Seit man sich wieder auf die traditionelle Küche besinnt, ist auch die Béchamel Sauce wieder in aller Munde. Galt dieses aus Mehlschwitze gewonnene Vergnügen doch längere Zeit als ausgesprochen un-chic und konnte sich nur noch unter der Käsehaube der Lasagne verstecken. Damit ist jetzt Schluss, denn die Béchamel ist einfach nur herrlich. Und sie zeichnet das gleiche aus, was auch Fotografen an Topmodels schätzen. Das sie beliebig veränderbar ist. Im einen Fall ist es das Make-Up und das Setting, im anderen die Beigabe von Kräutern und Gewürzen. Auch ein Eigelb und etwas Wein dürfen mit von der Partie sein. Also bei der Béchamel natürlich.
Früher hatte meine Großmutter die Schwarzwurzeln ganz klassisch mit einer Béchamel Sauce serviert. Dazu gab es Kartoffeln. Ein vegetarisches Festessen zu Zeiten, als kaum einem das Wort Vegetarismus geläufig war. Oft gab es sie nicht, denn sie zu putzen war immer eine elende Sache. Wegen dem klebrigen Saft, der beim Schälen austrat. Heute geht das Dank Latexhandschuhen total einfach. Ein bisschen fließend Wasser, zügiges Schälen und sofortiges Versenken in einer Schüssel Wasser mit einem kleinen Schuss Essig. Diese köstlichen Wurzeln sind im Winter überall zu bekommen, man sollte jedoch darauf achten, dass sie schön fest sind. Im Gegensatz zu Spargel sind sie nie holzig. Als Kind war ich so verrückt danach, dass ich sie sogar aus Einmachgläsern gegessen habe. So schlecht war das gar nicht. Wenn ich es mir recht überlege, könnte ich das mal nachmachen. Schließlich kann man auch im Winter fröhlich Weckgläser füllen.
Vor einiger Zeit habe ich gekochte Schwarzwurzeln mit etwas Sahne püriert. Das war ein wunderbarer Kontrast zu einem frischen Rotkohl-Rote Bete Salat (Rezept wird noch veröffentlicht).
Heute wollte ich sie einfach nur mit dem Sparschäler in Streifen hobeln und wie Nudeln zubereiten. Und damit gelingt der Spagat zwischen Großmutters Küche und trendigen Gemüsenudeln mit einer Prise Orient. Der Geschmack der Schwarzwurzel ruft Erinnerungen hervor, die Sauce ist herrlich cremig und hat diesen leicht medizinischen Geschmack von Safran. Der Saft von Mandarinen macht es leicht und fruchtig. Die Pinienkerne und die Datteln setzen schöne Akzente von Süße. Und schnell gemacht ist alles auch. Diesen Winterspargel muss man einfach liebhaben.
Für Zwei
8 kräftige, nicht zu dünne Schwarzwurzeln
1 EL milder Essig
1 gehäufter EL Mehl
1-2 EL Butter
200 ml Milch
½ Dose Safranfäden, leicht zerbröselt
Salz
4 frische Datteln, entkernt und in Scheiben geschnitten
2 EL Pinienkerne, ohne Fett in der Pfanne geröstet
3 Mandarinen, ausgepresst
einige Kresse Blättchen
Die Schwarzwurzeln unter fließendem Wasser mit Handschuhen schälen und sofort in eine Schüssel mit Essigwasser legen. Die einzelnen Stangen mit dem Sparschäler nun in Streifen schneiden und die abgehobelten „Nudeln“ wieder ins Wasser legen.
In einem kleinen Topf die Butter aufschäumen lassen bis zu einer minimalen Bräunung und das Mehl dazugeben. Dabei stetig mit einem kleinen Schneebesen die Klümpchen glatt rühren. Die Milch nach und nach dazugeben und weiterrühren. Dabei sollte die Hitze nicht zu hoch sein. Die Safranfäden unterrühren und den Mandarinensaft ebenfalls dazugeben. Mit Salz abschmecken und bei sehr niedriger Temperatur auf dem Herd ruhen lassen.
Die Nudeln in leicht gesalzenem Wasser so lange kochen, dass sie noch Biss haben, aber weich sind.
Die abgetropften Nudeln auf Teller geben. Die Béchamelsauce nochmals kräftig umrühren und über die Nudeln geben. Mit den Dattelscheiben und Pinienkernen bestreuen. Zum Schluss mit einigen Kresse Blättchen garnieren.
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Mmhh, ich stelle mir das auch gut mit kokosmilch vor…
Genial! Ich liebe Schwarzwurzeln und diese etwas leichteren Saucen, nicht die dicke Mehlschwitzenpampe, sondern mit Pfiff, so wie bei Dir.
Klasse, wie so aus Erinnerungen an Oma, ein wenig Orient und viel Kreativität was Neues entsteht. Großes Lob! :-)
Liebe Barbara, das ist echt lieb von Dir! Ich hatte den Geschmack schon vorher auf der Zunge und da freut es mich natürlich umso mehr, wenn es klappt. Schwarzwurzeln sind wirklich herrlich. Bin grade auf der Suche, wie man die aufregend einmachen kann.
Hach! Da würde ich mich jetzt gern zu Dir an den Tisch setzen, liebe Claudia. In Sachen Béchamel stimme ich Dir vollinhaltlich zu – sie ist eine verkannte Gaumenschmeichelei, und in Deiner Kombination hier sieht sie unwiderstehlich aus.
Liebe Claudia, du bist mir immer willkommen. Und wie schön, dass auch du die Béchamel magst. In der steckt Potential.