Die lässige Stadt mit einer vibrierenden Kulturszene und grandiosen Restaurants bietet viel. Was genau, verrate ich euch hier.
Ich hatte solche Sehnsucht nach Abwechslung. Raus aus München. Raus aus dem Homeoffice. Einfach fort. Ich liebe den Norden, die nordische Küche und die freundlichen Menschen in Dänemark. Es war an der Zeit, wieder mal vorbeizuschauen und dieses Mal fiel die Wahl auf Aarhus. Ich will ans Meer, will mir in kleinen Cafés die Sonne ins Gesicht scheinen lassen und durch die Gassen spazieren. Und ich will einen der besten Gins der Welt entdecken und mindestens einmal am Tag frischen Fisch essen. Also dann, Maske auf und los geht’s!
Latinerkvarteret – das Latiner Quartier
Jenseits des Doms liegt das älteste Viertel von Aarhus und mein erster Weg führt mich genau hierher. In den alten Gassen gibt es viele Restaurants, lauschige Hinterhöfe und schöne Geschäfte. Ich bin mit dem Zug angekommen, habe den Koffer im Hotel abgestellt und bin losgelaufen. Ich bin gespannt auf die Stimmung. Die Sonne kommt raus und die vielen Straßencafés füllen sich. Ich laufe vorbei an witzigen Vintage-Läden, Bäckereien aus denen es herrlich duftet und stelle fest – ich brauche erst einmal was zu Essen. Ich starte ganz klassisch mit Fisch.
Kaffee & Tee
Die Straßen in Aarhus sind lebendig. Die meisten sind zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Am Abend wird mir mein Schrittzähler erzählen, dass ich mehr als 12 Kilometer gelaufen bin. Gemerkt habe ich davon wenig, denn immer wieder entdecke ich etwas, was mich weiterlaufen lässt. Doch ab und zu muss eine kleine Pause einfach sein. Ich will eine Tasse Kaffee oder Tee. Den wohl besten Kaffee bekommt man bei Søren Stiller Markussen. Die Liste seiner Auszeichnungen ist lang. In seiner Kaffeerösterei verwendet er allein 50 verschiedene Kaffees der Sorte Arabica. Jetzt muss ich allerdings gestehen, dass ich nicht die größte Kaffeetrinkerin bin, ich habe es mehr mit dem Tee, aber so ganz ohne geht es dann doch nicht. „Hier, probier‘ den mal“ meint Søren und reicht mir eine Tasse mit frisch gebrühtem Kaffee. Keine Frage nach Milch oder Zucker und an der Art, wie er über Kaffee spricht, frage ich besser auch erst gar nicht danach. Der Kaffee ist würzig und hat eine feine Säure. Es dürfte der vielleicht dritte Kaffee meines Lebens gewesen sein, den ich schwarz getrunken habe.
Stiller’s Coffee
brewbar & lab
Klostergade 32, E
DK 8000 – Aarhus C
stillerscoffee.dk
Mit dem Tee bin ich da um ein vielfaches vertrauter. Ohne Tee geht gar nichts, ich trinke ständig Tee und seit neuestem am liebsten „cold brewed“. Ich habe eine ausgeprägte Leidenschaft für rauchige Tees, liebe Oolongs und entdecke in guten Darjeelings unendlich viele Nuancen. A.C. Perch’s Thehandel ist die älteste Teehandlung der Stadt und betreibt im Lantiner Quartier ein stilvolles Teehaus. Hier trifft man sich zum High-Tea auf eine Kanne Tee und dazu kleine Sandwiches, man kann in der ruhigen Atmosphäre das quirlige Leben draußen einfach mal draußen lassen und sich entspannt auf einem der Ledersofas zurücklehnen. Und eine großartige Tasse Tee trinken. Der Lapsang Souchong, den ich bestelle, ist so überragend, dass ich gleich eine Packung mitnehmen muss.
