8. September 2016

[Ontario im Spätsommer #2] 
– glückliche Tage mit Cider, Äpfeln, Wein, Bienen und Met

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prince-edward-county-moods-24 prince-edward-county-moods-27Morgenstimmung in Prince Edward County

In diesem Moment bin ich der einzige Mensch auf dieser Erde, sogar die Grillen haben aufgehört zu singen. Es ist kurz nach sechs Uhr am Morgen und Bloomfield liegt am Ende der Welt. Ich stehe mitten auf der Straße, kein Auto,  kein Tier, nicht einmal ein Eichhörnchen. Ich atme diese Einsamkeit ein, für einen kurzen Moment will ich glauben, dass es so bleibt. Dass die Nebel bleiben, dass alles in dieser Stille verharrt, dass die Farben um mich herum nie wieder ändern.

Ich kann länger den Atem anhalten, als diese Ruhe andauert. Ein Auto fährt vorbei, dann noch eins, dann wieder Stille. Ich beobachte die Kühe auf der Weide, die sich wie ich der blass orangenen Sonne entgegen drehen. Es heißt hier, der Nebel sei ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Herbst beginnt. Das fällt mir schwer zu glauben, angesichts der Tatsache, dass das Thermometer jeden Tag an der dreißig Grad Marke kratzt. Gegen Mittag wird die Luft hier flirren. Auch die Bäume machen noch keine Anstalten, die Farben der Blätter zu ändern. Alles ist grün, saftig. Und jeder spricht von der Dürre. Von dem nicht enden wollenden Sommer.

 

Cider, my Love

Cider ist eine meiner heimlichen Lieben. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, trinke ich Cidre, neudeutschen Apfelsecco oder eben den richtig strammen Cider. Hard Cider. Nichts für kleine Mädchen. In Finnland hatte ich Apfelwein mit satten 16 oder 17 Prozent, da ist man dann schon gleich richtig dabei. Weichzeichner nach dem ersten Glas sozusagen.

In Prince Edward County, im südöstlichen Teil von Ontario, bin ich im Apfelland. Da wo der Cider gemacht wird. Eiswein dürfte jedem ja geläufig sein, aber Hand hoch, wer schon einmal „Ice Cider“ getrunken hat. Hier auf der County Cider Company in  Waupoos lässt man einige Äpfel solange am Baum – die Frage, ob die denn nicht runterfallen wenn sie reif sind, stellt vermutlich auch jeder und wird stets damit beantwortet, dass es sich um eine spezielle Sorte handelt, welche die Früchte nicht abwirft – bis der Frost kommt. Und der ist bekanntlich bitter hier. Und im Gegensatz zu einer gefrorenen Traube ist so ein Frost-Apfel eine echt harte Nuss, der man mit einer richtig leistungsstarken Presse zu Leibe rücken muss.prince-edward-county-moods-4-kopie prince-edward-county-moods-34 prince-edward-county-moods-32

Gereift wird der Ice Cider in Eichenfässern.  Der Geschmack ist einfach umwerfend. Tiefe, warme Apfelnoten, fast kuchenähnlich und trotzdem frisch mit einer herrlichen Säure. Das ist meine Cider-Königin. Und wäre dieser Schatz nicht wegen der der 60 prozentigen Alkoholsteuer ein echtes Luxusfläschchen, dann wären die Taschen jetzt voll.

Cider mit Birnen, Cider mit Himbeeren und Cider in verschiedenen Varianten – wer Cider liebt, der muss hierher kommen. Die überwältigende Aussicht auf dem Lake Ontario und die Weinreben gibt es gratis dazu. Und weil das so einmalig schön ist hier, haben die Betreiber ein kleines Bistro aufgemacht. Cider mit Aussicht.

 

 Von Bienen und Bubbles

Gavin North ist Bienenzüchter. Wer ihn und den kleinen Laden mit allerlei Bienenprodukten Honey Pie Hives & Herbals besuchen will, braucht ein gutes Navigationssystem. Wir fahren erst einmal dran vorbei. Honig im Allgemeinen ist nicht das wofür ich große Wege in Kauf nehme, doch das hier ist eine Ausnahme. Neben Honig gibt es hier nämlich auch Met. Genau, eben jeder Göttertrunk, dem heilende Kräfte, vorzugsweise in erwärmtem Zustand, zugesprochen werden. Met mit Kräutern, natürlich aus dem eigenen Garten oder mit biologischem Ingwer. Jeder Met hat einen Namen. Mein Lieblings-Met heißt „Lovers“. Horny Goose Weed ist da unter anderem drin, was wörtlich übersetzt so was wie „Geiles Ziegenkraut“ heißt, und was an sich schon sehr vielversprechend klingt. Bei uns wird Epimedium, so sein lateinischer Name, mit Elfenkraut übersetzt. Klingt schon weniger leidenschaftlich. Mit dabei ist noch Ingwer und Thai Basilikum. Eine wunderbare Mischung. Auch die anderen Kreationen sind ganz eigene, ganz besonders köstliche, Mischungen. In Zukunft werde ich mich wohl öfters mal dem Met zuwenden.

