14. Mai 2015

Bodenschätze

5 Kommentare

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Liegenbleiben, einfach noch ein bisschen liegen bleiben, die Decke anstarren und den Kopf gemütlich in die Kissen drücken. Aber es ist Samstag, Bauernmarkt Tag, und aus welchem Grund auch immer heißt das für die meisten Grünwalder, dass sie bereits vor halb neun dort einkaufen. Das könnte mir ja egal sein. Um halb elf gibt es immer noch genug. Es ist ja grad so schön kuschlig. Aber der Spargel. Da stehen sie dann immer Schlange. Vielleicht ist der dann schon weg. Ich schiebe den Gedanken zur Seite, doch keine zwei Sekunden später steht er schon wieder vor mir und scharrt mit den Hufen. Spätestens jetzt halte ich es nicht mehr länger im Bett aus. Es ist kurz nach sieben.

Ein triumphales Gefühl beschleicht mich, als ich um acht auf den Markt komme. Nicht, dass ich hier alleine wäre, aber ich bin vor dem großen Ansturm da. Keine Schlangen. Perfekt. Und dann sehe ich ihn auch schon und mein Herz macht kleinen Satz. Dunkel-Lila farbener Spargel. Den habe ich hier noch nie bekommen. Es gibt nicht viel und er sieht so umwerfend frisch aus, dass sofort zwei Bund in meinem Korb wandern. Ich werfe im Kopf das Wochenendprogramm um. Dieser Fund muss gefeiert werden. Und auch wenn ich ahne, dass es sich möglicherweise bei der Farbe ähnlich verhält wie bei den dunklen Bohnen, die beim Kochen ihre tolle Farbe verlieren und sich in eine gewöhnliche grüne Bohne verwandeln, bin ich gespannt auf seinen Geschmack.

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Im ersten Versuch brate ich den Spargel sanft und – Heureka! – die Farbe bleibt zum großen Teil erhalten. Besonders an den Spitzen. Die Spargelspitzen sind hier sowieso das allerbeste. Sie sind nussig, sehr zart und wenn ich jetzt cremig-knackig schreibe, so lacht mich bestimmt jeder aus, denn das erscheint widersprüchlich. Und doch ist „Purpur“ (so heißt die Sorte) genau so zu beschreiben.

Für viele ist das Schälen von Spargel bereits eine ungeliebte Tätigkeit, doch jeden einzelnen Spargel mit dem Sparschäler in feine Späne zu schneiden, ist eine Aufgabe für Demütige. Hier muss man nicht denken, hier muss man einfach nur jedem einzelnen Spargel seine besondere Aufmerksamkeit widmen. Nach einem Pfund reicht mir das dann meistens.

Ich werde die Späne nur ganz kurz in Butter mit ein wenig Gemüsebrühe dünsten. Dazu gebratene Mairübchen und einen Limetten-Kräuter-Schmand. Die wunderbare Farbe des Spargels tritt hier ein wenig in den Hintergrund, wieder sind es nur die Spitzen, die seine Besonderheit andeuten.

Nach diesem Wochenende bin ich glücklich und spargel-gesättigt.

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Spargelnudeln mit Mairübchen und Limetten-Kräuter Schmand

Für Zwei

1 Pfund Spargel (Purpur oder grüner)
1 Bund möglichst kleine Mairübchen
2 EL Butter
Abrieb von einer unbehandelten Limette
100 ml Gemüsebrühe
1 TL helle Soja Sauce
3 EL Schmand
3 Zweige Koriander, gehackt
je 1 EL gehackte Petersilie und Schnittlauch
ein wenig fein gehackter Schnittknoblauch nach Belieben
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
eine Prise Zucker
8 Wachteleier, gekocht und geschält

Den Spargel waschen und das untere Drittel schälen. Mit dem Sparschäler weiter Nudel-Späne abziehen. Die Spitzen dabei unversehrt lassen und abschneiden. Die Mairübchen waschen und in Spalten schneiden (achteln).

1 EL Butter in einer Pfanne aufschäumen lassen und die Mairübchen und die Spargelspitzen hineingeben. Die helle Sojasauce und eine Prise Zucker dazu geben. Bei mittlerer Temperatur und gelegentlichem Rühren etwa 4- 5 Minuten dünsten. Aus der Pfanne nehmen und warm stellen.

Den zweiten EL Butter in die Pfanne geben und die Spargelnudeln hineinlegen. Zuerst nur ein wenig von der Gemüsebrühe dazu geben. Die Nudeln unter Rühren sanft andünsten, dabei immer wieder ein wenig Brühe nachgießen. Sie sollen nicht zu weich werden, sondern gerade so, dass sie sich aufrollen lassen. Salzen, Pfeffern, aus der Pfanne nehmen und ebenfalls kurz warmhalten. In die Pfanne den Schmand und den Limettenabrieb rühren. Die Kräuter dazugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Die Spargelnudeln auf Tellern oder Schüsseln verteilen. Die Mairübchen und die Spargelspitzen dazu geben und den Kräuterschmand darauf verteilen. Zum Abschluss die gekochten Wachteleier darauf setzen.

 

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5 Kommentare

  1. Oh, was ist dieser Spargel wunderschön! Und erst recht, was Du daraus gemacht hast, liebe Claudia. dafür wäre ich auch freiwillig am Samstag um 7 aufgestanden.

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  2. Wow, violetten Spargel habe ich bisher leider noch nicht gefunden.
    Limetten-Kräuter-Schmand…Lecker.
    Dein Blog ist wunderschön
    LG
    Desi

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    • Vielen Dank liebe Desi, ich drücke die Daumen, dass du den findest (aber mit grünem Spargel klappt es auch)
      LG
      Claudia

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  3. Liebe Britta, du hast so was von Recht. Ich muss mich immer zusammen reißen, damit ich es nicht jedesmal schreibe. Dieser „Hochleistungsspargel“ schmeckt nicht mehr wie früher. Habe jetzt aber eine Adresse für alte Sorten entdeckt. Schau mal bei Essbare Landschaften
    Liebe Grüße
    Claudia

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  4. Wow, sieht der toll aus. Hab ich hier auch noch nie gesehen, obwohl ich mitten im Spargelparadies wohne, aber ich werde meinen Gemüsehändler mal danach fragen :-)
    Ich vermisse beim weißen Spargel inzwischen viel Aroma und frage mich, ob es weggezüchtet wurde oder an was es liegt… früher schmeckte er anders.

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