Kaum habe ich mit Freunden einen Termin fürs Winter Grillen angesetzt, steigt das Barometer. Noch vor einer Woche sind wir hier in München im Schnee ersoffen, schon kündigen sich für das kommende Wochenende Temperaturen im zweistelligen Bereich an. Das ist absurd. Und ausgesprochen unpassend, wenn man ein Outdoor Grillen im Schnee angesetzt hat. Gerade jetzt, wo ich mich so schön eingeschwingt habe auf gefütterte Stiefel, dicke Pullover und dreimal um den Hals geschlungene Schals. Wo ich sehnsüchtig die Urlaubsberichte der anderen verfolge, weit weg in Gegenden wo man Insektenschutz braucht. Immer dann wenn ich zu Beginn des neuen Jahres noch nicht auf gepackten Koffern sitze, die mit mir in die Ferne reisen wollen, packt mich ein mittelschweres Fernweh, das sich am besten kulinarisch befriedigen lässt.
Frustriert muss ich erneut feststellen, dass es noch immer keine gute Anlaufstelle für die großartige vietnamesische Suppe Pho hier in München gibt. Die einen sparen an Kräutern, die anderen an der Brühe. Es ist jämmerlich. Die völlig unbefriedigte asiatische Saite in mir wollte einfach nicht ins Schwingen kommen. Da hilft nur noch eine große Portion Indien. Das klappt immer. Bevor ich also stundenlang die Brühe für diese besondere Suppe koche, ziehe ich ein schnelles indisches Dinner vor.
Gekochtes und gezupftes Huhn in einer würzigen Sauce. Und wenn schon mal im Bio Laden frische Kurkuma Wurzel zu bekommen ist, dann ist das genau das, was ich jetzt brauche. Den Reis koche ich mit Fenchelsamen und Limonen Blättern im Reiskocher. Damit kann ich mich voll und ganz den anderen Zutaten widmen. Bei der Zugabe von Gewürzen bin ich furchtlos, getreu dem Motto meiner Großmutter „viel hilft viel“. Gut – übertreiben muss man es ja nicht.
Und in dem Moment, wo die ersten Düfte von Zimt, Kardamom und Limone durch die Küche wehen, bin ich wieder mit mir und der Welt im Reinen. Das Fernweh wird gemildert. Die Aromen legen sich kühler Balsam auf die erhitzte Verfassung und erden mein Verlangen nach Wärme und fremden Horizonten. Nach sechs Besuchen in Indien und vier in Asien muss man einfach die innere „Fast-Forward-Taste“ drücken und schon werden die passenden Bilder dazu runtergespult. Zumindest kann man sich das einreden. Gut, es ist ein Surrogat. Aber eines das hervorragend funktioniert. Zumindest bis zum nächsten Schnee. Noch liegt der größte des Winters ja vor uns.
Für Zwei
300 Hühnchenbrust
½ L Gemüsebrühe
1 TL Kardamom (nur die Samen)
1 TL Macisblüte
4 Sternanis
2 Stangen Zimt
4 mittelgroße weiße Zwiebeln
1 EL Ghee (Butterschmalz)
ca. 20 Cashew Kerne, in der Pfanne ohne Fett geröstet
200 g creamed Coconut (Kokosnussmus)
2 EL griechischer Joghurt oder Sahnequark
1 walnussgroßes Stück frische Kurkumawurzel (Achtung, färbt. Mit Handschuhen arbeiten!)
1 EL Garam Masala
1 TL gemahlener Kardamom
Zesten einer frischen Bio Zitrone
2 Kaffir Limonen Blätter, fein geschnitten
Salz
feine Scheiben frischer roter Chili
einige Blättchen frischer Koriander
dazu gewürzter Reis und kurz in Ghee angedünstete Zuckerschoten
Die Gemüsebrühe mit dem Kardamom, dem Zimt, Macisblüte und Sternanis zum Kochen bringen. Etwa 5 Minuten kochen lassen, damit die Aromen der Gewürze aufgenommen werden. Die Hühnchenbrust in die kochende Brühe legen und die Temperatur sofort sehr niedrig schalten. Nach 5 – 6 Minuten ist die Hühnchenbrust gar und wird wieder aus der Brühe genommen.
Die Zwiebeln fein würfeln. Das Ghee in einem breiten, flachen Topf erhitzen und die Zwiebeln darin anbraten bis sie goldbraun sind. Mit dem Garam Masala bestreuen und die Temperatur ein wenig reduzieren. Die Kurkuma Wurzel reiben und zusammen mit den fein geschnittenen Kaffir Limonenblättern und dem Kardamom zu den Zwiebeln geben. Das Kokosmus zufügen und etwa 5 Minuten unter Rühren weiter köcheln lassen. Den Joghurt und die Zitronenzesten zufügen und mit Salz abschmecken. Die gerösteten Cashew Kerne zufügen.
Das Huhn mit einer Gabel in Stücke zupfen und unter die Zwiebel-Kokos Masse rühren. Ist es zu dickflüssig, ein wenig von der Gewürzbrühe des Hühnchens dazu geben.
Nach Belieben mit Chili und frischem Koriander bestreuen und mit dem Reis und den Zuckerschoten servieren.
Idealerweise trinkt man dazu ein eiskaltes King Fisher Bier (anders ist es eh nicht zu ertragen, wenn man verwöhnt ist). es passt aber auch jedes andere Bier.
[fblike showfaces=“false“ width=“450″ verb=“like“ font=“arial“ locale=“de_DE“]
0 Kommentare