15. November 2020

Tohru Nakamuras „Umai Streetfood Market“ über japanische Burger und Zusammenhalten in schwierigen Zeiten

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Wir Münchner haben es gut. In der vergangenen Woche eröffnete Tohru Nakamura unweit des Marienplatzes in einem Innenhof seinen Umai Streetfood Market. Auf der Speisekarte zum Mitnehmen stehen ein „Yakitori“ Burger mit gegrilltem Maishendl, Spitzkohl, Sojazwiebeln, Fenchel-Pickles und Spicy Crunch und eine Veggie Variante  – „Hokkaido“ Burger mit Kürbis in knuspriger Pankokruste, Ingwer-Mayo, Zwiebel-Pickles und Kürbiskernen. Ich habe ihn besucht, um mich umzuschauen und natürlich um zu probieren.

Ich kenne Tohru seit einigen Jahren, ich bin begeistert von seiner unglaublichen Kreativität mit der er die kulinarische Tradition Japans in seine Küche einwebt und mit lokalen Zutaten aufregende, neue Kombinationen entwickelt. Klar, mag man denken, so etwas darf man erwarten, wenn man vielfach ausgezeichnet wurde, aber wer die Gelegenheit hat, sich mit ihm darüber zu unterhalten, der spürt, welche Kraft und Kreativität ihn antreibt. Er liebt das was er tut. Darüber hinaus ist er sympathisch und nahbar und als ich ihn vor drei Jahren fragte, ob er Lust habe, mir ein Rezept für mein erstes Buch beizusteuern, sagte er spontan ja. Es wurden sogar zwei wunderbare Rezepte. Gemeinsam knieten wir bei Minusgraden auf dem eisigen Steinboden im Hinterhof des Geisels Werneckhof und hatten wirklich nur Sekunden für ein gutes Foto, bis das Miso-Soufflé zusammenfallen würde. Und so hat es mich im Frühsommer sehr berührt, als ich erfahren musste, dass die Türen dieses Restaurants nicht wieder öffnen würden. Zu klein und somit nicht tragbar mit all den Corona Auflagen. Ich durfte es kennenlernen dieses kleine Universum mit seinen wunderbaren Menschen. Und es waren vor allem diese Menschen, die zusammenhalten wollten. Anfang Oktober eröffneten sie den „Salon Rouge“ (wo heute unten im Hof der Streetfood Market ist). Und das Konzept wurde mit Begeisterung angenommen. Man war bis Ende März kommenden Jahres ausgebucht. Anfang November dann der nächste Lockdown. Wieder mussten Tohru und seine Mannschaft den Laden zusperren. Und so entstand die Idee vom Streetfood Market.

diese Figur stammt noch aus früheren Wirtshauszeiten. Der japanische Schirm steht ihr gut.

die „crazy potato“ Umami Bombe

Über 500 Burger gehen hier jeden Tag über den Tresen

 

Sterneküche und Fastfood – wie verträgt sich das?

Wenn sich ein Sternekoch diese Frage stellt, so ist das nicht ganz unberechtigt. Würde es seinem Image schaden, wenn er sich auf ein kulinarisch niedrigeres Terrain begeben würde? Andererseits sind da auch seine regelmäßigen Beiträge in der Süddeutschen Zeitung, wo es eher um „Home-cooking“ als Sterneküche geht. Die Antwort war also ein klares Nein. Und der Erfolg gibt ihm recht. Mehr als fünfhundert Burger gehen jeden Tag über den Tresen (Dienstag bis Samstag). Davon Dreiviertel mit Huhn und ein Viertel entfällt auf den vegetarischen Hokkaido Burger. Am ersten Tag ist man bereits zwei Stunden vor dem offiziellen Ende ausverkauft. Auch Johannes Schwarz macht mit. Der Naturland-Gärtner aus Johanneskirchen liefert seit vielen Jahren besondere Gemüse und Kräuter an die gehobene Gastronomie. Er muss schmunzeln, wenn er von den Schlangenbohnen erzählt, die er auf besonderen Wunsch Tohrus immer wieder anbaut. Zum Streetfood Market hat er einen Wildkräutersalat mitgebracht. Außergewöhnliche Micro-Greens zu einem würzigen Dressing. Außerdem bietet er Samen für rare Tomatensorten und Chilis in unterschiedlicher Schärfe an.

Der Naturlandgärtner Johannes Schwarz bereitet den Wildkräutersalat vor

pretty & green

Und ist das jetzt alles „umai“ (lecker auf Japanisch)?

Zuerst probiere ich den Yakitori Burger. Ich knabbere mich am Huhn entlang zum Brötchen. Der „Lack“ womit das gegrillte Huhn nochmal extra glasiert wurde, ist schön rund und von fülliger Würze. Der gepickelte Spitzkohl bietet hier einen schönen Kontrast (ich finde Spitzkohl ja immer viel eleganter als herkömmliches Weißkraut). Der Fenchel gibt noch zusätzlichen Crunch und die Mayonnaise, ja die schmeckt wie die geliebte Kewpie Mayonnaise aus Japan. Sie ist weicher, schmeichelnder und nur mit Eigelb gemacht. Ein wirklich schöner, opulenter Burger, der so schmeckt, als habe man die geliebten Yakitori-Spieße in ein luftiges Brötchen gepackt. Noch mehr überrascht mich allerdings der Hokkaido Burger. Hokkaido Kürbis ist ja an sich schon ein toller Kürbis, aber in dieser würzigen, unglaublich knusprigen Panko-Brösel Panade ist er ein Knaller. Toll mit den Kürbiskernen und der Ingwer-Mayonnaise. Auch die Kartoffel mit etwas Miso Aubergine ist ein kleines Umami-Bömbchen, wo noch Sesamsauce, Kräuter-Mayo und Wasabi-Crunch mit im Spiel sind. Diese „Crazy Potato“ ist einfach mal „crazy delicious“. Dazu nippe einen Glühsake, der richtig was kann. Für Sake-Puristen vielleicht ein wenig zu süß, aber wenn tatsächlich kommende Woche die ersten Schneeflocken rieseln sollen, dann werdet ihr euch noch um diesen „Aufwärmer“ reißen. Dann ist der perfekt.

Yakitori Burger

Hokkaido Burger

Der Glühsake kann was

 

Wenn Tohru davon erzählt, wie schön es ist, wieder mit seinem Team zu arbeiten, und dabei leuchten seine Augen, so glaubt man ihm das sofort. Dieses Team erlebt gerade ein neues Abenteuer und das machen sie wirklich gut. Alles was wir Münchner jetzt tun können, ist ihm auch in den kommenden Wochen die Treue zu halten (und so vielen anderen ebenfalls) und uns einen japanischen Burger zu gönnen. Ich mache das auf jeden Fall.

Umai Streetfood Market

Im Innenhof des SALON rouge by Tohru Nakamura

Dienstag bis Samstag von 11.30 Uhr bis 18 Uhr. Das Hygienekonzept sieht dabei vor, dass der Zugang über die Passage der Dienerstraße 20 erfolgt. Der Ausgang für die Gäste ist in der Burgstraße 5.

 

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