mit vielen Tipps und Adressen.
Athen – ich wollte schon immer mal nach Athen. Aber auf keinen Fall im Sommer, dann, wenn die Hitze über der Stadt liegt, wenn alle nur noch daran denken, möglichst weit weg auf eine der vielen Inseln zu kommen. Anfang Oktober lagen die Temperaturen immerhin noch bei 24°- 26°C, was ausgesprochen angenehm ist, und selbst die Nächte kühlen nicht so ab, weswegen man auch noch laue Sommerabende in den vielen Straßencafés verbringen kann, ohne dass man eine Jacke braucht. Ich hatte ein Apartment im Stadtteil Kolonaki um die Ecke des neuen Goethe Instituts gebucht, nachdem ich zuvor in einigen Blogs gelesen hatte, dass es da ganz hübsch sein soll. Drei Tage vor der Reise traf ich eine befreundete Griechin, der ich von der geplanten Reise erzählte. „Erwarte bloß nicht zuviel“, meinte sie. Athen sei keine besonders schöne Stadt. Und in gewisser Weise hatte sie Recht. Ich würde nicht sagen, dass Athen schön ist – Athen ist einzigartig und wunderschön! Athen hat alles, die löchrigen Straßen wie die tollen Plätze und Cafés. Die Stadt hat unglaubliches Flair, Lebendigkeit und sehr viele, sehr freundliche Menschen. Athen hat Märkte auf denen man noch richtig was erleben kann, es gibt großartige Weinbars und Restaurants, man kann mit der Straßenbahn direkt ans Meer fahren und ich habe noch nie so viele wunderschöne Buchläden in einer Stadt gesehen, wie in Athen. Wer gerne mal einen Tagesausflug auf eine der nahegelegenen Inseln machen möchte, der fährt zum Hafen nach Piräus. Und neben den berühmten alten Steinen gibt es noch viel mehr zu sehen. Man kann es beinahe fühlen, dieses Einzigartige, wenn zum Sonnenuntergang die Häuser in ein glühendes Orange getaucht werden und man an einem Glas wirklich guten griechischen Weißwein nippt.
lass uns Athen kulinarisch entdecken!
Die mit Abstand beste Methode, eine Stadt kennenzulernen, ist über das Essen und da ist eine Foodtour geradezu perfekt. Meine Reisebegleitung hatte bereits vor der Reise den Anbieter „Culinary Backstreets“ empfohlen, die zwar im Gegensatz zu manchen anderen Anbietern etwas teurer sind, doch hier dauert die Foodtour auch fast den ganzen Tag, es wird einem richtig was geboten, die Gruppen sind klein (max. 7 Personen) und die Auswahl der kulinarischen Erlebnisse geradezu spektakulär. Wir buchen die Tour gleich für den ersten Morgen. Treffpunkt ist der Monastiraki Platz. Ich laufe durch die kleinen Straßen, es duftet überall nach frisch gebackenem Brot und zack!, sieht man plötzlich die Akropolis in der Morgensonne. Majestätisch thront sie über der Stadt, die gerade erst richtig lebendig wird. Nachdem unser Guide Constantin gefunden ist, geht es los mit der ersten Entdeckung. Täglich frische luftige Sesamkringel, die man überall an den gelben kleinen Ständen kaufen kann. So schmecken die also frisch, denke ich. Ein Aha-Erlebnis. Nächste Station – ein kleiner Laden mit Bio-Eiscreme. Eiscreme? Es ist noch nicht einmal 10 Uhr? Ich winke ab, lasse mich aber zumindest überreden, einen Löffel zu probieren. Es ist Mastika-Büffelmilch-Eis und es schmeckt hervorragend. Ich nehme mein Abwinken sofort zurück. Mastika oder Mastix (das Harz des Mastixstrauches) und ich, wir beiden werden uns in den nächsten Tag auf jeden Fall noch näher kennenlernen. Das erste Highlight des Tages. Und wir haben es noch nicht einmal auf den Markt geschafft. Vorher gibt es noch einen echten griechischen Kaffee, der in kleinen Kännchen auf heißem Sand gekocht wird.
Der Markt, das ist erst einmal die Straße der Metzger. Die haben hier kleine Stände mit großen Vitrinen, direkt davor steht ein Hackblock an dem es immerzu etwas zu hacken und zu zerkleinern gibt. Jeder ist hier auf etwas Anderes spezialisiert. Der Eine hat vorrangig Innereien, der Nächste Schweine, der Übernächste ein halbes Rind. Es herrscht eine freundliche, ruhige Atmosphäre, jeder der ein bisschen Zeit hat, unterhält sich mit Kollegen und nimmt es gelassen, wenn man beim Zubereiten nur zuschaut und auf den Auslöser drückt.
