7. Mai 2023

Kretas zauberhafter Südosten – kretische Küche und Tipps für Märkte und Tavernen am Meer

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Dem Regen entfliehen. In die Sonne, dorthin wo man weit übers Meer schauen kann. Wo nicht alle hinfahren und es keine Touristenburgen gibt. Der Südosten von Kreta ist dafür perfekt geeignet. Überall Olivenbäume, kleine Tavernen am Strand, wo am Nebentisch der Pfarrer zu später Stunde höflich fragt, ob es stören würde, wenn er sich eine Zigarette anstecken würde. Wo das Dessert immer aufs Haus geht und der Raki zum Abschluss auf dem Tisch steht und den ich immer ablehnen muss, denn ich bin die Fahrerin und die Kurven entlang der Küste sind tückisch. Eine Woche lang habe ich mit zwei Freundinnen ein Haus in den Hügeln gemietet, von wo aus man einen grandiosen Blick über das Meer hat. Wo Zitronenbäume schwer beladen mit Früchten sind, es nach Pinien duftet und die Mispelbäume voller Früchte sind.

Ich entdecke die kretische Küche, jenseits von Gyros und griechischem Salat, bin hingerissen von der Vielfalt des Käses und erlebe eine Insel, die zu dieser Jahreszeit noch ganz ursprünglich ist.

in Achlia geht es gemütlich zu

Strandbars in Ierapertra

Zuerst ist die Strandpromenade nichts Besonderes, es reihen sich Souvenirshops aneinander, es gibt den üblichen Tand und Plagiate zu kaufen, dazwischen verschiedene Bars, doch am Ende der Promenade stehen die Tische der etwas rustikaleren Bars im Sand unter Bäumen. Alles ist hier easy und so direkt am Meer im Schatten zu sitzen und vor einem das blaue Glitzern zu sehen, hat eine ungemein beruhigende Wirkung. Wir bestellen ein kaltes „Fix“ Bier – ein süffiges Bier aus einer Athener Brauerei, die ein Bayer 1864 in Athen gegründet hatte, heute jedoch nach einer turbulenten Vergangenheit mit Konkurs und Neugründungen, mehrheitlich im Besitz von Carlsberg ist. Kein Craftbier, aber so eiskalt serviert am Meer passt es gut. Es ist Sonntag und hier sitzen fast nur Einheimische, die den Tag am Meer genießen. Vor mir steht eine Schale mit kleinen Oliven, der für die Gegend typischen Sorte, und so plätschern die Stunden dahin, die aus nichts anderem bestehen als Bummeln, aufs Meer schauen und ab und zu das Gesicht in die Sonne halten. Eben genau so lange, bis sich das Hungerzentrum meldet.

gehobene kretische Küche im Vira Potzi

Als ich im März die ITB in Berlin besuchte, musste ich natürlich unbedingt am Stand von Kreta vorbeischauen, um möglichst die neuesten Informationen der Tourismusbehörde zu bekommen. Maria, die Leiterin des Tourismusbüros aus der Region Lassithi, hatte gleich ganz viele Empfehlungen für mich parat. Eine davon war das „Vera Potzi“ im Ierapetra. Und was hier auf die Teller kommt, räumt endgültig auf mit den Vorstellungen von den immer gleichen griechischen Gerichten. Hier dominieren saisonale Zutaten die Karte, alles kommt aus der Region und ist mit viel Hingabe kreiert. Ich bestelle ein Millefeuille von der Aubergine, dünne hauchfein frittierte Scheiben mit würzigem Joghurt und aromatischen Tomatenwürfen mit Minze und Granatapfelsirup. Danach einen Wolfsbarsch mit Zitronensauce, die so federleicht ist und die fein-bitteren Noten des Löwenzahns umschmeichelt. Der Fisch ist ebenfalls großartig. Zum Abschluss gibt es einen feinen kleinen Pudding. Die Preise? Sehr wohlwollend. Pro Person keine 30 €.

Vira Potzi  – Βίρα Πότζι
Str. Samouil 82, Ierapetra 722 00, Griechenland
facebook.com/virapotzi/

 

auf dem Markt in Sitia

Die beste Gelegenheit zum entdecken, was der Saisonkalender gerade zu bieten hat, ist ein Markt. Dienstags ist in Sitia Markt, etwa 23 km von Achlia, wo ich wohne, entfernt. Allein der Weg durch die Hügel und Olivenhaine dorthin ist schon ein Erlebnis. Teils ist die Landschaft rau und schroff, um dann sofort wieder von herrlichen Blumenwiesen durchbrochen zu werden. Enge Kurven gibt es hier einige, doch die machen ja bekanntlich dem Fahrer am wenigsten was aus. Die Mitfahrer sind da schon eher gefordert. Der Markt liegt gleich am Ortsanfang, praktischerweise direkt neben einem großen Parkplatz. Es duftet nach Erdbeeren und Oliven. Berge von Clementinen sind aufgetürmt, die zwar voller Kerne sind, aber ausgepresst einen magisch guten Saft ergeben. Ich kaufe Tomaten, Oregano und Käse. Überhaupt ist der Käsestand der Mittelpunkt des Marktes. Ältere Damen lassen sich von dem charmanten Käseverkäufer bezirzen, sie kaufen, als gäbe es sonst nie guten Käse und jeder darf hier probieren. Mein Käse soll am kommenden Tag zusammen mit den Tomaten, dem Olivenöl und dem Oregano in den Ofen. Dazu einfach nur etwas knuspriges Weißbrot.