A.C. Perch’s Thehandel
Volden 3
8000 Aarhus
perchs.dk
Hafenrunde
Zuerst sehe ich den Hafen nur aus der Entfernung. Gleich am nächsten Morgen sitze ich bereits kurz nach 9 Uhr im Bus (superpraktisch mit der Aarhus-Card, weil man umsonst fahren kann und die meisten Museen kostenlos sind aarhuscard) und bin auf dem Weg zur „Endlosen Brücke“. Von zwei Architekten im Rahmen eines Kulturevents 2015 erbaut, war es eigentlich nur als temporäres Kunstwerk erdacht, doch die kreisrunde Brücke war so beliebt, dass sie einfach bleiben musste. Ich will diese Brücke für mich allein, deshalb bin ich so früh unterwegs. Und es gelingt sogar. Wochentags und früh am Morgen teilt man sich die Brücke höchstens mal mit einem einzelnen Jogger.
Mein nächstes Ziel sind die Fischgeschäfte im eigentlichen Fischereihafen. In einer urigen, nicht wirklich hübschen, aber sehr authentischen Fischerkneipe, bekomme ich einen herrlichen Fisch, ich sitze am Pier und genieße die Sonne, während ich über die vielen Boote staune.
Mein Weg führt mich weiter ins neue Viertel Aarhus Haven Ø. Die Gebäude hier sind spektakulär und ist wie es scheint, eine wahre Spielwiese für Architekten. Noch wird heftig gebaut, doch schon jetzt kann man sich hier an den irren Bauten berauschen. Genau hier hat auch das im letzten Jahr geschlossene Restaurant Substans (1* Michelin) im Mai dieses Jahres neu eröffnet. Dazu wird es einen eigenen Bericht geben.
Essen gehen
Wer hierherkommt hat die Qual der Wahl. Allein vier „besternte“ Restaurants gibt es in der Stadt. Immer wieder bleibe ich stehen, weil ich von dem Interieur des eines oder anderen Restaurants begeistert bin. Ich wollte unbedingt noch ins Domestic, doch dann schaffe ich es nur auf ein Interview mit seinem Küchenchef Morten Frølich. Wir reden über Fermentation. Und soviel ist sicher – ich werde wiederkommen.
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Mefisto
eines der besten Fischrestaurants der Stadt. Toll zum Brunch.www.mefisto.dk
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Langhoof & Juul
hyggelige Atmosphäre mit feiner, regionaler Küche langhoffogjuul.dk
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Nordisk Spisehus
nicht umsonst ein Michelin-Tipp. Hier wird es am Abend kulinarisch sehr spannend. www.nordiskspisehus.dk
Ein Glück, wenn’s auch mal regnet
Jeder wünscht sich strahlenden Sonnenschein auf einer Reise, doch das klappt nicht immer. Zum Glück für Aarhus muss man einfach sagen, denn sonst würde jeder nur draußen in den unzähligen Cafés rumhängen, anstatt die wirklich tollen Museen der Stadt zu besuchen.
Die Liste hier ist lang. Es gibt Historisches, Modernes und – ganz spannend – auch eines der weltweit wenigen Frauenmuseen. Hier geht es nicht nur um die Geschichte der Frauenbewegung in Dänemark, es gibt auch coole Installationen und selten gesehene Propagandaplakate über Frauen im chinesischen Militär und Gesellschaft. Und der Kuchen im Museumscafé ist großartig.
Urbaner Spirit, beste Cocktails und ein Bett mit Aussicht – das Radisson RED
Als ich die Tür zu meinem Zimmer im obersten Stock des vor einigen Wochen neu eröffneten „Radisson RED“ Hotels öffne, ist meine erste Reaktion einfach nur ein „Wow“. Ich habe einen sagenhaften Blick über die Stadt und das bunte Panoramadach des ARoS Aarhus Kunstmuseums quasi direkt vor der Nase. Die Matratzen sind mit Abstand die besten, auf denen ich in den vergangenen Jahren nächtigen durfte und ich habe einen riesigen Balkon. Corona-mäßig sind sie hier wirklich top aufgestellt, das Frühstücksbüffet wird in kleinen Gläschen angeboten, jede einzelne Scheibe Brot, jedes Croissant ist in einer kleinen Recyclingpapiertüte verpackt und es gibt ausreichend Abstand. Irgendwie kommt es mir manchmal selbst komisch vor, über so etwas zu schreiben, aber in diesen Zeiten ist ein überragendes Hygiene-Konzept nun mal einfach erwähnenswert.
