2. Juli 2014

Die Caipirinha wird’s schon richten..

4 Kommentare

Foto

Gestern bin ich durch eine Straße gefahren in der es nur Musikinstrumente gab. Da standen Schlagzeuge auf dem Gehweg und E-Gitarren hingen überall. Eine richtig lange Straße war das. Hier in Sao Paulo ist das nicht ungewöhnlich. So wie es eine Straße für Antiquitäten und Kochgeschirr gibt, gibt es eben auch eine Straße für Musikinstrumente.

Ansonsten muss man hier auf genau zwei Dinge aufpassen. Erstens das Trottoir (sofern man es so nennen kann, denn das ist schief, krumm und von Schlaglöchern dominiert) und Zweitens die Klimaanlagen, die mir trotz winterlicher Temperaturen von 24° einen satten Schnupfen beschert haben. Und natürlich der Straßenverkehr. Besonders die Motorradfahrer sind des Wahnsinns fette Beute.

Um eines gleich mal klar zu stellen – um Sao Paulo schön zu finden, also quasi durch eine rosarote Brille zu betrachten, bedarf es etlicher Caipirinhas. Die Stadt ist riesig, wirklich riesig, teilweise merkwürdig verbaut und nichts schmeichelt sich ins Auge. Da muss man schon ganz genau hinschauen. Der Friedhof zum Beispiel. Der ist wirklich wunderschön. Zwischen all dem Grau leuchten die Bäume mit stechend pinkfarbenen Blüten. Oder der Stadtteil Vila Madalena. Hier lebt die Bohème der Stadt, viele Cafés, Vintage-Läden und Galerien. Ein Vorteil von meinem noblen, völlig verbauten Stadtteil immerhin ist, dass es ganz fantastische Restaurants gibt. Allen voran natürlich das D.O.M. von Alex Atala. Dazu jedoch später.

Gleich neben meinem Hotel gibt es grandioses Sushi. Sushi, wie ich es nur selten genießen durfte. Mit extravaganten Marinaden, Ponzu-Vinaigrette und frittiertem Seetang dekoriert. Das ist absolut deluxe. Immerhin lebt hier die größte Anzahl an Japanern außerhalb Japans.  Keiner der Kellner spricht englisch und ich natürlich fast kein Wort Brasilianisch. Was die Jungs nicht davon abhält, mir die Besonderheiten der Abendkarte besonders ausführlich zu erklären, was ich nur mit einem Lächeln quittieren kann. Ich deute auf die Karte und bestelle frohen Mutes, schaue dabei ein wenig verzweifelt und hoffe darauf, dass sie genau wissen, was ich will.

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Heute brauche ich dringend eine Caipirinha. Ganz dringend sogar. Ich bin ja nicht nur zum Spaß hier. Ich deute auf der Karte auf die Caipirinhas und schon überschwemmt mich wieder eine Welle brasilianischer Fragen. Alles, was ich daraus erraten kann ist, dass ich gefragt werde, welche Sorte ich gerne hätte. Egal. Limaõ – das verstehe ich, das klingt klassisch. Limonen gehen immer. An Cachaça haben sie jedenfalls nicht gespart. Das läuft runter wie flüssiges Glück und breitet sich sofort in alle Gliedmaßen aus. Ich bete, dass die argentinischen Fußballfans in meinem Hotel heute nicht mehr weiterfeiern. Die Feiern vor dem Spiel heute waren laut genug. Die Wände sind dünn. Vielleicht doch noch ein zweiter Caipi. Aus schlaftherapeutischen Gründen. Mit Erdbeeren und Sake. Schmeckt unglaublich lecker nach Walderdbeeren.

Auf dem Rückweg suche ich noch vergebens nach einem Laden, der Kühl Akkus verkauft. Irgendwie muss ich die Amazonas-Formicas (sprich Ameisen – und zwar ganz besondere), die ich von Alex Atala geschenkt bekommen habe, zurück nach Deutschland bringen. Eine Kühlung wäre da durchaus hilfreich, doch leider werde ich nicht fündig. Morgen ist auch noch ein Tag.

Dafür habe ich mich für das kommende Jahrhundert mit Badeschlappen eingedeckt. Havaianas. Die gibt es hier nicht nur in allen Farben, sondern auch in einer Auswahl, die nur schwer zu ertragen ist. Ich will alle. Ich brauche höchstens zwei Paar. Egal.

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Und ich habe auf dem Markt ganz viele Tüten unterschiedlicher Chili-Samen gekauft. Die werden im nächsten Frühjahr angebaut. Ganz entzückend kleine Dinger, die sich prima dafür eignen, sauer eingemacht zu werden. Sie schmecken köstlich. Am vergangenen Samstag hat eine Brasilianerin sie für mich zusammen mit Farofa und gekochten Speckbohnen gemacht. Keine leichte Sommerküche aber unglaublich lecker. Dabei haben wir mit der ganzen Familie das Brasilien Spiel im Fernsehen geschaut. Sogar der Hund bekam einen grün-gelben Schal umgebunden.

Drei Tage noch, dann geht es weiter nach Lima. Bis dahin werde ich dann noch vom Privatkoch einer bekannten Modedesignerin bekocht, suche weiter nach Kühl Akkus und versuche den verführerischen Kokosleckereien auf der Straße aus dem Weg zu gehen. Und muss nochmal in dem netten (fast) vegetarischen Café vorbei schauen, wo es so leckere Quibe mit Kokosreis gibt. Und natürlich den Markt leerkaufen an exotischen Früchten. Doch das ist leider illusorisch. Aber auf jeden Fall nochmal eine Caipirinha trinken. Tim-tim!

4 Kommentare

  1. Liebe Claudia,
    vielen Dank für den spannenden Einblick in deine Reise. Es klingt fantastisch und authentisch und entführt einen richtig.
    Ich hoffe auch noch viele weitere tolle Bilder!
    Viele Grüße,
    Maja

    Antworten
  2. Wie herrlich, alles das, liebe Claudia! Von den Amazonas-Ameisen habe ich auch schon gehört – ich bin gespannt, wie Du sie nach Deutschland verfrachtet bekommst ;-). Dir noch eine wunderbare Reise!

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  3. Hach, das klingt alles toll! Die Fotos, die Farben!!! Und natürlich auch die große Auswahl an Caipi`s;)
    So lässt es sich gut gehen. Wenigstens scheint hier auch gerade die Sonne und es ist langsam warm. Trotzdem könnte ich mich gerade mal ein Stündchen zu dir herüberbeamen!
    Lass es dir weiter gut gehen! Tonia

    Antworten
    • Danke liebe Tonia, Caipi in Gesellschaft zu trinken ist eh am lustigsten. Das mit den Früchten ist echt so schade – ich kann sie nicht mitnehmen.
      Sonnige Grüße
      Claudia

      Antworten

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