12. Februar 2023

Valencia – auf der Suche nach der letzten Kaki

2 Kommentare

über eine etwas andere Pressereise

„wenn wir da reingehen, dürfen keine Fotos gemacht werden“, lautet die Ansage. Ich stehe zusammen mit einer Gruppe Journalisten aus Ungarn, Deutschland und Griechenland im Industriegebiet außerhalb Valencias. Es geht um ein Unternehmen, welches Kakifrüchte anbaut und für den Export verpackt. Höchste Sicherheitsstufe also. Wir betreten die riesige Halle, in der die Früchte sortiert und verpackt werden. Doch die Halle ist leer. Kein Mensch, keine Früchte und ein ruhendes Förderband. Ohne auch nur in Zweifel zu ziehen, dass so ein Förderband mit Sicherheit allergrößtes Interesse bei allen Früchte verarbeitenden Betrieben dieser Welt auf sich zieht, schauen wir uns fragend um. Was sollen wir denn nicht fotografieren? Das Nichtvorhandensein besagter Früchte? Wir schauen uns ratlos um. Leere Kartons? Tja, das wäre ja mal ein Knaller. Kaum einem Reporter wird es je gelungen sein, leere Kartons auf eine Speicherkarte zu bannen. Scherz beiseite. Das Einzige, was wir an diesem Tag lernen ist, dass die Saison früher als erwartet vorbei ist. Auch hier in Valencia spürt man die Folgen der globalen Erwärmung. Wir mögen doch für unsere Berichterstattung die Bilder in der Pressemappe verwenden, heißt es. Diese zeigen dann genau dieses Förderband in Aktion. Mit Menschen davor, die ganz viele Kakis einsortieren und hübsch verpacken. Immerhin hält uns der Leiter dieses Betriebs in dieser leeren Halle einen halbstündigen Vortrag darüber, wie sorgfältig man hier mit den Früchten umgeht und dass die diesjährige Ernte leider nur 17% der Vorjahresernte betragen hat. Wegen des vielen Regens im April und Mai.

Kakis sind tolle Früchte, keine Frage. Aber die Frage, warum für eine Berichterstattung darüber Journalisten zu einem Zeitpunkt eingeladen werden, wo die Saison schon vorbei ist, bleibt weiterhin offen. Und nein, es ginge nicht darum, einen feurigen Appell zur Erreichung der Klimaziele zu schreiben. Es geht einzig und allein um die Kakis.

Wir steigen wieder in die Kleinbusse, die uns zu den Anbaugebieten bringen sollen. Vielleicht gibt es ja dort noch die Chance auf ein paar schöne Bilder. Leuchtend orange Früchte unter strahlend blauem Himmel im Januar und so. Wenn das kein tolles Motiv ist!

Doch die Hoffnung schwindet zusehends als wir die ersten Felder passieren. Kahle Bäume soweit das Auge reicht. An einem der Felder halten die Busse. Wir steigen aus und stapfen durch die langen Reihen der kahlen Bäume. „Dort, schaut!“ ruft einer der Mitreisenden und eine Gruppe von fast 20 Personen schart sich um einen Baum an dem noch eine einzige mehr oder weniger völlig intakte Kaki hängt. Eine Sensation! Alle zücken ihre Kameras und Mobiltelefone. Auf dem Boden finden sich noch mehr Früchte in unterschiedlichen Verfallsstadien. Komplett verfaulte oder von Tieren oder Vögeln angefressene. Daneben steht eine große Orangenplantage. Grüne Wiesen mit gelben Blumen und dazwischen herrliche orangene Früchte. Ein zauberhaftes Motiv. Nur leider die falsche orangene Frucht.

Das griechische Team dreht trotzdem ein Video fürs Frühstücksfernsehen. Immerhin hängt da ja noch eine Kaki und das muss genügen. Wir hätten im November oder bis Mitte Dezember kommen sollen, dann hätten wir hier noch massenhaft Kakis sehen können, erfahren wir. Nur ist es eben dummerweise Anfang Januar und den Zeitpunkt dieser Pressereise haben ja nicht wir ausgesucht.

