Insider Tipps aus Maui, die nicht jeder kennt.
Ich hatte einen Plan. Mit dem Auto nicht die klassische „Road to Hana“ zu fahren, sondern von der anderen Seite her kommend, mutig über holprige Schotterstraßen, immer der Küste entlang, vorbei an Rinderherden, wo die Rinder natürlich nicht eingezäunt sind, und dabei noch eine Ziegenkäsefarm und die einzigen Weinbauern Mauis zu besuchen. Ein ehrgeiziger Plan.
Ziegen und Surfboards
Als ich das mit den Ziegen hörte, wusste ich, dass ich da unbedingt hin muss. Surfing Goats Dairy hat nichts mit lustigen Zirkusstückchen zu tun, wo vielleicht Ziegen auf einem Surfbrett stehen. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine echte Aussteiger-Erfolgsstory. Die Betreiber dieser Ziegenfarm sind Deutsche, die auf Maui ihrem Ruhestand genießen wollten. Thomas und Eva Kafsack hatten die Idee, dass man hier bestimmt wunderbaren Ziegenkäse machen könnte. Erfahrung im Käsemachen hatten beide nicht. Im Schnelldurchlauf haben sie den besten Käsemachern in der Schweiz, Frankreich und Deutschland über die Schulter geschaut, Land gekauft und angefangen, Käse zu machen. Und dies nun schon mehr als zwölf Jahre. Der Hof ist gewachsen, Preise für den Käse wurden gewonnen und ein erfolgreiches kleines Unternehmen aufgebaut. Doch was hat das alles mit den Surfboards zu tun? Eva ist Umweltschützerin aus Leidenschaft. Es gefiel ihr nicht, dass all diese alten Surfbretter, die eigentlich echter Sondermüll sind, irgendwo verrotten sollten, meist da, wo sie es nicht sollten. Also hat sie allen angeboten, ihre alten abgelegten Surfbretter zu ihr auf die Farm zu bringen, wo sie jeden mit einem Käse dafür belohnt hat. Und deshalb stehen heute überall Surfbretter rum. Und so blieb es nicht aus, dass das „Surfing“ irgendwann seinen Einzug in den Firmennamen gefunden hat.
Ein Besuch auf der Farm lohnt sich. Man darf Ziegen mit frischem Heu füttern, kleine Zicklein streicheln und natürlich Käse probieren und kaufen. Die Kreationen sind aufregend. Ich habe mich in die Variation mit Lavendel und die scharfe „Olé“ verliebt. Hier kann man auch schön sitzen und weit über das Land schauen.
Maui Wine und der Ananas-Schaumwein
Man ist ja auf so einiges gefasst, wenn man Regionen bereist, die nicht im Zusammenhang mit klassischem Weinbau stehen. Der Wein in Indien beispielsweise, den ich vor einigen Jahren probiert hatte, war so grottenschlecht, angelehnt an süßen Madeira mit seltsamem Nachgeschmack, dass ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, dass ich auf Maui ein Aha-Erlebnis haben könnte. Es ist vormittags, bereits seit einer Weile fahre ich an der Küste entlang, es ist kaum Verkehr auf den Straßen, als ich bei Maui Wine ankomme. Der Auftritt ist schon mal vielversprechend, ein blumiger Park, ein bisschen Kunst. Was man sich halt so von einem Weingut erwartet. Der Probierraum ist bereits gut besucht, am Tresen stehen die Besucher dicht gedrängt, um sich durch das Angebot zu kosten. Ein Flight von 4 Weinen kostet 12 Dollar. Neben klassischem Wein aus Trauben wird hier auch aus Ananas ein Wein und ein Schaumwein gemacht. Letzterer ist der Hammer! Ganz klassisch nach der Champagner Methode. Als ich die Hula Tänzerin auf dem Etikett sehe, bin ich neugierig. Den will ich unbedingt probieren. Jetzt gibt es ja genug Weine aus Trauben, die mit einer leichten Note von Ananas bestechen, und das hier nicht weit davon entfernt. Ich erwarte Süße, eher was Plattes, doch mit diesem Schaumwein wurde wirklich alles richtig gemacht.
Auch der Rosé „Lokelani“ (vielfach prämiert) überzeugt mit einem elegant frischen Bouquet, in dem sich frische Erdbeeren und Orangenblüten vereinen. Niedrige Dosage, aber volle Frucht.
