Ein knallblauer Himmel und Farben, ja die Farben, die sind gigantisch. Blätter in allen Schattierungen von Lila über Feuerrot bis leuchtend Gelborange. Ich kann es kaum fassen. Warum werden unsere Bäume im Herbst nicht so? Immer ist das Orange ein bisschen schmuddelig, das Rot hält sich auch zurück, als müsse man sich für zu viel Farbprotz schämen und dann liegen sie auch schon wieder am Boden. Erst recht schmuddelig.
Mein erster Indian Summer in Upstate New York gab mir das Gefühl von unendlicher Üppigkeit. Kein zögerndes Klecksen mit Farben, sondern eine Pracht die sich selbstbewusst dem Himmel entgegen reckte. Das ist lange her. Da habe ich auch zum ersten Mal Lobster gegessen. Ehrfürchtig erstarrte ich vor meinem Teller als habe ein höheres Wesen mir soeben den Schlüssel für die Tür der sündigen Genüsse in die Hand gedrückt. Immer wieder murmelten meine Lippen „Lobster“ während sie das kräftig aromatische Fleisch gierig verschlangen.
Mein letzter Besuch in New York ist schon wieder fast ein Jahr her. Früh am Morgen ging ich auf den Amsterdam Market unten am Hafen, schlenderte, und stellt mich in die Schlange für die Lobster Rolls. Brötchen, die zugegebenermaßen besser sein könnten, aber wer erwartet schon gute Brötchen im Lande der Hot Dogs und Burger. Was zählte, war das was dazwischen lag. Hummer in einer leichten Mayonnaise mit mikroskopisch kleinen Selleriestückchen, Kräutern und einem Hauch Chili.
Die Soße triefte mir über die Hand, während ich glücklich auf den East River starrte.
Fast war es, als ob das Fleisch ein wenig knackte beim Draufbeißen. Keine Frage, das hier war ein ganz besonders frisches Exemplar, das den Weg die Ostküste hinunter bis in mein Brötchen geschafft hatte.
Und weil mein Bloggerkollege Björn von Happy Plate seinen ersten Blog Geburtstag feiert, und sich einen leckeren Imbiss wünscht, denke ich nicht an Curry Wurst, sondern das muss richtig gefeiert werden. Mit Lobster Roll. Die zwar hierzulande eher unter Edel-Food rangiert, doch was soll’s? Manchmal muss es eben Hummer sein!
Ich bin ja dann doch ein Schisser der keiner dieser traurigen Existenzen aus dem Fischladen was anhaben könnte und daher kaufe ich den Lobster bereits ausgenommen und tiefgekühlt. Zwar habe ich auch schon um meinen Fischereischein zu bekommen eine Forelle meucheln und ausnehmen müssen, doch ich bin den schönen braunen Augen meines Fischhändlers voll auf dem Leim gegangen, der meinte, dass man nie sagen könne, wie lange so ein Hummer da schon rumdümpelt. Also dann frisch aus Neuengland gefroren. Wenn schon, denn schon.
Und weil dieser „Imbiss“ mir dann doch einige Ehrfurcht abringt, mach ich ein Fläschchen Rosé dazu auf. Schaue hinauf in die Blaufetzen zwischen den Wolken und denke an den Indian Summer.
Also dieses Gefühl, das von fast obszönem Luxus so an einem Samstag Nachmittag, das muss manchmal sein. Das ist dann richtig schön. Und wie gesagt – es ist ja nur ein Imbiss!
Für zwei Lobster Rolls
200 g ausgelöstes, gekochtes Lobsterfleisch
2 Stangen Sellerie, innere helle Stangen, sehr klein gewürfelt
2 EL Mayonnaise mit Limette und Piment d’Espelette (von der selbstgemachten Mayonnaise bleibt etwas übrig, das man anderweitig verwenden kann)
1 EL fein gehackte Petersilie
2 Hot Dog Brötchen
gesalzene Butter
1 Ei
1 TL Weißweinessig
2 TL Limettensaft
Salz
1 TL Dijon Senf
250 ml Sonnenblumenöl
mehr Piment d’Espelette
Für die Mayonnaise das Ei zusammen mit dem Essig, dem Limettensaft und dem Senf in einem hohen, schmalen Becher mit dem Pürierstab pürieren und langsam das Öl dazu gießen. Erst längere Zeit den Pürierstab am Boden halten und nach einer Weile „Hochziehen“. Die Mayonnaise mit den Selleriewürfeln und der gehackten Petersilie mischen und nochmal mit Salz und Piment d’Espelette abschmecken.
Das Lobsterfleisch in mundgerechte Stücke schneiden und unter die Mayonnaise mischen. Kühl stellen.
In der Zwischenzeit die Hot Dog Brötchen aufschneiden und leicht toasten. Sie sollten nur wenig Farbe bekommen. Mit salziger Butter bestreichen. Den Lobster mitsamt Mayonnaise auf die untere Hälfte geben, die zweite Hälfte darauf setzen und servieren. Serviette ist wichtig dazu!
Dazu gab es einen herrlichen Mourgues du Grès, „Capitelles des Mourgues”, Rosé 2012 aus Mourvedre, Syrah und Grenache. Seine Cremigkeit schmiegt sich gut an den Lobster. Ziemlich gut sogar.
Ich liebe Hummer, aber mir geht es wie dir und ich könnte nieee so ein Tierchen in kochendes Wasser geben, daher esse ich ihn eher im Restaurant. In dieses köstliche Brötchen würde ich jetzt gerade auch gerne beissen.
Liebe Claudia, wenn das mal kein Festschmaus ist. Da wünscht man sich glatt öfter ein Jubiläum zu feiern. :-)
LG, Björn