Ein Restaurant hegt und pflegt gute Lieferanten. Noch besser – es lädt seine Lieferanten zum Essen ein. Zusammen mit Freunden und Gästen werden die besten Produkte gefeiert, wird mit frisch geschossenem Maibock vom Jäger, den guten Eiern von glücklichen Demeter-Mistkratzern und den Fischen aus dem nahen Starnberger See ein Menü mit Herzblut gekocht und alle zusammen haben dabei großen Spaß.
Seit nunmehr 25 Jahren steht das Broeding für genau diese Werte. Leidenschaftliche, regionale Küche entlang der Jahreszeiten, mit viel Liebe und Sorgfalt zubereitet. Das „Lieferanten-Menü“ an diesem Montagabend ist ausgebucht. Denn das, was dieses kleine Restaurant im Herzen Nymphenburgs auszeichnet, ist nicht nur allerfeinste Küche, sondern die Begeisterung, mit der jeder Gast hier aufgenommen wird.
Man kann aus guten Zutaten etwas Gutes machen – man kann es aber auch großartig machen. Ich gerate nicht leicht ins Schwärmen und ganz ehrlich – gut essen kann man in München an so manchen Orten, doch wenn neben meinen Sinnen auch meine Seele glücklich sein soll, dann bin ich hier genau richtig. Das Team um Gottfried Wallisch und Manuel Reheis macht das alles unaufgeregt, worum andere einen Riesen-Hype machen. Gute Küche mit regionalen Zutaten haben nicht die Hipster-Läden erfunden, wo unbedarfte Servicekräfte mit Strickmützen und Vollbart mir erklären wollen, dass es voll natürlich ist, wenn die Schwarzwurzel roh ist. Danke und danke nein. Hier ist strickmützenfreies Terrain. Und hier wird so gekocht, wie ich es mag. Mit Kreativität und Bodenhaftung und vor allem ganz viel Können.
Nach dem ersten Gang gibt es Aalkrautwickel mit Majoranschaum. Lustvoll und ein bisschen verschämt starre ich auf den lockenden Aal auf meinem Teller. Lustvoll, weil ich Aal liebe, weil ich noch heute daran denke, wie ich heimlich einem Freund der Familie den letzten Rest aus dem Kühlschrank weg gefuttert habe. Da war ich gerade 17. Und verschämt, weil ich in den Kursen für meine Fischereischein Prüfung gelernt habe, dass der Aal wirklich bedroht ist. Das ist er vielerorts auch immer noch, doch im Starnberger See hat die Population wieder eine beachtliche Größe erlangt. Danke lieber Fischer, dass ich heute kein schlechtes Gewissen haben muss. Das Onsenei mit Spargelnudeln und schwarzen Walnüssen ist perfekt. Die Geschichten über die Hühner noch besser. Der Jäger hat gleich eine ganze Sammlung an kleinen Bock-Geweihen dabei, Anschauungsmaterial, das deutlich machen soll, warum ein Bock im Mai geschossen wird. Und vor allem welche. Und warum eigentlich kapiert das keiner, dass jetzt die perfekte Saison für Wild ist? Alle frieren es ein für Weihnachten, dabei ist so ein frischer Maibock zweifellos das Beste, was mir an diesem Montag Abend passieren kann. Rosa Keule und ein Curry vom Maibock. Dazu nur ein paar Bohnen und etwas Ingwerstroh.
Die Weinbegleitung ist bis auf einen Franken konsequent österreichisch. Und bis auf den St. Laurent genau mein Fall. Ich bin glücklich nach diesem Maibock, nach dem wohlschmeckenden Ei und nach den Fischen Saibling und Aal. Ich brauche nicht mehr. Doch dann kommt Manuel Reheis mit diesem Sorbet vom Pandanblatt. Nur ein Löffelchen. Mit einem strahlenden Lächeln. Es ist gut, dass nicht alles so hundertprozentig regional ist. Allein für dieses Sorbet, würde ich gerne jeden Tag hierher kommen. Ich, die auf Süßes gerne verzichten kann, steht also mit Welpen-Blick und leerem Löffelchen vor der Küche. Bitte… einen noch.
Ich würde dafür auch gerne auf meinen Schokokuchen verzichten – eine ganz blöde Idee übrigens – denn auch der wurde noch mit Hingabe verschlungen.
An diesem Abend habe ich mehr bekommen, als nur gutes Essen. Ich habe von dieser Wertschätzung etwas mitbekommen, von der Freude, mit der sie sich hier begegnen. Die Stimmung ist so entspannt, keiner nervt, keiner macht sich wichtig. Leidenschaft für gutes Essen – das ist das Einzige, was zählt. Danke, liebes Broeding.
Hinweis: Zum Jubiläum wird es noch weitere spannende „Motto-Abende“ geben, die ich uneingeschränkt jedem ans Herz legen kann. Rechtzeitig Reservieren ist wichtig. Die Termine gibt es hier (klick).
Und noch ein allerletzter Hinweis: den großartigen Käse aus dem Vinschgau, über den ich schon im letzten Sommer berichtet habe, gab es natürlich auch an diesem Abend. Und noch mehr habe ich mich darüber gefreut, dass die Englhorn Käserei von Alexander Agethle expandieren konnte. Warum, das gibt es hier zu lesen..
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