Direkt an den Fleischmarkt angeschlossen, ist die große Halle für Fische und Meeresfrüchte. Direkt gegenüber dem Fischhändler, von dem angeblich auch der Präsident seinen Fisch bezieht, gibt es eine kleine Bar. Hier gibt es eingelegte Anchovis und gegrillten Käse zu probieren. Esst nicht zuviel, warnt unser Guide. Leichter gesagt als getan. Und wir waren noch nicht auf dem Gemüsemarkt. Wie zu erwarten, gibt es hier eine schier uferlose Auswahl an Oliven. Und damit meine ich jetzt nicht lustig gefüllte mit Mandeln und Paprika sondern unterschiedliche Sorten, mal getrocknet, mal ohne Salzlake, mild und fleischig-würzig. Ich schleppe also meine erste Tüte mit Oliven. Wir besuchen eine Taverne nahe dem Markt, wo es traditionelle kleine Gerichte gibt. Ich freue mich über wunderbare gefüllte Weinblätter, Fisch, Würste mit gewürztem Ei und herrliche Bohnen mit Thymian, Tomaten und Feta. Das mit den Bohnen sei ganz einfach, meint Constantin – man muss das erste Kochwasser nach etwa 15 Minuten abgießen, die Bohnen mit frischem Wasser aufsetzen und dann fertigkochen. Dann bläht garantiert nichts. Er hat recht. Das ist der beste Tipp seit langem. Ich bin verrückt nach Bohnen. Weiter geht es zum wohl besten Souvlaki der Stadt. Der kleine Imbiss wirkt unspektakulär, doch die Schlange davor spricht Bände. Und ja, es ist das beste Souvlaki, das ich jemals gegessen habe. Das leicht knusprig-luftige Brot in welches das Fleisch eingewickelt ist, dann ein zartes, würziges Fleisch, aromatische Tomaten und Zwiebeln. Das ist ein Streetfood-Kunstwerk! Dessert gibt es danach gleich an zwei verschiedenen Orten. Einmal Loukoumades, frittierte Teigbällchen (umwerfend) und ein „Milch-Café“, wo es alles Mögliche aus Milch, Joghurt und Sahne gibt. Ich bin überwältigt von Honig, Nüssen, Zimt und sahnigem Rahm. Das war es jetzt, oder? Nein, wir sind immer noch nicht fertig. Constantin zeigt uns noch ein in einer Passage verstecktes Restaurant, wo es Fisch und Wein gibt. Zarter Pulpo und gegrillte Sardinen stehen hier auf dem Tisch. Und jetzt sind wirklich alle mehr als satt. Es gab viel zu entdecken und noch mehr Tipps mit auf den Weg für die kommenden Tage.
Ich brauche jetzt erst einmal ein Nickerchen und bin froh, dass es bis zur Wohnung nicht weit ist. Denn für den Abend wartet schon eine schöne Weinbar. Man spürt, wie glücklich die Menschen hier sind, das Leben draußen wieder zu genießen und weil das noch nicht grandios genug ist, gibt es abends noch mehr als eine Runde Mastika-Schnaps während im Hintergrund eine Band mit Blasinstrumenten die Stimmung zum Schäumen bringt und alle mitreißt. Es wird auf der Straße getanzt. Yeah, Leben! – Da bist du endlich wieder.
Der historische Zentralmarkt und einer der schönsten Laikis – der Kallidromiou Bauernmarkt
Der Varvakios Markt ist das kulinarische Herz der Stadt. Rund um den zentralen Markt gibt es viele Küchenläden und Gewürzläden. Allein, diesen Markt zu erleben, kann Stunden dauern und man hat immer noch das Gefühl, nicht alles gesehen zu haben. Hier kauft man ein, wenn man entweder Fleisch oder Fisch braucht oder etwas Besonderes. Für alles andere gibt es die „Laiki“, die kleinen Bauernmärkte in den jeweiligen Stadtvierteln. Hier gibt es alles was gerade Saison hat, manchmal spielen Musiker und es gibt nichts Schöneres, als sich auf dem Markt in ein Café zu setzen, um die Menschen zu beobachten. Der Kallidromiou Markt ist einer der größten Bauernmärkte, nicht weit entfernt von Kolonaki, doch gefühlt in einer komplett anderen Welt. Wo es in Kolonaki edle Boutiquen und Cafés gibt, ist der angrenzende Stadtteil Exarchia das genaue Gegenteil. Hier ist nichts wirklich schick. Das ist, als läge Kreuzberg 36 direkt neben Charlottenburg. Hier pflegt man noch den Protest und weil die Gefahr nirgends größer ist als hier, dass mal wieder ein Pflasterstein fliegt, stehen hier auch auffallend viele Polizeibusse rum. Doch alle Polizisten, die ich sehe, unterhalten sich meist freundlich mit Anwohnern. Klar, wäre das nicht auch anders, wären sie nicht hier in verstärkter Präsenz. Die Häuser sind mit Graffiti verziert und der Schnapsladen ist vergittert. Trotzdem ist genau hier eben dieser herrliche Bauernmarkt, wo man sogar frische Kapern und Kapernblätter zum Einlegen kaufen kann. Hier entdecke ich auch einen hübschen kleinen Bioladen, wo ich bunte Kritharaki, kleine Nudeln in Reisform, entdecke, die mit Karotten und Rote Bete gefärbt sind. Und ich kaufe Quittensirup. Eigentlich will ich auch noch Tomaten, Granatäpfel und Fisch kaufen, aber ich habe mir vorgenommen, hier nicht selbst zu kochen, sondern Essen zu gehen.
Und ums Essen gehen in Athen geht es dann auch in meinem nächsten Bericht. Und dann nehme ich euch noch mit auf die Pistazien-Insel Ägina…
Adressen
Ελληνικά Καλούδια (Bioladen)
Kallidromiou 51, Athina 106 81, Griechenland
Kallidromiou Bauernmarkt
Kallidromiou, Athina 114 73
immer Samstags von 7.00 – 15:00 Uhr
Loukoumades Ktistakis (wo es die wunderbaren Bällchen gibt)
Sokratous 59, Athina 104 31
Stani (der „Milchladen“)
Marikas Kotopouli 10, Athina 104 32
Markthalle Varvakios (unbedingt hingehen)
Athinas 42, Athina 105 51
Tomas Kebab (das geilste Souvlaki, versprochen!)
Mitrou Sarkoudinou 49, Athina 117 44
Cheese Kostarelos (Käseladen, wo man erleben kann, was Feta wirklich kann)
Patriarchou Ioakim 30-32, Athina 106 75
Und noch ein Tipp: Wenn ich unterwegs bin, dann speichere ich mir alles, was ich so entdecke, in Google Maps. Das macht es für mich herrlich einfach, alles wiederzufinden.
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