News von der Biofach 2018 in Nürnberg
Am Abend des ersten Tages brauchte ich erstmal ein Bier. Nach dem Bio Rum musste es was Frisches zum Runterspülen sein. Alles natürlich nur zu Testzwecken. Ich tue das nicht für mich, mein Auftrag ist von höherer Ordnung. Ich bin auf Entdeckungsreise auf der größten Biomesse der Welt. Und wer glaubt, dass ich nach vier Jahren hier endlich den Dreh raus habe, was wo wer in welcher Halle ist, den muss ich leider enttäuschen. Immer dann, wenn ich glaube, richtig zu liegen, stehe ich in irgendeinem Gang und habe die Orientierung verloren. Andererseits habe ich so auch meine spannendsten Entdeckungen gemacht, doch vieles was hier präsentiert wird, wird es so vielleicht nie im Handel geben. Dies ist schließlich keine Besuchermesse, kein überdimensionaler Bioladen, dies ist in erster Linie eine Messe für Handelskooperationen.
Was vielleicht nie im Laden liegen wird
Mehl aus Baobab zum Beispiel. So wunderbar ich die afrikanischen Affenbrotbäume auch finde, ich bin jetzt schon überfordert mit dem Mehlangebot im meinem Bioladen (Mandel, Buchweizen, Teff, Kokos…). Am Stand hat man mir auch gleich ein Tütchen mit Baobabsamen geschenkt. Ich kann jetzt also meine eigene Affenbrotbaum Plantage aufziehen. Wenn ich allerdings so zum Fenster rausschaue, dann sind die Zweifel berechtigt, ob sich dieser Steppenbaum hier überhaupt wohl fühlen würde.
Oder blaue Nudeln. Gefärbt mit den Blüten der blauen Erbse. Ich habe Probleme mit blauem Essen auf meinem Teller. Das sieht irgendwie so aus, als habe sich der Replikator im Raumschiff Enterprise grad völlig vertan bei dem Versuch mir Nudeln zu kredenzen. Das ist zwar erstmal ein Oha! Effekt, aber so wirklich überzeugt das dann doch nicht.
Beim Lila Reis aber wünsche ich mir, dass er es in unsere Läden schaffen möge. Vielleicht weil mir die Geschichte dahinter mit der Kooperative der Kleinbauern gefällt. Menschen und ihre Arbeit irgendwo auf der Welt zu unterstützen, macht in meinen Augen mehr Sinn, als die soundsovielte Superfood-Nudel.
Nudeln aus Goji Beeren, Kokos und Kurkuma klingt gut, findet ihr? Meine Erfahrung ist, dass die nachträgliche Zugabe solcher Zutaten in der Regel mehr bewirkt, als wenn sie bereits in Spuren in der Nudel enthalten sind. Eine gekochte Nudel schmeckt nach wenig. Da ändert auch ein Hauch Goji Beere nix dran.
Vegane Fish Sauce und geräucherte Soja Sauce
Von der neuen Fish Sauce von Arche bin ich ganz angetan. Hier hat man es mit Algen, Tamari, Apfelessig und Reissirup geschafft, eine annähernd „echte“ Fish Sauce nachzubauen. Es fehlt ihr in der Spitze vielleicht die durchdringende Schärfe von echten Sardinen oder Austern, aber für alle, die auf Tierisches verzichten möchten, öffnet diese Sauce eine neue Dimension der asiatischen Küche. Auch geräucherte Soja Sauce und Tamari waren eine schöne Entdeckung, wobei der Rauchgeschmack hier von Kirschholz Chips kommt. Da bekomme ich sofort Lust auf etwas Gegrilltes, das ich mit einer geräucherten Soja Sauce noch verfeinern kann. Ob beide in den Handel kommen? Vielleicht. Die Chancen stehen wohl gut.
Koreanisches Blaubeerdressing und dänische Kräuter im Fläschchen
Dieses Dressing hat eine Geschichte. Zubereitet mit frischen Blaubeeren, alter selbstgemachter Soja Sauce und Dosen-Ananas, hat meine wunderbare Daenjang Produzentin aus Cheonju sie für mich in Korea frisch gemacht. Wir saßen auf dem Boden und haben unseren Salat gelöffelt. In den Bergen, wo es nichts gibt, außer ihrem herrlichen Daenjang (Miso) und den Tonkrügen mit der Soja Sauce. Sie hat es mitgebracht in kleinen Fläschchen. Ganz sicher wird es dieses Dressing niemals hier zu kaufen geben, denn die Menge, die sie produzieren könnte, wäre niemals genug. Trotzdem bin ich darüber sehr sehr glücklich und hüte dieses Fläschchen wie einen Schatz.
