28. April 2019

Näher dran sein – warum ich Küchenparties mag und ein grandioses Zitronen-Kartoffelpüree mit Mönchsbart und Pinienkernbutter

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Also irgendwie muss ich jetzt den Bogen kriegen zwischen dem Kartoffelpüree und der Küchenparty, das ist nicht so einfach, denn erstens hat das eine rein gar nichts mit dem anderen zu tun, und zweitens sollte man Gedanken nicht überwerten, die man sich so auf einer Party macht, wenn der Champagner fließt. Ich habe nämlich zwischen all dem Sushi, das auf großen Eisblöcken serviert wurde und dem ganzen Lamm, das am Spieß gebraten wurde tatsächlich an Kartoffelbrei gedacht.
Das tat ich, weil ich einen der Köche dabei beobachtete, wie eine nicht unerhebliche Menge Butter in die grünen Bohnen, die zum Lamm serviert wurden, wanderte, was mich wieder einmal daran erinnerte, dass Butter einfach toll ist. Und so musste ich an Kartoffelbrei denken. Nicht weil es den gab, sondern weil der auch nur gut ist, wenn wir besser nicht darüber sprechen, wieviel Butter darin verschwunden ist. Beim Thema Butter blieb mein Gedankenprozess also irgendwie hängen und lief erst weiter, als ich inmitten der Party beschlossen hatte, möglichst bald ein Kartoffelpüree mit Butter und Zitronen zuzubereiten.
Die Party fand im Hotel Bachmair Weissach statt, wo der neue Küchenchef Franz Josef Unterlechner, der zuvor acht Jahre im Königshof in München bei Martin Fauster tätig war, seinen Einstand feierte. Es gab eine hervorragende thailändische Tom Ka Gai Suppe, an der wirklich rein gar nichts auszusetzen war, so authentisch war ihr Geschmack (ich freue mich immer, wenn ich auf einem Stückchen Galgant rumkauen darf), die Frühlingsrollen waren luftig, gleich daneben gab es besagtes Sushi, von Kudo Chiori wunderschön dekoriert und eine Ecke weiter lockte Lachs auf Spargel-Risotto und würziger Rollbraten. Also alles auf engstem Raum. Das Lamm hatte seinen Auftritt erst ein wenig später.


Man muss sich das mit so einer Küchenparty so vorstellen – in einer Ecke hat ein DJ seinen Arbeitsplatz aufgebaut, die Bässe wummern, man steht den Köchen voll im Weg rum, die das aber an so einem Abend gut ertragen, eigentlich kann sich keiner mehr so richtig bewegen und alle haben ihren Spaß. Man ist live dabei, wenn die Teller angerichtet werden und glücklicherweise ist das Publikum trotz der nie leer werdenden Gläser so zivilisiert, dass brav gewartet wird, bis auch das letzte Blättchen fein säuberlich dekoriert wurde. Zwei Sekunden später sind diese Teller dann in der Menge verschwunden. Und während sich schon die Mannschaft für den abschließenden Kaiserschmarrn in Stellung bringt, wippen alle noch ein bisschen mit den Hüften und prosten sich zu.
Und weil irgendwann jede gute Party zu Ende ist, der Herd geschrubbt wird und man spätestens jetzt den Leuten echt im Weg rumsteht, verzieht man sich auf ein letztes Gläschen Schnaps an die Bar.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und diese Lust auf Kartoffelpüree war immer noch da. Obwohl ich mich gefühlt für die nächsten 24 Stunden jeder Nahrung verweigern wollte, so satt war ich noch.

Die richtige Kartoffel finden

Es half also alles nichts und ich fuhr zum Viktualienmarkt, zum Kartoffelhändler des Vertrauens. Der heißt Caspar Plautz, und dahinter stecken zwei junge Männer, die mit unglaublichem Elan diesen Stand übernommen haben, nur um endlich mal mehr Pepp in die etwas dröge Kartoffellandschaft zu bringen. Hier gibt es nicht nur luxuriöse und höchst delikate Kartoffeln von Bayard aus Frankreich, einem Familienunternehmen, das sich ganz auf erlesene Kartoffelsorten spezialisiert hat, es gibt auch geschmackvolle Biokartoffeln aus dem Münchner Umland. Mittags kann man hier die „Kartoffel der Woche“ genießen. Kurz, hier werden die Kartoffel-Süchtlinge von morgen herangezogen. Ihre Droge heißt Juliette, Cheyenne oder Mayan Gold.
Ich habe mir heute Agria besorgt, weil die perfekt für mein Vorhaben „Zitronen-Kartoffelpüree“ geeignet sein soll. Am Stand daneben kaufe ich noch zwei Bio-Zitronen, Mönchsbart und frische Dicke Bohnen (auch so eine Obsession von mir), dann kann es losgehen.
Und als ich mir dann endlich das cremig-zitronige Püree in den Mund schiebe, stelle ich tatsächlich fest, dass so ein Gläschen Champagner jetzt wirklich gut dazu passen würde. Und damit wären wir wieder bei der Küchenparty. Cheers!

Zitronen-Kartoffelpüree mit Mönchsbart, Dicken Bohnen und Pinienkernbutter

Für Zwei

700 g nicht zu mehlige Kartoffeln (z.B. Agria)
3 EL Butter
200 ml Vollmilch
eine große unbehandelte Zitrone, ansonsten zwei (Schale abgerieben und Saft ausgepresst)
Salz
Muskat

250 g Mönchsbart
500 g (mit Schalen) Dicke Bohnen, die Kerne gehäutet (es bleibt nicht allzuviel übrig)
1 EL Butter
2 EL Pinienkerne
Meersalz

Die Kartoffeln ungeschält in Salzwasser kochen. Je nach Größe dauert das so 20 Minuten. Abgießen und mit kaltem Wasser spülen.
In einem Topf die Milch mit der Butter erwärmen.
Die Kartoffeln schälen und mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken (feiner wird das Püree noch, wenn man sie durch die Presse drückt).

Den Mönchsbart säubern und die härteren Stiele abschneiden.
In einer kleinen Pfanne die Butter erhitzen und die Pinienkerne darin sanft anrösten. Mönchsbart und Bohnenkerne dazugeben und etwa zwei Minuten braten. Vorsichtig salzen, da der Mönchsbart bereits ein leichtes Salzaroma hat.

Die heiße Milch mit der geschmolzenen Butter in die zerstampften Kartoffeln geben, den Abrieb und den Zitronensaft dazugeben und mit Salz und ein wenig Muskat abschmecken. Das Püree sollte ein deutliches Zitronenaroma haben.

Beides auf Tellern anrichten.

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