Beim Ananas Wein gibt es zwei Vertreter. Einen Halbtrockenen und einen Süßen. Den halbtrockenen kann ich mir ganz wunderbar zu asiatischem Essen vorstellen. Weinig, fruchtig, aber nicht aufdringlich.
Die Roten aus den ULUPALAKUA Vineyards sind echte Granaten. Syrah, Malbec und Grenache. Keine Cuvées. Und anders als beispielsweise die Weine dieser Sorte aus Südafrika, ist es bei ihnen so, dass sie trotz ihrer Opulenz so etwas wie eine frische Meeresbrise mitbringen. Ausladend aber immer noch mit einem winzigen Ton salziger Meeresluft. Ich bin sehr beeindruckt von diesem Weinen. Die Schätzchen haben jedoch ihren Preis. Kaum einer, der unter 45 Dollar verkauft wird. Es ist eben sehr exklusiv, auf Maui Rotwein zu machen.
Weiter in den Süden
Ich fahre weiter im wohl einsamsten Teil Mauis immer entlang der Küste. Immer wieder passiere ich Rinderherden, manchmal muss ich stehen bleiben, um den Viechern den Vortritt zu lassen, die wenigen Häuser auf dem Weg wirken verlassen. Irgendwann fahre ich nur noch über Schotter. Wer hierher kommt, sollte darauf achten, dass der Tank nicht leer wird, denn so etwas wie eine Tankstelle gibt es hier nicht. Auch das mit der Netzabdeckung kann man ziemlich vergessen. Dafür hat man fast durchweg ein wirklich umwerfendes Panorama. Auf der einen Seite die Berge, auf der anderen das Meer. Keine zwanzig Kilometer vor Hana, meinem Ziel, ist plötzlich alles vorbei. „Road Closed“. Verdammt. So kurz vor dem Ziel hätte das doch nicht sein müssen. Nirgendwo vorher ein Schild, nur plötzlich diese Absperrung. Doch hätte ich die eigentliche „Road to Hana“ genommen, wäre ich nicht bei den Ziegen und dem Wein vorbeigekommen. Es hilft alles nichts, ich muss umdrehen. Und weil man hier wegen der vielen Kurven auch nicht wirklich schnell fahren kann, war es das dann auch mit meinem Trip nach Hana. Der Tank reicht nicht für den weiten Umweg auf der anderen Straße auf der anderen Seite der Insel.
Mehr Ananas
Jetzt, wo ich weiß, was man Tolles hier aus der Ananas machen kann, will ich auch noch mehr davon entdecken. Ganz besonders die Farmen, wo man sich dem biologischen Anbau von Ananas, Papaya und Guaven verschrieben hat. Auf der Maui Tropical Plantation und den Kumu Farms zum Beispiel. Hier werden Touren angeboten, doch wer nun glaubt, dass man hier zu Fuß an den Feldern entlang stapfen kann, hat die Rechnung ohne die komfortliebenden Besucher gemacht. Man fährt mit einer kleinen Elektrobahn entlang der Felder. Immer mal wieder hält diese Bahn an und es wird einem erklärt, was hier gerade wächst.
Ich bin ehrlich hingerissen, von der Schönheit der Ananas als Pflanze. Leuchtendes Rot im jugendlichen Stadium, wird sie mehr und grün, je älter sie wird.
Und ich habe hier eine echte Maui Möhre im kleinen Shop der Kumu Farm probiert. Eine wirklich tolle, aromatische Möhre. Doch für eine Möhre muss man nicht nach Maui.
Für den Ananas-Schaumwein allerdings schon.
Adressen:
Surfing Goats Dairy
3651 Omaopio Road
Kula, Hawaii 96790
Tel: 808.878.2870
www.surfinggoatdairy.com
Maui Wine
14815 Piilani Hwy
Kula, HI 96790
www.mauiwine.com
Maui Tropical Planatation und Kumu Farms
1670 Honoapi’ilani Hwy
Wailuku, HI 96793
www.mauitropicalplantation.com
Hinweis: Die Reise nach Hawaii wurde unterstützt von Hawai’i Tourism Europe. Ein herzliches Mahalo dafür. Wie immer bleibt meine Meinung davon unbeeinflusst. Den Ananaswein, den ich nach Hause geschleppt habe, habe ich selbst gekauft.
Ein Ananas-Prosit auf diesen tollen Bericht. Und der surfende Ziegenkäse…
Schönes Wochenende.
Vielen Dank liebe Thea, ich proste zurück.
Auch dir ein schönes Wochenende,
Claudia