Während ich zwischen den Kräutern umherschlendere, entdecke ich eine eigenartige Pflanze. Wie sich später herausstellt ist es eine Distelart, deren Stängel abgezogen wurden und welche als Heilpflanze gilt. Sie sei toll bei Magenbeschwerden. Praktischerweise kann man sie hier auch gleich eingemacht kaufen.

Nach dem Markt fahren wir an den Hafen, wo man schön unter großen Sonnenschirmen sitzen kann. Vor mir schaukeln kleine Boote im Wasser und ich trinke einen eiskalten Espresso. Auch hier sind die Geschäfte und Straßen noch eher wenig besucht. Ich entdecke einen tollen Sonnenhut – ich suche schon ewig lang nach einem Sonnenhut – doch mein Kopf ist zu groß für ihn. Ich hätte ihn gerne gekauft.

Zucchini und Zucchiniblüten gibt es reichlich

und Kräuter

ausgepresst sind die sensationell. Auch gut für Cocktails geeignet

Artischocken sehen hier anders aus

Zwiebeln gibt es auch an fast jedem Stand

natürlich Auberginen – ein Klassiker!

der Kräuterhändler

Die Spanische Golddistel (Scolymus hispanicus) – küchenfertig.

der beliebteste Stand auf dem ganzen Markt

Farbenpracht in Paprika

Markt in Sitia (immer Dienstags 7:00 – 13:30)

Dimokratias, Sitia 723 00, Griechenland

Agios Nikolaios

Nach zwei Tagen zurückgezogen auf dem Hügel und entspanntem Rumliegen am Pool, lockt die kleine Küstenstadt Agios Nikolaios. Von Touristenführern sehr empfohlen und richtig, hier scheinen sich fast alle Touristen dieses Teils der Insel zu versammeln. Schnell wird klar, dass hier nichts wirklich ursprünglich ist, schon gar nicht die Fußgängerzone mit all den bunten Keramikschüsseln und Olivenölseifen, doch es gibt ein empfehlenswertes Restaurant in einer Seitenstraße. Liebevoll und bunt und die gegrillten Sardinen sind großartig. Auch das Brot hier schmeckt endlich einmal richtig nach Brot. Ist ja für mich nicht so ganz unwichtig so als brotverliebte und brotverwöhnte Deutsche.

Im Pelagos sitzt man lauschig unter Bäumen und Blütenranken, der Service ist herzlich und ich esse wieder ausgezeichneten Fisch.

Pelagos
Στρατηγού Κορακα11, Ag. Nikolaos 721 00, Griechenland
facebook.com/people/Pelagos

 

Am Meer

Breite Strände mit vielen Liegen sind eher weniger mein Ding und in dieser Ecke sucht man sie auch  vergeblich. Dafür gibt es hier zauberhafte, einsame kleine Strände von wo aus man zwar keinen Sonnenuntergang beobachten kann, denn die Sonne geht bekanntlich im Westen unter, wo jedoch die Felsen an der Küste in ein magisches Licht getaucht werden. Und dann weht im Idealfall ein mildes Lüftchen, das einem die Mücken vom Leib hält.

wunderbare Tavernen

direkt am Meer zu sitzen, wo es nach Holzkohlegrill duftet, eingetaucht in Farben wie Türkis und Weiß, ist so ziemlich das Beste, was einem hier passieren kann. Nur einmal lagen wir komplett daneben, das Restaurant lag weder am Meer und das Kaninchen, das ich bestellt hatte, war knochig und trocken, der Wein miserabel. Wir hatten bei der Auswahl des Restaurants mehr oder weniger dem erstbesten den Vorzug gegeben. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Aber diese drei Restaurants kann ich uneingeschränkt empfehlen. Hier bekommt man nicht nur guten Fisch, und gegrillten Oktopus sondern auch hausgemachte kleine gefüllte Weinblätter, angemachten Käse und Souvlaki vom Grill. Einfach aber gut. Das Ambiente ist stimmungsvoll und die Preise liegen meist bei 20 € pro Person inklusive Vorspeise und Getränk.

Votsalakia (familienbetriebene Taverne am Strand)

Koutsouras 720 55, Griechenland

Kaliotzina – Καλιοτζίνα (malerisches Ambiente und gute Küche)

Κουτσουρᾶς, Stavrochori 720 55, Griechenland

Restaurant Elias (direkt am Limanaki Beach – großartiger Oktopus)

Makry Gialos 720 55, Griechenland

 

Noch ein paar Tipps

Hier im Süden braucht man definitiv einen Leihwagen (direkt am Flughafen gibt es günstige Vermieter wie z.B. Abby Cars). Die Anfahrt vom Flughafen Heraklion dauert etwa 1,5 Stunden. Samstags ist Markttag im Ierapetra, jedoch ist es hier mit dem Parken weitaus kniffliger als in Sitia. Ein echtes Highlight, nämlich den Besuch in einer Olivenölmanufaktur und einer Weinprobe von ausgesuchten Boutique-Weinen Kretas gibt es im nächsten Beitrag.

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