Vielleicht nicht ganz so ungewöhnlich, aber sehr gut sind die Kräuter, die ein kleiner dänischer Erzeuger auf die Messe mitgebracht hat. Die Kräuter schmecken intensiv, sind aus biologischem Anbau und da ist nix drin, was stören könnte. Außerdem hat das kleine Unternehmen eine wunderschöne Webseite, die sich zu besuchen lohnt (plantemageren). Bei ihren Produkten wünsche ich mir, dass sie es bis zu uns schaffen.
Maulbeerblätter Tee
Maulbeerblättertee ist einer meiner ganz persönlichen Favoriten, wenn es um Tee geht. Entdeckt habe ich ihn in Korea und kann seitdem nicht mehr ohne. Der Geschmack der Blätter erinnert ein wenig an grünen Tee, doch mit weitaus komplexerem Aroma. In Asien glaubt man fest daran, dass er die Jugendlichkeit bewahrt und bei Erkältungen gute Dienste leistet. Ich trinke ihn, weil er einfach umwerfend gut schmeckt. Auf der Messe habe ihn auch als Puder entdeckt. Der Maulbeer Latte steht jetzt also nichts mehr im Weg.
Miso, Menschen und ganz viel Liebe
Neben den ganzen Produkten, sind es vor allem ganz wunderbare Menschen, über die mich unendlich freue, sie jedes Jahr hier wieder zu treffen. Meine Miso Produzenten zum Beispiel, die mit einem Strahlen berichten, dass das Misogeschäft in diesem Jahr so gut lief wie noch nie. Ganz besonders in Deutschland. Mitoku hat ein neues Salzreduziertes Miso mitgebracht und setzt auch auf ein „Spicy Miso“ – das kenne ich bereits und bin begeistert davon. Einfach gekochter Reis, gebratener Fisch und ein bisschen davon als Würze – schon ist man richtig japanisch unterwegs.
Unendliche Umarmungen gab es bei den koreanischen Daenjang(Miso) Produzenten. Hier ist die ganze Familie angereist und konnte es kaum fassen, wie schön sie in meinem Buch präsentiert werden. Ein paar Tränchen sind auch geflossen, das war nicht zu vermeiden. Gerührt waren wir alle. Hier am Stand vom Hädecke Verlag, der meine Protagonisten aus dem Buch nun endlich mal persönlich kennenlernen durfte. Wir haben es mit grandiosem Ginseng-Schnaps (BIO!) gefeiert. Ich werde Hai-Soon, Sohee und ihre Schwester sehr vermissen.
Ein Grund mehr, sich wieder auf die nächste Messe zu freuen (oder für das nächste Projekt nach Korea zu fliegen).
Es gäbe noch viel zu berichten…
von den guten Bieren (Riedenburger Brauhaus), von Kardamom Latte (Sonnentor), von feinen Säften (van Nahmen), tolle Ingwer Produkte (The Ginger People aus Kalifornien) Datteln, Oliven und Würsten aber ich gebe es gerne zu, dass ich mein Augenmerk auf dieser Messe immer gerne in die Ferne richte und weniger auf die hiesigen Produzenten. Das möge man mir nachsehen, denn meist findet sich deren Angebot in Kürze im nächsten Bioladen.
Da sind ja wirklich coole Sachen dabei! Wir mögen solche „Spezial Sachen“ immer echt gerne und probieren da auch viel aus. Manchmal ist es richtig gut .. manchmal hätte man es sich auch sparen können ;)
Ich war so gerührt, dass mir auch fast die Tränen kamen. Danke. Und so schön, was ein Buch bewirken kann.
„Plantemageren“ liest sich verheißungsvoll.
Lila Reis habe ich vor vielen Jahren im Dritte-Welt-Laden in der Gedächtniskirche entdeckt und hatte damit ein originelles Geburtstagsgeschenk für eine Freundin.
Mögen die gelobten, gepriesenen und neugierig machenden Produkte ihren Weg in den Handel finden.
Merci für die Reportage.
Liebe Thea,
das ist das Schönste überhaupt – die Menschen, die ich durch dieses Buch kennengelernt habe. Allein dafür hat sich dieses Buch gelohnt. Danke fürs Mitfühlen.
liebe Grüße
Claudia