Das Restaurant bietet internationale Küche und allerbeste Cocktails. Besonders die vegetarischen Gerichte sind sehr zu empfehlen. Und man sollte sich hier ruhig mal auf das Abenteuer eines Cocktail-Pairings zum Dinner einlassen. Das ist spannend (man hat ja auch nicht mehr weit bis zum Aufzug).
Radisson RED
Frederiksgade 88
8000 Aarhus
www.radissonhotels.com
Weltklasse Gin
Hinter Njord Gin stehen die beiden Brenner Lars Toke Graugaard und Troels Præst Andersen, die mit ihren Gins bereits etliche Medaillen und Prämierungen eingeheimst haben. Als ich sie am Nachmittag in der Brennerei, einer alten Pump-Station aus den 30’er Jahren besuche, bin ich eigentlich nur für eine halbe Stunde als Kurzbesuch eingeplant. „Ich mach dir gleich mal einen Gin-Tonic“, meint Lars im Vorbeilaufen. Danke, lieb von dir, aber ganz ehrlich würde ich den Gin erstmal so probieren, antworte ich. Lars bleibt mitten in seiner Bewegung stehen, dreht sich um und strahlt. Das sei ja mal toll – jemand der sich wirklich für unseren Gin interessiert. Sofort habe ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ja wie denn sonst, frage ich ehrlich erstaunt, denn ich kann doch die Qualität einer Spirituose nicht danach beurteilen, wie gut sie mit Tonic Water schmeckt. Sofort darf ich quasi das Herzstück der Brennerei streicheln und das ist „Frau Müller“. Die eindrucksvolle Brennanlage kommt aus dem Schwarzwald. Die Frau des Inhabers heißt Claudia Müller. Die zwei Jungs lieben ihre Brennanlage so sehr, dass sie ihr ihren Namen gegeben haben. Und dann geht es natürlich zur Sache. Für mich gilt es herauszufinden, welcher der Gins mein liebster ist. Und ich bin vom ersten Schluck an sehr beeindruckt. Zuerst ist es noch klassisch mit einem salzigen Hauch, dann wird es floral und feengleich nur um dann auch kraftvoll mit torfigen Noten aufzutreten. Was alle Editionen eint, ist die Basis aus Kartoffeln und Gerste. Ich tue mich schwer, meinen Liebling zu benennen, denn diese Gins sind wirklich einzigartig. Doch dann habe ich meinen Favoriten erkoren. Es ist die Njord Gin Sand & Sea Edition. Mit Seetang, Strandsenf und Queller überzeugt dieser Gin mit seiner Umami-Wucht und gleichzeitigen Eleganz. Nicht umsonst wurde er Sieger im Blindtasting der International Spirit Competition 2016 in Berlin. Das erfahre ich erst hinterher, nachdem ich ihn als meinen Favoriten benannt habe. Und so sind aus geplanten 30 Minuten mal fast 2 Stunden geworden und es war ein ganz besonderes Erlebnis.
Njord Gin
Kalkværksvej 2
8000 Aarhus C
www.njordgin.com
Also – hinfahren!
Ich wäre auch gerne noch länger geblieben, denn die Stadt macht es einem wirklich leicht, sich auf sie einzugrooven. Es hat einfach alles gepasst. Doch erst einmal geht es für mich weiter in Richtung Djursland.
Offenlegung: zu der Reise wurde ich eingeladen von Visit Denmark und Visit Aarhus. Vielen Dank für die wunderbaren Tage, die ich dort verbringen durfte.
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