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der Foodtruck am Weingut Rosehall Run serviert ausgezeichnetes Essen (alles bio)

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Und wenn man sich schon mal auf die Produkte von Ontario einlässt, dann darf man die herrlichen Schaumweine von Lighthall auf keinen Fall verpassen. Gregs Schaumweine sind beliebt. Nebenbei macht er auch noch Schafskäse, aber der ist gerade wieder ausverkauft. Ebenso wie sein Pinot Noir. Zu kosten gibt es den Schaumwein aus der Vidal Traube und einen aus der Chardonnay Traube. Der eine leichtfüßig und mit viel Frucht, der andere mit der hefigen Champagner Wucht. Beide gefallen mir ganz besonders gut. Export? Fehlanzeige. Was er macht reicht allenfalls für den heimischen Markt, und auch das nicht unbedingt, wie man am ausverkauften Pinot Noir sehen kann. Greg hat Pharmazie studiert, was ihm durchaus bei seinem Verständnis für Fermentation behilflich ist. Der Rest ist pure Leidenschaft. Und die schmeckt man seinen Weinen mit der grünen Motte auf dem Etikett auch an.

Und wer jetzt glaubt, es gäbe nichts schöneres, als mit so einer Flasche gekühlten Schaumweins an den großen Ontario Lake zu fahren und dem Sonnenuntergang entgegen zu prosten, der muss tapfer sein, denn das ist verboten. Kein Alkohol am Strand. Manchmal wird das Gesetz auch einfach mal so übertreten – man sollte sich nur nicht dabei erwischen lassen.

 

 

Farmen, Farben und Gemüse

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es gibt nicht nur Gemüse hier…

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Wellington, Lake Ontario, Sonnenuntergang

Neunzig Kilometer Wasser vor mir. Auf der anderen Seite liegen die Vereinigten Staaten. Der Lake Ontario ist so breit, dass ich die Küste auf der anderen Seite nur mit viel Vorstellungskraft erahnen kann. Die Abendsonne zeichnet lange Schatten auf den Strand. Ein verlassener Strand. Unter der Woche ist hier kein Mensch zu sehen. Es ist wie am Meer, was fehlt sind eigentlich nur die Wellen. Aber die hat man an der Ostsee oftmals auch nicht. Libellen kreisen im goldenen Licht der Sonne. Einfach nur aufs Wasser starren. Und wieder ist die Ruhe da. Ein paar Straßen weiter gibt es Musik. Viele Künstler leben hier in dem kleinen Ort Wellington. Die Hipster aus Toronto sind ihnen nachgezogen, was die Preise schwer nach oben getrieben hat. Es ist ein wenig wie die Hamptons vor New York. Nur zu einer Zeit, wo ich noch nicht mal geboren war. Künstler, Meer (in diesem Fall der riesige See) das hat schon immer gut zusammengepasst.

Noch kann man diese sagenhafte Stimmung hier meist unverfälscht erleben. Auch wenn es ultramoderne, stylishe Hotels und Restaurant jetzt gibt. Sie haben das Bild noch nicht geprägt und das ist gut so.

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und das gab es danach…prince-edward-county-moods-18 prince-edward-county-moods-17

 

Adressen:

Schlafen
Angeline’s Inn  
433 Main St.
Bloomfield (Prince Edward), ON, K0K 1T0
www.angelines.ca

Wein und Cider

Lighthall Vineyards
308 Lighthall Rd.
Milford (Prince Edward), ON, K0K 2P0
www.lighthallvineyards.com

Honey Pie Hives & Herbals
705 County Rd 24
(Prince Edward), ON, K0K 2P0
www.honeypie.ca

Karlo Estates     (vegane Weine)
651 Danforth Rd.
Wellington (Prince Edward), ON, K0K 3L0
www.karloestates.com

Rosehall Run / mit Foodtruck PICNIC PEC
Wellington (Prince Edward), ON, K0K 3L0
www.rosehallrun.com

The County Cider Company
657 Bongards Crossroad
Waupoos (Prince Edward) ON, K0K 2T0
www.countycider.com

Essen

Agrarian Bistro & Speakeasy (tolle Kalbskoteletts und Fritten)
275 Main St.
Bloomfield (Prince Edward), ON, K0K 1G0
www.agrarianpec.ca

The Drake Devonshire (chic, modern mit Fusion Küche)
24 Wharf St.
Wellington (Prince Edward), ON, K0K 3L0
www.drakedevonshire.ca

 

Hinweis: Die Reise wird unterstützt von Ontario Tourism. Vielen Dank dafür. Die Eindrücke sind meine eigenen.
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