19. Mai 2014

Das Huhn, der Flieder, die Estragon Salsa und die Inspiration von Parfum…

5 Kommentare

Huhn_Flieder_Estragon (1 von 1)Es ist schon ein Weilchen her, um genau zu sein war es Anfang der Achtziger und plagte ich mich noch mit leidigen Schularbeiten, als ich ein kleines Buch entdeckte mit dem bezaubernden Titel „Nimm Rosen zum Dessert“ von Marie Luise Kreuter. Nicht nur der Titel faszinierte mich, sondern auch die Tatsache, dass so einiges, was in unserem und in Nachbars Garten blühte, durchaus essbar sein sollte. Fortan war ich ein wenig besessen von dem Wunsch, die perfekten Centifolien (hundertblättrige Rosen) zu finden und berauschende Getränke daraus herzustellen oder sie zu kandieren und über den Pudding zu streuen. Leider fand ich sie nie, die perfekte Cantifolie, versuchte mich stattdessen mit Veilchen und nach einer Weile geriet das Ganze auch wieder in Vergessenheit. Jugendliche Begeisterung wird oftmals sehr schnell durch eine neue ersetzt.

Auch das Büchlein ging im Laufe der folgenden Jahre leider verloren, wurde zurückgelassen oder verschenkt, an die Rezepte kann ich mich nur noch vage erinnern doch der Titel und die Tatsache, dass man mit Blüten mehr machen kann, als sie nur zu pressen oder in eine Vase zu stellen, ist mir nie wieder aus dem Kopf gegangen.

Und da der Mai ja der Lieblingsmonat aller blühenden Pflanzen ist, und wie um mich daran zu erinnern vergangene Woche auch ein Fliederbusch mir betörend in die Nase stach, musste ich sofort wieder daran denken, dass er, der „Gemeine Flieder – Syringa vulgaris“, ebenfalls essbar ist.  Kaum daran gedacht, zupfte ich schon die erste Blüte und steckte sie mir in den Mund. Zart und fast wie ein Hauch eines Parfums, sandte er kleine Botschaften an die Synapsen. Nimm mehr von mir!

Und so schnallte ich die Walkingstöcke von den Händen, schaute kurz nach rechts und links ob dies eventuell gegen das Eigentumsrecht verstoßen könnte, entschied schnell, dass dem nicht so war und schnappte mir beherzt einige Rispen.

Zuhause stellte ich sie in die Vase –  der ganze Raum war kurz darauf in Fliederduft getaucht – und ich war erst einmal ratlos, was ich damit nun machen könnte. Außer ihn zu Sirup zu verarbeiten oder Zucker damit zu aromatisieren führten mich meine Überlegungen noch nicht wirklich weit. Erst ein Blick auf meine Parfumsammlung im Badezimmerschrank brachte die ersehnte Inspiration.

Ich besitze mehrere Parfums aus der Serie von Jo Malone, der ausgesprochen leckere und kombinationsfreudige Kreationen der Duftwelt beschert. Süße Limette mit Basilikum, Brombeeren mit Lorbeer oder Muskat mit Ingwer. Spontan kam mir Estragon in den Sinn. Eine zarte Note von Anis zusammen mit dem Flieder, das wär’s.

Der Estragon lachte aus dem Töpfchen am Fensterbrett und alles was noch fehlte war eine Hähnchenbrust, die ich mir dazu vorstellte.

Auch diese war schnell beschafft und noch schneller gebraten. Gespannt bereitete ich alles zu und streute erst vorsichtig, doch dann mit vollem Enthusiasmus mehr und mehr der Fliederblüten über die Filetstücke mit der Estragon Salsa. Das harmonierte großartig. Ein bisschen schwarzer Pfeffer noch drüber und das Ganze war perfekt.

Eile ist nun geboten. Der Flieder blüht nicht mehr lang.

Estragon Salsa mit Huhn (1 von 1)-4

Für Zwei bis Drei

1 Hähnchenbrust mit Haut
1 Bund Estragon
½ Bund Petersilie
1 Frühlingszwiebel
1 unbehandelte Zitrone (Schale abgerieben und dann ausgepresst)
Meersalz
8 EL Olivenöl
schwarzer Pfeffer
1 Rispe Flieder, Blüten abgezupft
1 Bund grüner Spargel (möglichst dünne Stangen)

Den Ofen auf 180° vorheizen.

In eine feuerfeste Form einen EL Olivenöl geben und die Hähnchenbrust mit der Hautseite nach oben hinein legen. Ein paar Blätter des Estragons abzupfen und unter die Haut schieben. Einen weiteren EL Olivenöl darüber geben und etwa 25 Minuten im Ofen bräunen. Sollte die Haut noch nicht die gewünschte Bräune zeigen einfach verlängern.

In der Zwischenzeit für die Salsa die gezupften Estragon- und Petersilie Blättchen zusammen mit dem Zitronenabrieb, der gehackten Frühlingszwiebel, einer Prise Salz und 3 EL Olivenöl in einen Mixer geben oder in einem hohen Gefäß mit dem Pürierstab zu einer Paste pürieren, dabei nach und nach das restliche Öl und den Zitronensaft dazugeben.

Den Spargel im unteren Drittel schälen und ihn entweder über Wasser im Dämpfeinsatz einige Minute dämpfen oder in der Pfanne mit etwas Butter, Zucker und Salz dünsten.

Die Hühnchenbrust in Stücke oder Scheiben schneiden, mit dem Spargel anrichten und die Estragon Salsa großzügig darüber geben. Mit etwas frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer und den Fliederblüten bestreuen.

5 Kommentare

  1. An Flieder habe ich mich erst einmal versucht, in Form eines Gelees. Kann man machen, muss man aber nicht, wobei zum Kandieren war es widerum recht spannend.. Blüten rph zu verwenden, daruf bin ich noch nicht gekommen. Estragon habe ich reichlich. Vllt. probier ich deine Kombi mal aus.

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  2. hab‘ ich und ich weiß, wo es steht….. :-)

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    • Auch wenn es mich ehrlich gesagt nicht wundert, Kochbuch-Queen, aber ich habe schon kurz gezuckt, als ich die Liebhaber Preise auf Amazon gesehen habe. Aber wie schön zu wissen, wo ich es mal wieder in die Hand nehmen kann.

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  3. hier ist der Flieder leider schon durch… würde ich nämlich gerne testen, die puren Blüten hab ich noch nie probiert! und das, obwohl ich Flieder soo sehr liebe.

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    • Liebe Britta, kleinen Ausflug nach Bayern machen?… hier blüht er noch.

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