Die Fragezeichen in unseren Augen werden größer. Was sollen wir dann die nächsten zwei Tage hier machen? Ein Tag für Valencia und weiter?

Am Nachmittag fällt die Entscheidung. Es geht am folgenden Tag raus nach Albufera, wo Reis angebaut wird. Das gefällt mir. Reis ist ein tolles Thema.

Noch hege ich die Hoffnung, dass es kulinarisch mit der Kaki bestimmt noch etwas zu entdecken gibt. Ein Küchenchef vielleicht, der ein paar kühne Kaki-Rezepte präsentiert. Doch auch daraus wird nichts. Nicht eine einzige Kaki landet in den kommenden zwei Tagen auf unserem Teller. Dabei gibt es tolle Rezepte mit Kaki. Zum Beispiel dieser köstliche Salat, den ich in Tirana bei Bledar Kola gegessen habe. Kaki mit Kürbis und getrockneten Tomaten. Das war ein Knaller.

Auf dem großen Markt finden wir dann doch noch Kakis. Immerhin darf man hier fotografieren, wenn man nett fragt. Jeder bekommt eine gekaufte Kaki in die Hand und mitten im Markt machen wir ein Gruppenfoto. Ich frage nicht, ob ich eine Kopie dieses Bildes bekommen kann.

immerhin – auf dem Markt gibt es noch Kakis

und diese hier sind besonders schön

Wer nun vielleicht denkt, dass ich enttäuscht darüber bin, das eigentliche Ziel dieser Mission verfehlt zu haben, der irrt sich. Valencia im Januar ist wunderschön. Die Temperaturen steigen teils bis auf 20°C, das Wetter ist drei Tage lang einfach herrlich und die Reisfelder von Albufera sind ein Naturparadies. Ich habe tolle Restaurants (auf eigene Faust) entdeckt und während alle daheim in München mit Schnee und eisigen Temperaturen sich rumschlagen mussten, saß ich im Sonnenschein in einem Straßencafé. Die Berichte über Valencia und Albufera kommen noch.

Deshalb kann ich nur sagen – ich finde die Kaki toll. Auch wenn sie sich gut versteckt hat. War halt nicht ihre Zeit.

leider die falschen orangenen Früchte

aber Valencia ist so eine schöne Stadt

Offenlegung: diese Reise wurde unterstützt vom Programm mediterraneancombo.eu, welches hochwertige, in der der EU angebaute Produkte, fördert. Meine Meinung wie immer meine eigene. Und Nein, die EU ist nicht schuld daran, dass es der falsche Zeitpunkt für eine Reise zu den Kakis war. Sie unterstützt dieses Programm an dem es rein grundsätzlich ja nichts auszusetzen gibt, wenn Früchte nicht aus anderen Kontinenten eingeflogen werden.

 

2 Kommentare

  1. Hallo,
    Wir haben einen großen Kaki-Baum im Garten. Bisher haben wir einfach dei Früchte gepflückt und erntefrisch gegessen und verschenkt. Aber in Ihrem super gut geschriebenen Bericht werden tolle Kaki-Rezepte erwähnt. Wo kann ich die finden?
    Vielen Dank im Voraus!
    Viele Grüße,
    Armgard Müller-Kicherer

    Antworten
    • Liebe Armgard Müller-Kicherer,
      vielen Dank für das Lob aber vielleicht gibt es hier ein Missverständnis. Ich hatte auch auf tolle Rezepte gewartet, diese aber nicht bekommen.
      Immerhin ein tolles Rezept gibt es hier in der Leseprobe des Buches über albanische Küche von Bledar Kola (tolles Buch)
      Salat mit Kaki und Kürbis

      herzliche Grüße
      Claudia

      Antworten

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