinen und Wasabi oder Steaks und Fische, die auf einem typischen Robata – einem Kohlegrill mit Binchotan Kohle, der bis 1400°C erreicht – gegrillt werden. Die Gerichte sind kunstvoll inszeniert und exzellent zubereitet. Wer auf Sushi nicht verzichten möchte – hier lohnt es sich ganz besonders.

Mitten in Reykjavik ist man in einer anderen Welt

Salat mit Ente, knusprigen Nudeln, Mandarinen und Wasabi

Skrei mit Räucherfisch auf Hummerbuttersauce, Rogen und Soba Nudeln

Golden Circle

„Wie Sie sehen, sehen Sie eigentlich nichts“ – unser Führer hat einen schweren Job an diesem Tag. Ich sitze im Bus und starre seit einer halben Stunde nur auf Weiß. Abwechselnd prasselt Regen und Schnee gegen die Scheiben. Die „Golden Circle Tour“ gehört zum Pflichtprogramm eines jeden Besuchs auf Island. 300 km Rundreise zu den Natur-Highlights des Landes. Wir erreichen die Spalte, wo die Eurasische und Nordamerikanische Platte auseinanderdriften. Ein paar Steine zeichnen sich zwischen Schnee ab. Weiter geht es zum Nationalpark, wo meine Schneeschuhe und die Profilsohle einer echten Herausforderung gegenüberstehen, denn es gilt einen Weg hinunter zu laufen über Eis und Schnee. In Gedanken überlege ich bereits, wie lange es wohl dauern würde, bis der Rettungswagen hier wäre, sollte ich ausrutschen und mir was brechen. Doch dazu kommt es nicht. Glücklicherweise. Obwohl einige der Mitfahrenden das mit dem festen Schuhwerk nicht ganz so ernst genommen haben und das gerade bitter bereuen. Der Horizont ist nicht zu erkennen. Weißgrau geht in etwas helleres Weiß über. Das könnte er sein, der Horizont. Die Geysire später sind dann trotz der Tatsache, dass meine Jacke mittlerweile durchgeweicht ist, spektakulär. Es riecht nach Schwefel und dampft überall. Ansonsten gibt es Engpässe auf den glitschigen Wegen. Es sind doch mehr Touristen als erwartet unterwegs. Am Wasserfall Gullfoss kommt zum eisigen Schneeregen noch ein strammer Wind aus dem Norden dazu. Eigentlich sieht man keine hundert Meter weit. Die Verkäufer von Plastiküberwürfen haben gerade Hochkonjunktur, was aber eindeutig zu spät kommt, denn eigentlich ist schon fast jeder bis auf die Knochen nass. Ich beschließe im Bus zu bleiben. Als ich ersten wieder zurückkommen frage ich sie, ob ich was verpasst hätte. „Gepriesen sei die Weisheit, nicht rauszugehen!“ meinten sie, denn nun hätten sie auch noch nasse Füße, weil die Pfützen so tief waren. Und der Wasserfall, frage ich. Hätte man kaum gesehen. Kein guter Tag.
Dann geht es noch zu einem Kratersee. Ein dunkler Fleck in unendlichem Weiß. Ich muss an die sagenumwobenen Trolle denken, über deren Existenz es in Island keine Zweifel gibt, und wegen denen auch schon mal eine Straße verlegt wird, wie sie bei diesem Sauwetter unter ihren Steinen hocken und genau wie ich zunehmend schlechte Laune bekommen. Hoffentlich ist meine Jacke bis zum morgigen Abreisetag wieder trocken. Nichts ist grad verlockender als eine warme Stube.
Ich verstehe jetzt, warum alle im Sommer nach Island kommen.

Tipps und Adressen

Flybus
beste Verbindung vom Flughafen in die Stadt (die Fahrt dauert etwa 50 Minuten). Wer 1000 isländische Kronen mehr drauflegt, kann bis zu einem der vielen Busstops in der Innenstadt fahren. Die meisten Hotels werden so angesteuert. Im Busterminal befindet sich auch die Covid-Teststation (Test sind auch für Touristen kostenlos), wo man besser einen Termin reserviert, bevor man weiter nach USA fliegt.
www.re.is/tour/flybus/
covidtest.is/

Fish Market
Aðalstræti 12
101 Reykjavík
Island
www.fiskmarkadurinn.is/en

Sandolt
Laugavegur 36
Reykjavik,
Island
geöffnet von 7:30 Uhr bis 18:00 Mo – So
sandholt.is

Zu meinem Bericht über das Restaurant Dill geht hier entlang.

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