Ich sitze in einer Hütte mitten im Dschungel auf Sri Lanka. Es gibt keinen Strom, kein Netz und Wasser nur aus der Quelle. Ich esse frische Ananas und Küchlein aus Reis. Es ist noch früh am Morgen und wir reden bei einer Tasse Tee. Wir, das ist eine kleine Gruppe aus aller Welt. Ein Lehrer aus Amerika, eine Antiquitätenhändlerin aus England, ein Physiotherapeut aus Israel und ein Event Manager aus Frankreich. Uns alle verbindet, dass wir freiwillig den Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation den Rücken gekehrt haben und jetzt in offenen Bambushütten schlafen, Yoga machen und zwei Wochen auf Fleisch und Alkohol verzichten. Das klingt streng und spaßbefreit und irgendwie hungern wir alle auch am Abend nach einem Bier, doch in diesem Moment vereint uns einfach die Lust am Reisen. Und genau darüber reden wir. Wird der Tag kommen, wo wir glauben alles gesehen zu haben? Marc, der Event Manager, schaut mich an und lächelt. Es ist doch so, je mehr wir reisen, desto größer wird die Welt, sagt er und nimmt einen Schluck von seinem Tee.
Auch noch vier Jahre nach dieser Reise, taucht dieser Satz immer wieder in meinem Kopf auf. Wie wahr er doch ist. Je mehr ich gesehen habe, je mehr die Welt und die Kulturen sich vor mir öffneten, desto mehr will ich noch sehen. Länder tauchen auf dem Radar auf, an die ich zuvor nie gedacht habe.
Alaska, Nova Scotia – es ist ein tiefes Verlangen dorthin zu reisen. Feuerland? Myanmar? Ja sogar Ascherbaidschan. So vieles habe ich noch nicht gesehen und wartet noch auf mich.
Mit dem Kochen ist es genauso. Vor nicht allzu langer Zeit und vor dem Hintergrund, dass ich meinen Blog nun fast vier Jahre lang mit Leben, Leidenschaft und feinen Sachen fülle, fragte mich ein Freund, ob mir nicht irgendwann die Ideen ausgehen. Warum, frage ich. Es ist doch genauso wie mit dem Reisen. Je mehr du kochst, desto größer wird deine Lust auf Entdeckungen. Es ist der Genuss, der stets nach Neuem strebt. Neue Küchen gibt es zu entdecken, neue Früchte und Gemüse warten darauf bezwungen zu werden.
Aber wird diese Welt nicht immer globaler?
Ja und nein. Ich fahre ja nicht nach Bangkok, weil es dort einen Burger Laden gibt. Das Wort „autochthon“ hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Pflanzen, die es eben nur an bestimmten Orten gibt. Reben, die nur eine Heimat kennen. In Peru habe ich Wurzeln entdeckt, die es sonst nirgends gibt. In Brasilien mit Ameisen gewürzte Speisen gegessen. Habe in Vietnam Tagesreisen auf mich genommen, nur um eine besondere Gewürzmischung zu entdecken oder die Königin der Fischsauce mit nach Hause zu bringen.
Da ist kein Ende in Sicht. Ganz im Gegenteil. Je mehr ich das erleben darf, desto mehr hungert es mich nach neuen Entdeckungen. Und dazu muss ich nicht einmal weit reisen. Oftmals genügt ein Besuch auf dem Bauernmarkt. Salzkraut, Steckrübe – ihr seid noch nicht wirklich lange gern gesehene Gäste in meiner Küche. Etwas Neues zu entdecken öffnet immer eine Tür zu noch mehr Entdeckungen.
Und so ist es mehr als eine vage Vorstellung, dass je mehr ich koche, probiere und darüber lese, ich erkennen muss, dass ich nur den allerkleinsten Teil dessen, was es zu entdeckten gibt, bisher entdeckt habe. Der Topf wird nicht kleiner – er wird immer größer.
Genauso wie die Welt.
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„Je mehr wir reisen, desto größer wird die Welt „…ohja, wie wahr! Dieses Zitat werde ich mir merken.
Ich schmökere immer wieder gerne in Deinem schönen Blog, ans Nachkochen muss ich mich demnächst mal machen. Danke für die Anregungen.
viele Grüsse von Uschi
Liebe Uschi, herzlichen Dank für die netten Worte.
Claudia
PS: aufregender Blog den Du da hast…. hat mich gleich ganz neugierig gemacht. Toll.
Berührend und sehr wahr, liebe Claudia. Besonders an Deinen Reise-Posts freue ich mich tatsächlich immer sehr – Du nimmst einen auf eine Weise mit, dass man mitreist, mitschmeckt, inspiriert ist. Der eigene Kochtopf wird also sogar durch die Reisen anderer größer – wenn die Zutaten nicht zu bekommen sind, zumindest im Kopf.
Wie lieb von Dir, Claudia. Ich bin Dir ja auch immer noch dankbar für den Tipp mit den Grünkohlblüten. Das war auch so eine Entdeckung, die den „Topf“ größer gemacht hat.