Ich bin immer wieder aufs Neue begeistert, wenn Einkaufen zu einer kleinen Bildungsreise aufgewertet wird. So geschehen gestern auf dem Viktualienmarkt, als ich auf der Jagd nach Knollenziest war. Ich hatte ein altes Kochbuch über Wurzelgemüse auf einem Flohmarkt entdeckt, und da die meisten davon ja bekanntlich jetzt Saison haben, war ich froher Hoffnung, dort fündig zu werden. Am ersten großen Gemüsestand angekommen, fragte ich danach. „Knollen..was?“ , „Knollenziest“ , „ kenn ich nicht, haben wir nicht“. Das fängt ja gut an. Ich fühlte mich spontan eine Werbung erinnert mit dem Slogan ‚wir lieben Lebensmittel’ – die junge Verkäuferin hatte davon garantiert noch nie was gehört. Ihre Kollegin kam ihr zu Hilfe und ich erklärte noch mal, was ich eigentlich suche. Knubbelige, kleine Wurzeln. „Ach, Sie meinen Stachys! Hier heißen die Stachys. Haben wir nicht.“
Immerhin war ich nun schlauer. Und zog mit meinem frisch erworbenen Wissen gleich weiter zum nächsten Stand. Aber auch hier Fehlanzeige. Beim übernächsten angekommen, fragte ich also gleich nach Stachys.
„Stachys?“
„Sie heißen auch Knollenziest, oder japanische Artischocke oder Crosnes (ausgesprochen klingt das allerdings wie Krohn)“…. langsam verzweifelte ich, ob der fragenden Blicke.
Und wieder erklärte ich das mit den Knubbelwurzeln.
„Sie meinen Crossnis!“ Aha! Kaum dreißig Meter weiter, und schon haben meine Wurzeln wieder einen neuen Namen bekommen.
Und da lagen sie dann auch. Klein, weiß, knubbelig – das heutige Objekt der Begierde!
Dass ich sie ausgerechnet am wohl teuersten Stand des gesamtes Marktes gefunden hatte, schmerzte zwar ein wenig, aber immerhin hatte ich sie gefunden. Die Verkäuferin war sogar so herzallerliebst, dass sie mir noch eine Handvoll umsonst mit drauf gegeben hatte.
Da ihr Eigengeschmack wirklich an die Artischocke erinnert, habe ich mich von einem mediterranen Gericht inspirieren lassen, wo ich die Artischocke kurzerhand durch die Knollenbiester ersetzt habe. Süden im Dezember eben.
Für 2 Personen
300 gr Knollenziest, Stachys, Crosnes
1 EL Butter
250 gr frische Tagliatelle
1 Knoblauchzehe
Saft von zwei Zitronen
1 El Haselnussöl
2 El Olivenöl
½ Bund gehackte Petersilie
einige Blättchen frischer Majoran
Salz, frischer Pfeffer
Die Knollen waschen und mit einer Pilzbürste säubern. Dunkle Stellen abschneiden. In einem breiten Topf mit der Butter andünsten und mit etwas Wasser ablöschen. Knapp 10 Minuten im geschlossenen Topf bissfest dünsten. Salzen. Währenddessen die Nudeln in Salzwasser kochen. Den Knoblauch in Olivenöl anbraten, den Zitronensaft dazugeben und einkochen lassen. Mit Zucker soviel von der Säure nehmen, dass es angenehm wird. Die sämig eingekochte Sauce mit Salz abschmecken. Die fertig gekochten Nudeln in der Sauce mit der frischen Petersilie und dem Majoran wenden. Auf Teller verteilen und den Knollenziest drüber.
Ich sollte meine Knollen ‚mal ausbuddeln und das nachkochen