Ausflug in die Hügel nach Ein Kerem, ein Nachmittag mit cooler Kunst und immer wieder die allgegenwärtige Wucht der Geschichte
Am Morgen, wenn die Scharen der Touristen noch nicht erwacht sind, da ist der Zeitpunkt am besten, um zur Klagemauer zu laufen. Allein ist man hier sowieso nie. Getrennt nach den Geschlechtern wird an der Mauer rund um die Uhr gebetet. Manche der Gläubigen sind tief ins Gebet versunken, bewegen sich vor und zurück, während sie ihre Gebete leise murmeln. Man muss nicht religiös sein, um von der Stimmung an diesem Ort nicht ergriffen zu werden. Auch ich lege meine Hand an die Mauer, lasse los und nehme etwas mit, ein Gefühl, das es in den kommenden Wochen zu entdecken gilt.
Manchmal kann ich es nicht so ganz glauben, dass alles hier so geschichtsträchtig ist. Ich möchte gerne auch auf die andere Seite, möchte den Felsendom sehen und die berühmte Al-Aqsa Moschee. Ich werde es nicht schaffen. Das Damaskus-Tor ist in diesen Tagen nur kurze Zeit geöffnet.
Während die Hitze aufsteigt, laufe ich zurück durch die Gassen, vorbei an einem Laden, der Dornenkronen verkauft. Ich wundere mich über nichts mehr.
Das Israel Museum – eine Reise durch die Geschichte der Menschheit
Neben der Möglichkeit, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, kann man den Jerusalem City Pass auch für den kostenfreien Eintritt ins Israel Museum nutzen. Diese 1965 eröffnete Kultureinrichtung zählt zu den international führenden Museen für Bildende Kunst und Archäologie. Die Architektur ist modern, kühl und geprägt von Kontrasten aus Licht und Schatten. Und ich bin in manchen Räumen fast allein. Ich und einer der Museumswärter, welcher dezent immer mal wieder um die Ecke schaut, um zu sehen, ob ich nach 15 Minuten immer noch versunken vor einem Gemälde von Francis Bacon stehe (ich liebe die Bilder von Francis Bacon). Doch eigentlich sollte ich von dem ersten Moment schreiben, als ich das Museum betreten habe. Von diesem langen aufsteigenden, breiten Gang der zu den verschiedenen Sammlungen führt. Man läuft auf dieser glänzenden Fläche, verliert das, was draußen ist und geht auf eine Art Regenbogen zu. Auf diesem Weg streift man alles ab. Dann erst ist man bereit für Artfakte und kann sich ganz auf Bacon & Co. einlassen.
Tritt man hinaus in den Park, steht man vor den eisernen Bäumen des chinesischen Künstlers Ai Weiwei und dem Schrein des Buches, wo sich mehr als zweitausend Jahre alte Schriftrollen befinden.
Dieses Museum sollte man auf gar keinen Fall verpassen.
Ein Kerem
Das soll also noch Jerusalem sein? Eher sieht es hier aus, wie in den Hügeln der Toskana. Kirchen gibt es viele in dem Ort, der bis zur Staatsgründung Israels ein christlich-arabisches Dorf war und heute noch bedeutende Pilgerstätte ist. Hier wurde Johannes der Täufer geboren. Seine Geburtshöhle befindet sich in einem katholischen Kirchenbau, die wichtigste Sehenswürdigkeit Ein Kerems. Aber es ist eben auch unglaublich stimmungsvoll und romantisch hier.
Gerade weil es hier eben ein wenig anders ist als in der Stadt, fahren viele am Wochenende aus der Stadt hierher. Mit dem Auto braucht man etwa 20 Minuten. In Ein Kerem finden sich viele Bars, hochklassige Hotels und Restaurants, die auch an Samstagen geöffnet haben. Auch viele Künstler leben hier in den Hügeln. Wer hier übernachten möchte, und es sich leisten will, übernachtet in dem wunderschönen Boutique Hotel Alegra, einer alten arabischen Villa. Hier abends zum Sonnenuntergang auf der Dachterrasse zu stehen ist beeindruckend.
Besonderes Highlight: die offene Küche von Küchenchef Yaron Vinkler. Hier wird groß gekocht.
Alegra Boutique Hotel
Derech HaAhayot 13, Jerusalem, Israel
www.hotelalegra.com
Und dazu: Kichererbsen, Hummus, gefüllte Weinblätter und Baba Ganoush
Die Kichererbse gehört ebenso wie der Sesam zur kulinarischen DNA Israels. Auch wenn man meinem könnte, beim Essen sind alle friedlich vereint, gibt es teils heftigen Diskussionsbedarf, wer denn nun die Hoheit auf Hummus hat. Ich werde der Frage an dieser Stelle nicht nachgehen, zu groß die Gefahr, dass Menschen jüdischer oder palästinensisch-arabischer Herkunft damit nicht einverstanden wären. Ich gönne den sanften Hummus einfach allen (wohlwissend, dass ich mit dieser lapidaren Aussage vermutlich nicht hitzige Gemüter beruhigen kann). Es ist noch nicht lange her, da wütete eine bittere Auseinandersetzung über dieses Thema auf Twitter.
Trotzdem – Israel und den Hummus muss man mit allen Sinnen genießen.
Frage: Wie schafft man es, in einer Stadt, wo es vor Köstlichkeiten nur so wimmelt, in Form zu bleiben?
Offenlegung: Zu dieser Reise wurde ich von der Jerusalem Development Authority, kurz ItravelJerusalem, im Rahmen einer internationalen Blogger Summit eingeladen. Danke für die Erfahrung.
0 Kommentare
Trackbacks/Pingbacks